Lebensdaten
1808 – 1878
Geburtsort
Lemgo (Lippe)
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Verlagsbuchhändler ; Bibliograph
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118684809 | OGND | VIAF: 73925672
Namensvarianten
  • Engelmann, Wilhelm
  • Engelmann, Guilielmus
  • Engelmann, Guillaume
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Zitierweise

Engelmann, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118684809.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilh. Frdr. (1785–1823), Buchhändler, E des Pachtmüllers Gottfr. in Wyhra b. Borna;
    M Henr. Wilhelmina ( 1853), T des Branntweinbrenners Wilh. Kracht in Lemgo;
    1839 Christiane Therese ( 1907), T des Frdr. Christian Aug. Hasse (1773–1848), Prof. der hist. Hilfswissenschaften in Leipzig, Schriftst. (s. ADB X); Schwager Frdr. Rudolf Hasse (1808–62), luth. Theol. (s. ADB X);
    3 S, 1 T, u. a. Rudolf (1841–88, 1874 Cara, T des Kunsthistorikers Anton Springer, 1891, s. ADB 35), 1863 Observator der Leipziger Sternwarte, seit 1874 im väterlichen Geschäft, betrieb auf s. Privatsternwarte hauptsächlich Messungen von Doppelsternen, 1881 Übersetzer u. Hrsg.: Newcomb Popular Astronomy (1878), eines später mehrfach aufgelegten Standardwerkes, Wilh. s. (2), Luise ( Albert v. Bezold, 1868, Physiologe, s. NDB II).

  • Biographie

    Der begabte, wissenschaftlich und künstlerisch vielseitig interessierte, an der Thomasschule in Leipzig humanistisch gebildete Buchhändlerssohn genoß bei Th. Enslin in Berlin eine gründliche buchhändlerische Lehre. Nach Wanderjahren, die ihn unter anderem zu Gerold in Wien und schließlich als Geschäftsführer nach Frankfurt/Main zu Varrentrapp führten, übernahm er 1833 in Leipzig die vom Vater 1811 als Kommissionsgeschäft gegründete Verlagsfirma. Rasch baute E. das herabgewirtschaftete Unternehmen zu einem der bedeutendsten Verlagshäuser des deutschen Buchhandels in seiner liberalen Epoche aus. Er verband die geschäftliche Initiative des Verlegers mit der des wissenschaftlichen Organisators und griff so nachhaltig in die Entwicklung vor allem der Naturwissenschaften ein. Der Ausstattung seiner Verlagswerke mit wissenschaftlich brauchbaren Abbildungen durch Verwendung des Holzschnitts, der Lithographie und des Lichtdrucks widmete er besondere Aufmerksamkeit. Seit 1848 verlegte er C. Th. von Siebolds Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. Später kennzeichnen K. Gegenbaur, E. Haeckel, H. Credner, P. Flechsig, die frühen Schriften von H. Driesch die Bedeutung seines Verlages. Von bedeutenden Vertretern der Geisteswissenschaften gewann er noch in Frankfurt Gervinus, dann den Historiker G. Weber und später Karl Binding, Wilhelm Wundt, A. Riehl. 1847 erschien bei E. Adolf Glaßbrenners „Berliner Volksleben“ mit den Illustrationen von Th. Hosemann, 1870 der 2. Teil des Quickborn von K. Groth. – Als Bibliograph an den „Bibliotheken“ Enslins geschult, bearbeitete er diese Fachbibliographien bis zu seinem Tode für den eigenen Verlag.|

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (Jena 1858).

  • Werke

    Bibliotheca mechanico-technologica, 1834; heute noch von Bedeutung: Bibliotheca historiconaturalis, 1846;
    Bibliotheca geographica, 1858;
    Bibliotheca scriptorum classicorum, 8. Aufl., neu bearb. v. E. Preuß, Abt. 1 u. 2, 1880-82; Veröff. als Kupf.sammler: Daniel Chodowiecki's sämmtl. Kupf., Beschrieben, mit hist.lit. u. bibliogr. Nachweisungen, d. Lebensbeschreibung d. Künstlers u. Register versehen, 1857.

  • Literatur

    ADB 48; Nachruf, in: Zs. f. wiss. Zool. 32, 1879, H. 2 (P);
    Verlagskat. v. W. E. in Leipzig bis Ende d. J. 1894, 1895;
    1811-1911, Jubiläumskat. d. Verlagsbuchhandlung E. in Leipzig, 1911 (P auch v. V Wilh. Frdr.);
    F. Schulze, Der dt. Buchhandel u. d. geistigen Strömungen d. letzten hundert J., 1925 (P);
    Lex. d. ges. Buchwesens I, 1935, Sp. 481 f.

  • Porträts

    Lichtdruck nach Stich v. A. Neumann (P-Slg. d. Dt. Staatsbibl., Berlin).

