Dates of Life
1894 – 1993
Place of birth
Altona bei Hamburg
Place of death
Hamburg-Wohldorf
Occupation
Kaufmann ; Stifter
Religious Denomination
lutherisch
Authority Data
GND: 119227797 | OGND | VIAF: 139922
Alternate Names
  • Toepfer, Alfred Gustav Carl Kurt
  • Toepfer, Alfred C.
  • Toepfer, Alfred Carl
  • more

Relations

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Citation

Toepfer, Alfred, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119227797.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    Aus Kaufmannsfam. in Erfurt;
    V Carl (1870–1959), Seemann, Kpt. d. Handelsmarine, seit 1893 in d. Pianoforte-Fabrik Steinway & Sons in H., zuletzt bis 1915 Betriebsleiter, gründete d. Cato Handels GmbH f. Vertrieb v. Papierartikeln f. d. Bäckerei- u. Konditoreifachhandel;
    M Engel Maria Volkmer (1861–1937), T e. Bauern in Scheeßel b. Rotenburg/Wümme (Niedersachsen);
    3 jüngere B (2 im 1. Weltkrieg) Ernst ( 1941), 1 jüngere Schw;
    1922 Emma (Emmele) Klima (1897–1985), führte d. Fa. d. Schwieger-V weiter, T e. Kaufm. in H.;
    4 S (1 früh †) Helmuth (* 1926), Hermann (* 1928), Heinrich A. (* 1930, Birte Oldendorf, 1945–2010, seit 1990 Mitgl., 1997–2005 Vors. d. Stiftungsrats d. Alfred-Toepfer-Stiftung F. V. S., s. FAZ v. 17. 11. 2010, wohl T d. Egon Oldendorf, 1900–84, Reeder in Lübeck u. H.), 2 T Gerda (1925–2000, Peter Gf. Erdödy de Monyorókerék et Monoszló, * 1902, Dipl.-Landwirt, Bibl., Rr. d. bayer. St. Georg-Ordens, Ehren- u. Devotionsrr. d. souveränen Malteserrr.ordens, s. GHdA 112, S. 152), Lore (* 1936).

  • Biographical Presentation

    T. wuchs in sozial beengten Verhältnissen auf, die sich mit dem beruflichen Aufstieg des Vaters stetig verbesserten. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er seit 1909 eine kaufmännische Lehre und erwarb, während er bereits berufstätig war, mit Abendkursen 1913 die Mittlere Reife. 1912 schloß er sich einer Gruppe des Wandervogels an und nahm 1913 am Freidt. Jugendtag auf dem Hohen Meißner teil. In der bürgerlich-gymnasial geprägten Wandervogel-Bewegung wurden seine weltanschaulichen Vorstellungen geformt, die seine Biographie beeinflußten, v. a. die Liebe zu Natur und Heimat mit zeittypisch völkischem Beiklang. Bestimmend wurde für ihn die Vorstellung eines von Holland bis ins Baltikum reichenden „niederdt.“ Raums, der einen Kern Europas bildete und an dessen Grenzen Deutsche als Minderheiten siedelten. Im 1. Weltkrieg leistete T., der sich am 3. 8. 1914 als Freiwilliger meldete, Kriegsdienst als Infanterist im Osten und Westen, wurde mehrfach verwundet und im Jan. 1919 im Rang eines Leutnants demobilisiert. Danach nahm er bis Ende 1919 als Führer einer berittenen Maschinengewehr-Abteilung des „Landesjägerkorps“ von General Georg L. R. Maercker (1865–1924) an den Kämpfen gegen revolutionäre Arbeiter in Mitteldeutschland teil.

    1920 gründete T. zusammen mit Carl Trautwein (1885–1936) in Hamburg das Unternehmen „Alfred C. Toepfer“, das sich auf den weltweiten Handel von Getreide konzentrierte und rasch expandierte. Kaufmännischer Erfolg und gesellschaftliches Engagement gingen Hand in Hand. Seine Mitgliedschaft im konservativ-revolutionären Hamburger Nationalklub seit 1919 eröffnete ihm Geschäftskontakte und politische Verbindungen. Sein wachsendes Vermögen – seit 1925 war er Alleininhaber des Unternehmens – ermöglichte es T., als Mäzen zu wirken, zunächst im Jugendherbergswesen; der zeitgenössische Jugendkult war ein Kern der Idee eines dt. Wiederaufstiegs. Auch die Förderung des Naturschutzes wurde zu T.s Lebensthema. Er unterstützte finanziell den „Nationalbolschewisten“ Ernst Niekisch (1889–1967) und dessen Zeitschrift „Widerstand“, wo er auch den zeitweise für ihn tätigen Graphiker A. Paul Weber (1893–1980) sowie Ernst (1895–1998) und Friedrich Georg Jünger (1898–1977) kennenlernte.|

    In den Jahren der Weltwirtschaftskrise erwarb T. mehrere landwirtschaftliche Güter in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg und stellte das dort gelegene Schloß Kalkhorst dem „Volksbund für das Deutschtum im Ausland“ als „Reichsführerschule“ zur Verfügung. Hohe Funktionäre der NSDAP und der SS waren auf den Gütern zu Gast. 1931 gründete T. die „Stiftung F.V.S.“, die der Förderung des dt. Volkstums in Europa, v. a. in den angrenzenden Gebieten anderer Staaten dienen sollte. In den Stiftungsrat berief er u. a. den Historiker und späteren (1934–38) nationalsozialistischen Rektor der Univ. Hamburg, Gustav Adolf Rein (1885–1979), an dem er auch nach dem 2. Weltkrieg festhielt, sowie den ersten Präsidenten der Reichsschrifttumskammer, Hans Friedrich Blunck (1888–1961). Bis 1935 stiftete T. zahlreiche Kulturpreise, die jeweils mit akademischem Gepränge in verschiedenen Universitäten von Substiftungen der Stiftung F.V.S., u. a. der „Johann Wolfgang v. Goethe-Stiftung“ als „volksdeutsche“ und der “Hansischen Stiftung“ als „Hansische Preise“, verliehen wurden. Allerdings war T.s Verhältnis zum NS-Regime auch von Konflikten bestimmt. 1933 setzte er sich öffentlich für jüd. Kollegen ein, 1934 wurde der von ihm verschickte Rundbrief „Marktberichte“ wegen Äußerungen gegen die NS-Wirtschaftspolitik verboten. 1937/38 war T. wegen Devisenvergehen ein Jahr inhaftiert. Für die Freilassung und Einstellung des Ermittlungsverfahrens mußte er offenbar im Gegenzug NS-Funktionären die Verfügungsgewalt über seine Stiftung einräumen. Sein Unternehmen eröffnete 1940 und 1942 in Posen, Krakau und Lemberg Niederlassungen. Im 2. Weltkrieg arbeitete T. in einer Abteilung für Minderheiten und politische Gruppierungen im Ausland für den militärischen Geheimdienst unter Admiral Wilhelm Canaris (1887–1945), wo er Kontakte zu franz. Autonomisten im Elsaß und in der Bretagne knüpfte, zuletzt leitete er ein Büro zur Bekämpfung des Schwarzmarkts in Frankreich.

    Nach T.s Internierung 1945–47 in brit. Lagern und seiner Einstufung im Entnazifizierungsverfahren als „nicht belastet“ wurde das 1945 beschlagnahmte Stiftungsvermögen wieder freigegeben. T. gelang rasch der wirtschaftliche Wiederaufstieg: Bereits 1950 besaß sein Handelshaus im Getreidehandel erneut eine führende internationale Position. Auch im „Osthandel“ engagierte sich das Unternehmen wieder, dessen Geschäftsanteile 1960 vollständig der Stiftung F.V.S. übertragen wurden. Die Arbeit der Stiftung galt nun der Einheit Europas, eine wiederum für die frühe Bundesrepublik zeittypische Gemengelage von Kontinuität, semantischem Umbau und neuen Akzenten im Rahmen der europ. Integration. Bei seinem Engagement für den Naturschutz trat T. v. a. für die Erhaltung der Lüneburger Heide und für die Errichtung von Naturschutzparks ein.

    T. wurde mit akademischen und politischen Auszeichnungen überhäuft. Öffentlich problematisiert wurde die Kulturarbeit seiner Stiftung im „Dritten Reich“ erst seit den 1990er Jahren. Die „Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.“ (so der Name seit 1994) beauftragte deshalb eine unabhängige Historikerkommission, der Georg Kreis, Gerd Krumeich, Hans Mommsen und Arnold Sywottek angehörten. Die Kommission kam zu dem Ergebnis, daß T. ein nationalistischer und völkischer Verfechter kultureller „Grenzlandarbeit“ war, der Kontakte zu hochrangigen Nationalsozialisten unterhielt, selbst aber kein Nationalsozialist und v. a. kein Antisemit war und sich nicht an jüd. Eigentum bereichert habe. Die Diskussion um T.s Rolle in der NS-Zeit hält an.

  • Awards

    A Ehrensenator d. Univ. Hamburg (1954) u. d. Univ. Wien (1974);
    Ehrenmitgl. d. Heimatbundes Niedersachsen (1961);
    Bgm.-Stolten-Medaille d. Stadt Hamburg (1970);
    Karl-Friedrich-Schinkel-Ring d. Dt. Nat. komitees f. Denkmalschutz (1981);
    Hamburger Bürgerpreis d. CDU Hamburg (1982);
    „Hebeldank“ d. Hebelbundes Lörrach (1989);
    Maecenas-Ehrung d. Arb. kreises selbständiger Kultur-Inst. e. V. (1991);
    Ehrenbürger d. Stadt Hamburg (1991);
    Dr. phil. h. c. (Basel 1973);
    Dr. sc. agr. h. c. (Kiel 1959).

  • Works

    W Erinnerungen aus meinem Leben 1894–1991, 1991.

  • Literature

    L G. Kreis u. a. (Hg.), A. T., Stifter u. Kaufm., 2000;
    ders., Zweifelhafter Umgang mit „zweifelhafter Vergangenheit“, Zum anhaltenden Streit um d. A.T.-Stiftung, in: ders., Vorgeschichten z. Gegenwart, Ausgew. Aufss., Bd. 3, 2005, S. 501–23;
    J. Zimmermann, Die Kulturpreise d. Stiftung F.V.S. 1933–1945, Darst. u. Dok., hg. v. d. A.-T.-Stiftung F.V.S., 2000;
    ders., A. T., 2008 (P);
    M. Pinto-Duschinsky, Der Kampf um Gesch., in: M. Fahlbusch u. I. Haar (Hg.), Völk. Wiss. u. Pol.beratung im 20. Jh., 2010, S. 313–36;
    NDBA;
    Hamburg Lex. (P);
    Film: A. T., Buch u. Regie Klaus Peter Dencker, Saarländ. Rundfunk, 1974; – Qu A.-T.-Archiv im Hanseat. Wirtsch.archiv, Hamburg.

  • Author

    Axel Schildt
  • Citation

    Schildt, Axel, "Toepfer, Alfred" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 325-326 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119227797.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA