Genealogie

V →Friedrich August (1794–1850), 1825 Faktor, später Oberfaktor in d. Buchdruckerei v. F. A. Brockhaus in L. (s. Börsenbl. f. d. Dt. Buchhandel 1850, Nr. 67, S. 864), S d. Carl August, Schuhmacher, u. d. Johanna Christiana Steyer;
M Friederica Juliana Wilhelmina Jacob (1798–1858);
3 B →Carl August (1828–50), in d. Buchdruckerei v. F. A. Brockhaus tätig, →Carl Rudolph (1836–69), studierte 1852–57 Theol. u. Philol., Korrektor d. Conversations-Lex. b. F. A. Brockhaus, →Woldemar Heinrich (1839–61), Gehilfe b. B. Westermann & Co. in New York (s. Börsenbl. f. d. Dt. Buchhandel, 1861, Nr. 159, S. 2840), Schw Maria Wilhelmine (* 1830), Louise Amalia (* 1834).

Biographie

Nach dem Besuch der Bürgerschule und Realschule in Leipzig trat T. Ostern 1847 als Buchhandlungslehrling in die Abteilung des Kommissionsgeschäfts bei „F. A. Brockhaus“ in Leipzig ein, wo bereits sein Vater und sein älterer Bruder arbeiteten. →Der Firmeninhaber Heinrich Brockhaus (1804–74) übertrug dem begabten Gehilfen die Pflege der Brockhausschen Privatbibliothek. Daneben beschäftigte sich T. mit dt. Literaturgeschichte sowie Bibliographie und publizierte erste bibliographische Arbeiten. 1856 wurde ihm die Leitung der Firma „F. A. Brockhaus’ Sortiment und Antiquarium“ übertragen, die infolge der Umstrukturierung bei „F. A. Brockhaus“ aus den zusammengefaßten Import- und Exportgeschäften sowie dem Antiquariat hervorging. T. baute das Unternehmen, auch aufgrund seiner Geschäftskontakte, die er bei Reisen nach Frankreich, England, Belgien und die Niederlande geknüpft hatte, kontinuierlich aus. Er kaufte beispielsweise in Amsterdam eine wertvolle Sammlung von Schriften zur Geschichte Amerikas, die er 1861 in dem Katalog „Bibliothèque Américaine, Catalogue raisonné d‘une collection de livres précieux sur l’Amérique parus depuis sa découverte jusq’à l’an 1700“ beschrieb. Er redigierte die seit 1856 von „F. A. Brockhaus“ begonnene „Allgemeine Bibliographie“ 1856–62, den „Central-Anzeiger für Freunde der Literatur“ 1858–62 und die „Bibliografia polska“ seit 1861. In Anerkennung seiner Verdienste wurde T. am 1. 5. 1862 Teilhaber der Firma „F. A. Brockhaus’ Sortiment und Antiquarium“.

In seinen letzten Lebensjahren trug T. eine Sammlung von Werken Friedrich Schillers zusammen, um eine Bibliographie zu erstellen, wie sie 1848 Salomon Hirzel für Johann Wolfgang v. Goethe vorgelegt hatte. Wegen der zahlreichen Arbeiten anläßlich des Schillerjubiläums 1859 und der damit einhergehenden neuen Erkenntnisse überarbeitete T. die bereits im Satz vorliegende Bibliographie bis zu seinem Tod. Sie wurde postum mit einem Vorwort von Heinrich Brockhaus 1865 veröffentlicht und diente →Herbert Marcuse 60 Jahre später als Grundlage für eine erweiterte Schiller-Bibliographie. Die von T. angelegte Sammlung von Schiller-Literatur umfaßte mit wenigen Ausnahmen die 215 in seiner Bibliographie aufgeführten Werke. Nach seinem Tod gelangte die Bibliothek in den Besitz der Familie Brockhaus und wurde auf ca. 500 Bände erweitert. Sie wurde nach dem Tod →Hans Brockhaus’ (1888–1965) von dem Antiquar →Jürgen Voerster in Stuttgart erworben, der die ehemals Trömelsche Schiller-Bibliothek 2005 zum Verkauf anbot.

Auszeichnungen

A Mitgl. d. Buchhandlungs-Gehilfen-Ver., Leipzig u. d. Ver. d. Buchhändler z. Leipzig (1852).

Werke

W Die Lit. d. dt. Mundart, e. bibliogr. Versuch, in: Petzholdt’s Anz. f. Bibliogr. u. Bibl.wiss. 1854, H. 1, S. 1–15, H. 2, S. 34–44, H. 3, S. 67–73 u. H. 4, S. 101–07;
Bibliogr. Privatdrucke, n. Martin’s „Bibliogr. Cat. of Privately Printed Books“, 1855;
Uebersicht d. wichtigeren Erscheinungen auf d. Gebiete d. Bibliogr. im J. 1854, in: Anz. f. Bibliogr. u. Bibl. wiss., 1855, H. 1, S. 1–18 u. H. 2, S. 35–39;
Justinus Kerner, in: Album schwäb. Dichter II, 1861, S. 36–64; Schiller-Bibl., Verzeichniß derjenigen Drucke, welche d. Grundlage d. Textes d. Schiller’schen Werke bilden, aus d. Nachlaß v. P. T., hg. v. H. Brockhaus, 1865, ²1924.

Literatur

L J. Petzholdt, in: Neuer Anz. f. Bibliogr. u. Bibl. wiss. 1863, H. 2, S. 37–41, ders., in: Börsenbl. f. d. Dt. Buchhandel 30, 1863, S. 370 f.;
H. Brockhaus, ebd. 33, 1866, S. 757–60 (W-Verz.);
E. Carlsohn, Antiquar P. T., d. Schillerbibliograph, ebd. (Frankfurter Ausg.) 15, 1959, S. 378–81.

Porträts

P Tuschzeichnung (Brustbild), anon., um 1863 (Dt. Buch- u. Schriftmus. d. Dt. Nat.bibl. Leipzig); Photogr., Abb. in: H. E. Brockhaus, Die Fa. F. A. Brockhaus v. d. Begründung bis z. hundertj. Jub., 1805–1905, 1905, n. S. 170

Autor/in

Zitierweise

Staniek, Carola, "Trömel, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 435 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117451274.html#ndbcontent