  • Autor/in

    Hans Lülfing
  • Zitierweise

    Lülfing, Hans, "Engelmann, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 517 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118684809.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Engelmann: Wilhelm E., Buchhändler zu Leipzig, einer jener Männer, die weniger aus ursprünglicher Liebe und Neigung als durch Verhältnisse veranlaßt wurden, sich dem Buchhandel zu widmen. Sein Vater betrieb in Lemgo eine Buchhandlung, und hier wurde E. am 1. August 1808 geboren. Später siedelte sein Vater nach Leipzig über, und der Sohn, noch ein Knabe, besuchte hier die Thomasschule in der Absicht, sich dem Gelehrtenberufe zu widmen. Infolge des frühzeitigen Todes seines Vaters sollte sich dieser Plan jedoch nicht verwirklichen. Die dadurch knapper gewordenen Mittel zwangen ihn, auf eine frühere Selbständigkeit Bedacht zu nehmen, und so entschloß er sich, dem Buchhandel sich zuzuwenden. Er hat diesen Entschluß nicht zu bereuen gehabt, denn ihm war es vergönnt, sich eine Stellung innerhalb dieser Berufssphäre zu verschaffen, wie sie nur Wenigen erreichbar ist. Seine Lehrzeit genoß er bei Th. Chr. Fr. Enslin in Berlin und bei diesem alten ehrenwerthen und ehrenfesten Manne legte er die Grundlage für sein gesammtes ferneres ersprießliches Wirken. Unter dessen persönlicher Leitung gewann er eine tüchtige Ausbildung, wie er auch freundliche Aufnahme im trauten Familienkreise seines Lehrherrn fand. Der lebhafte Verkehr, welchen die Enslin’sche Buchhandlung mit einer großen Anzahl hervorragender Gelehrten unterhielt, war von wohlthuendem Einfluß auf die empfängliche Natur Engelmann's und manches freundschaftliche Verhältniß hat sich später daraus entwickelt. Hier auch empfing er die erste Anregung zur späteren Bearbeitung|seiner buchhändlerischen Fachkataloge, denn sein. Lehrherr hatte selbst eine Reihe derartiger Fachwerke herausgegeben. Nach beendeter Lehrzeit war E. in dem angesehenen Geschäft von J. G. Heyse in Bremen thätig, woselbst ihm auch Gelegenheit geboten wurde, ausführlichere Kenntniß vom Druckereiwesen zu erlangen. Nach einem weiteren Aufenthalte bei Gerold in Wien und Varrentrapp in Frankfurt a. M. kehrte er 1833 wieder nach Leipzig zurück und trat nunmehr ins väterliche Geschäft ein, das durch seine rührige Kraft bald neues Leben und neuen Aufschwung erhielt. Er entwickelte eine staunenerregende Thätigkeit. Seine frühere Bekanntschaft mit Gervinus bekam jetzt praktischen Werth, indem er dessen berühmte Werke verlegte. E. pflegte vornehmlich Philologie, Medicin und Naturwissenschaften und die große Reihe hervorragender Geister, welche zu seinen Autoren zählten, verliehen seinem Geschäft einen Aufschwung und ein Ansehen, daß es zu den ersten Verlagshäusern gehörte. Die großen Erfolge, welche er mit den Werken eines G. Weber, Gervinus, Heusinger von Waldegg, Kölliker erzielte, begründeten seinen Wohlstand. Hier stand er auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Bei seinem Heimgange am 23. December 1878 verschied eine Zierde des deutschen Buchhandels. Sein Wirken fand Anerkennung durch Verleihung des Doctortitels honoris causa seitens der Jenenser Universität, einer Ehre, der er sich mit Berechtigung freuen durfte. Eine treue Stütze hatte Wilhelm E. an seinem Bruder Theodor E. gefunden, der in den Jahren 1852—76 ihm als Procurist zur Seite stand. — Nach dem Tode Dr. W. Engelmann's kam das Geschäft an seine Wittwe und seinen Sohn Dr. Rud. Engelmann, welch' letzterer, unfreiwillig wie sein Vater, Buchhändler wurde, denn er hatte die wissenschaftliche Carrière bereits mit Erfolg betreten. Von Beruf Astronom, hatte er sich als Observator der Leipziger Sternwarte bereits einen Namen erworben; der Tod seines Vaters und später der seines Bruders Paul rief ihn an die Spitze des verwaisten Hauses, dem er nunmehr seine Kraft widmen mußte, ohne jedoch ganz dem Gelehrtenberuf zu entsagen. Er führte dem altberühmten Hause viele hervorragende Verbindungen zu, aber der schaffensfreudige Mann erlag zu früh den vielen Obliegenheiten, die seine Stellung und sein Beruf für ihn in sich schlossen. Im J. 1888 entriß ihn der Tod plötzlich seinem Wirkungskreise. Von ihm ging das Geschäft an seine Wittwe über, die den seitherigen Procuristen Emanuel Reinicke als Theilhaber aufnahm und mit ihm die Firma den alten Traditionen gemäß weiterführt.

  • Autor/in

    Karl Fr. Pfau.
  • Zitierweise

    Pfau, Karl Friedrich, "Engelmann, Wilhelm" in: Allgemeine Deutsche Biographie 48 (1904), S. 378-379 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118684809.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA