Lebensdaten
1899 – 1981
Geburtsort
Bremen
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Bibliothekar ; Romanist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118757512 | OGND | VIAF: 109229367
Namensvarianten
  • Tiemann, August Hermann Friedrich Wilhelm
  • Tiemann, Hermann
  • Tiemann, H.
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Tiemann, August Hermann Friedrich Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118757512.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Albert, Polizeibeamter in B.;
    M Marie Brinkmann;
    Hamburg 1931 Franziska Singelmann (1900–68), aus H., Bibl.;
    2 T Margret (* 1937, Willem Grimm, 1904–86, Maler, Graphiker in H.-Blankenese, s. Vollmer; AKL), Kunsterzieherin, Barbara (* 1940), Dr. phil., Bibl.dir. in Berlin.

  • Biographie

    T. legte 1917 die Reifeprüfung am Gymnasium in Bremerhaven ab und immatrikulierte sich im Sommersemester an der Univ. Berlin. 1918 nahm er am 1. Weltkrieg teil und wurde in Frankreich schwer verwundet. 1919 setzte er sein Studium der roman. Philologie mit besonderer Berücksichtigung des Spanischen sowie der Anglistik und Germanistik in Tübingen und Göttingen fort, das er 1925 mit der Promotion bei dem Romanisten Alfons Hilka (1877–1939) und dem Staatsexamen abschloß. Im selben Jahr trat er als Hilfsarbeiter in die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg ein, legte 1928 sein bibliothekarisches Fachexamen in Berlin ab und wurde in Hamburg zum Bibliotheksrat ernannt. Am|2. Weltkrieg nahm T. als Meteorologe teil, nach Kriegsende trat er seine Tätigkeit in der Staats- und Universitätsbliothek Hamburg wieder an und wurde am 1. 8. 1945 zunächst vertretungsweise, am 21. 9. 1945 endgültig mit der Leitung betraut, ein Amt, das er bis zu seiner Emeritierung am 30. 9. 1967 innehatte.

    Die größte Herausforderung war für T. der Wiederaufbau der im 2. Weltkrieg fast völlig zerstörten Bibliothek, die nicht nur das Gebäude, sondern auch einen Großteil ihrer Bestände – mehr als 600 000 Bände – verloren hatte. Neben der Erwerbung von Neuerscheinungen wurden die entstandenen Lücken durch Käufe wichtiger Werke auf dem Antiquariatsmarkt geschlossen.

    T. engagierte sich auch überregional für das dt. Bibliothekswesen der Nachkriegszeit. Im Okt. 1946 lud er Kollegen der brit. Zone zu einem Bibliothekstag nach Hamburg ein und hielt u. a. einen programmatischen Vortrag „Vom Beruf des Bibliothekars“ (in: Probleme d. Wiederaufbaus im wiss. Bibliothekswesen, 1947, S. 137–46), in dem er forderte, die Bibliothekare des höheren Dienstes sollten sich neben der eigentlichen Berufsarbeit auch ihren jeweiligen Wissenschaftsgebieten widmen. T. war stellv. Vorsitzender des 1948 wiedergegründeten „Vereins Deutscher Bibliothekare“ und gab als Mitglied (1953–56 Vors.) des Bibliotheksausschusses der DFG und der Bibliothekskommission des Wissenschaftsrats wichtige Impulse. Besonders setzte er sich für die dezentrale Literaturversorgung durch den von ihm mitentwickelten Sondersammelgebietsplan der DFG ein.

    Neben seiner bibliothekarischen Tätigkeit war T. auch als Wissenschaftler an der Univ. Hamburg tätig. Nach seiner Habilitation im Fach Romanistik 1945 wurde er 1951 zum apl., 1962 zum o. Professor ernannt. Sein besonderes Interesse galt der Nachwirkung der span. Literatur in Deutschland. In der Lehre konzentrierte er sich auf das Altfranzösische.

    Als wichtiges Kommunikationsinstrument galten T. Zeitschriften. Er gehörte der Redaktion der „Hamburger akademischen Rundschau“ (1946–50) an und war mit Olaf Deutschmann (1912–89), Rudolf Grossmann (1892–1980) und Hellmuth Petriconi (1895–1965) einer der Begründer und Herausgeber des seit 1947 erscheinenden „Romanistischen Jahrbuchs“. Gemeinsam mit Hanns W. Eppelsheimer (1890–1972) und Gustav Hofmann (1900–82) rief er 1954 die „Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie“ ins Leben und blieb bis 1967 einer ihrer Mitherausgeber.

    Auf der Grundlage des 1950 durch die Hamburger Bibliothek erworbenen Klopstock-Nachlasses begründete T. 1962 gemeinsam mit den Germanisten Adolf Beck (1906–81) und Karl Ludwig Schneider (1919–81) die historisch-kritische Hamburger Klopstock-Ausgabe (seit 1974 im Erscheinen).

    Auch der Buchkunst galt sein Interesse: 1952–75 war er Vorsitzender der 1911 in Berlin gegründeten und 1946 in Hamburg wiedererstandenen Maximilian-Gesellschaft und prägte die Ziele dieser bibliophilen Vereinigung. In seinem Vortrag „Sammeln und Lesen“ (in: Philobiblon 1, 1957, S. 2–19) setzte er sich mit Begriff und Ziel der Bibliophilie auseinander.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Beiräte d. Westdt. Bibl. in Marburg (später: Staatsbibl. Preuß. Kulturbes.) u. d. Dt. Bibl. in Frankfurt/M.;
    – Humboldt-Medaille d. Dt. Ak. München (1939);
    Mitgl. d. Joachim Jungius-Ges. d. Wiss. (1947, zeitweise Vorstand);
    Ehrenmitgl. d. Maximilian-Ges. in Hamburg (1976).

  • Werke

    Weitere W u. a. Studien z. span. Dramatik in Flandern, Diss. phil. Göttingen 1923, z. T. gedr. in: Jb. d. Phil. Fak. d. Georg-August-Univ. zu Göttingen 1924, S. 40–42;
    Lope de Vega in Dtld., Krit. Gesamtverz. d. auf dt. Bibliotheken vorhandenen älteren Lope-Drucke u. -Hss. nebst Versuch e. Bibliogr. d. dt. Lope-Lit. 1629–1935, 1939; Hg.; Leben u. Wandel Lazaril v. Tormes, 1951; Meta Klopstock geb. Moller, Briefwechsel mit Klopstock, ihren Verwandten u. Freunden, 3 Bde., 1956; Der Roman v. d. Kgn. Sibille in drei Prosafassungen d. 14. bis 15. Jh., 1977; – Essays, Vortrr. u. Aufss. aus vier J.zehnten, hg. v. C. Voigt, 1974 (S. 256–62 W-Verz.).

  • Literatur

    L Libris et Litteris, FS f. H. T. (…), hg. v. Ch. Voigt u. E. Zimmermann, 1959 (S. 350–60 Verz. d. Veröff., Vorlesungen, Vortrr. u. Referate);
    H. Gronemeyer, in: Zs. f. Bibl.wesen u. Bibliogr. 28, 1981, S. 230–33;
    ders., in: Hamburg. Biogr. I;
    H. Braun, in: Joachim Jungius-Ges. d. Wiss. e. V., Jber. 1980–82, 1983, S. 41–44;
    Kürschner, Gel.-Kal. 1983;
    Lex. wiss. Bibliothekare; LGB².

  • Porträts

    P Bronzebüste v. E. Augustin, um 1967 (Staats- u. Univ.bibl. Hamburg)

  • Autor/in

    Horst Gronemeyer
  • Zitierweise

    Gronemeyer, Horst, "Tiemann, August Hermann Friedrich Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 265-266 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118757512.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA