Lebensdaten
1904 – 2003
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Bad Reichenhall
Beruf/Funktion
Innenarchitektin
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 117423092 | OGND | VIAF: 789673
Namensvarianten
  • Troost, Gerhardine
  • Andresen, Sophie Gerhardine Wilhelmine
  • Troost, Gerdy (verheiratete)
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Zitierweise

Troost, Gerdy (verheiratete), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117423092.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolf Gerhard Andresen (* 1877), aus Bremen, Untern., Inneneinrichter;
    M Maria Luise Müller;
    B Friedel Andresen (1909–35);
    Paul Ludwig Troost (s. 1); kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der höheren Mädchenschule in Düssseldorf 1910–20 arbeitete T. in unbekannter Funktion im Einrichtungsbetrieb ihres Vaters, den Dt. Holzkunstwerkstätten in Bremen. Eine künstlerische Ausbildung absolvierte sie nicht. 1925 heiratete sie den 26 Jahre älteren Paul Ludwig Troost, den sie 1923 in Bremen kennengelernt hatte, und wirkte fortan in dessen Münchner Atelier beratend mit. Ende Nov. 1930 lernte sie Hitler kennen, nachdem ihr Mann kurz zuvor mit der Umgestaltung des ehem. Palais Barlow zur Parteizentrale der NSDAP beauftragt worden war. 1932 trat sie – wie ihr Mann – in die NSDAP ein.

    Nach dem Tod Troosts im Jan. 1934 führte T. dessen Büro mit dem langjährigen Mitarbeiter Leonhard Gall (1884–1952) weiter, um die im Bau befindlichen Parteibauten, wie u. a. das „Haus der Deutschen Kunst“, zu vollenden. Dabei setzte sie sich mit Nachdruck für die Realisierung dieser Bauten im Geiste ihres Mannes ein.

    1938 und 1943 gab T. zwei Bände „Das Bauen im Neuen Reich“ heraus, von denen der erste mit 49 000 Exemplaren eine der populärsten Architekturpublikationen der NSZeit wurde. Konzept, Texte und Bildauswahl stammten von Kurt Trampler (1904–69), wobei T. als Herausgeberin maßgeblichen Einfluß nahm. Der hier gebotene Querschnitt durch das nationalsozialistische Bauschaffen sollte die herrschende Ideologie auch publizistisch untermauern, der zweite Band war mit Rüstungs- und Industriebauten sowie Denkmalsentwürfen der Architektur im Krieg gewidmet.

    Daneben hatte T. bei zahlreichen Interieurs, mit denen Hitler das „Atelier Troost“ betraut hatte, z. B. für die Kanzlerwohnung in der Reichskanzlei Berlin (1933–35) und den Berghof am Obersalzberg (1935–36), die künstlerische Leitung inne. Anfang 1939 wurde das Atelier aufgelöst, da T. und Gall nun unterschiedliche Aufgaben zugewiesen bekamen: Während Gall einzelne Großbauten, z. B. das „Haus der Deutschen Architektur“ in München für die Nationalsozialisten projektierte, übernahm T. in Hitlers Auftrag die Produktion der höherwertigen Ehrenurkunden, insbesondere der militärischen nach Kriegsbeginn (v. a. für das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes).|

    T. verstand sich als Verwalterin des künstlerischen Erbes ihres Mannes. Ähnlich den von ihm zwischen 1927 und 1934 entworfenen Einrichtungen sind die unter ihrer Regie entstandenen Interieurs in einem biederen, neoklassizistischen Art Déco gehalten. Eigene Entwürfe – für Einrichtungen oder Urkunden – sind von ihr nicht bekannt. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit war T. im Dritten Reich eine der engsten Beraterinnen Hitlers in künstlerischen oder allgemein kulturellen Angelegenheiten, wobei ihr Einfluß, v. a. in München, erheblich war. Als Mitglied der siebenköpfigen Jury bestimmte sie die Auswahl der Werke für die erste „Große Deutsche Kunstausstellung“ 1937 entscheidend mit. 1938/39 war sie außerdem maßgebliches Jury-Mitglied bei den beiden „Dt. Architektur- und Kunsthandwerksausstellungen“. Einzig bei diesen Anlässen trat sie öffentlich in Erscheinung, während sie ansonsten kulturpolitische Ämter mied und zumeist im Hintergrund agierte. Mit Hitler selbst stand sie bis zum Ausbruch des Krieges in regelmäßigem Kontakt.

    Nach 1945 für sechs Jahre unter Hausarrest, verlor T. einen Großteil ihres Vermögens. Im Entnazifierungsverfahren wurde sie zunächst als „Haupttäter“, 1950 dann als „Minderbelastete“ eingestuft und erhielt eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Erfolglos versuchte sie, als Einrichtungsberaterin wieder Fuß zu fassen, war deshalb auf private Zuwendungen aus ihrem früheren Umfeld angewiesen und lebte zurückgezogen am Chiemsee, seit 1966/67 in Bad Reichenhall-Marzoll. Dabei pflegte sie weiterhin gelegentlich Kontakt v. a. zu Winifred Wagner (1897–1980).

  • Auszeichnungen

    A Prof.titel (1937, 1950 entzogen);
    Silberne Ehrenmedaille d. Bayer. Ak. d. Bildenden Künste (1937);
    Mitgl. d. künstler. Beirats d. Bavaria Filmkunst GmbH (1938);
    Goldenes Parteiabzeichen d. NSDAP (1943).

  • Werke

    Weitere W u. a. Einrichtungen: Hitlers Privatwohnung, 1935–36;
    Führerbau u. Verwaltungsbau, 1935–37;
    Haus d. Dt. Kunst, 1936–37;
    Prinz-Carl-Palais, 1936–37;
    Kaulbach-Villa, 1937, alle München;
    Urkk.: Dt. Nat.preis f. Kunst u. Wiss, 1937;
    Großkreuz d. Ordens v. Dt. Adler, f. Mussolini, 1937;
    Nachlaß: Bayer. Staatsbibl.;
    Bayer. HStA, beide München;
    Library of Congress, Washington DC.

  • Literatur

    L Die Tagebücher v. Joseph Goebbels, T. I u. II, hg. v. E. Fröhlich, 1987–96;
    E. v. Seckendorff, Monumentalität u. Gemütlichkeit, in: Bürokratie u. Kult, hg. v. I. Lauterbach, J. Rosefeldt u. P. Steinle, 1995, S. 119–46;
    S. Brantl, Haus d. Kunst, 2007, S. 36–41;
    M. Schad, Sie liebten den Führer, 2009, S. 150–84 (P);
    M. Steinkamp, Fotografierte Weltanschauung, G. T.s „Das Bauen im neuen Reich“ (1938), in: Architektur im Buch, hg. v. B. Dogramaci u. S. Förster, 2010, S. 155–68;
    T. Nüßlein, G. T., Urkk. u. kunsthandwerkl. Arbb. 1937–1945, in: Militaria 34, 2011, H. 4, S. 128–36; ders., Paul Ludwig T. (1878–1934), 2012, S. 174–83 (Qu, L
    , P);
    ThB 33, S. 428;
    Kulturlex. Drittes Reich (fehlerhaft).

  • Porträts

    P zwei Porträts v. P. L. Troost, Öl/Lwd., 1930–32 (Verbleib unbek.); Bronzebüste v. B. Eyermann, 1937 (Privatbes.), Abb. in: Auktionskat. Hermann Historica, München, 45. Auktion, Bd. III, 2003, S. 163; Photogrr. v. H. Hoffmann (Bayer. Staatsbibl., München, Bildarchiv); 3 Photogrr., Abb. in: Schad (s. L), Nr. 13–15

  • Autor/in

    Timo Nüßlein
  • Zitierweise

    Nüßlein, Timo, "Troost, Gerdy" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 449-450 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117423092.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA