Lebensdaten
erwähnt 17. – 21. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Unternehmer ; Pelzhändler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 1143713249 | OGND | VIAF: 2672151052026133530001
Namensvarianten
  • Thorer

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Zitierweise

Thorer, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1143713249.html [16.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Tätigkeit der T. im Kürschnergewerbe läßt sich bis 1618 zurückverfolgen, als Hans Georg anläßlich seiner Heirat im Kirchenbuch von Gera aufgeführt wird. Tobias Friedrich (1732–1800) ließ sich in Görlitz nieder und wurde hier zum Oberältesten der Kürschnermeister. Sein Urenkel Theodor Ernst (1828–94) erhielt seine Ausbildung zum Kürschner in Görlitz in der väterlichen Werkstatt und ging anschließend auf Wanderschaft u. a. in Frankreich und England, Österreich und der Lombardei. 1853 übernahm er das väterliche Unternehmen. Seit seiner Wanderschaft hatte er Kontakte zu den Kürschnern Louis Gnaedinger und Emmanuel Haeusgen, die in Kanada eine Fabrik für Pelzwaren betrieben. Die Zusammenarbeit mit ihnen eröffnete die Möglichkeit des Imports kanad. Felle und gleichzeitigen Exports europ. und asiat. Felle nach Kanada und damit den Übergang vom vorwiegend handwerklich geprägten zum kaufmännischen Unternehmen in größerem Umfang. 1862 übersiedelte Theodor aus Görlitz nach Leipzig, wo er die „Rauchwarenhandlung Theodor Thorer, Leipzig“, gründete. Diese Firma erweiterte er 1872 durch die Aufnahme des Kompagnons Louis Keller zu „Thorer & Keller“. Im selben Jahr trat sein ältester Sohn Ernst Alfred (1855–1910) in die Firma ein mit der Aufgabe, in den USA und in Kanada den Einkauf zu organisieren.

    1876 schied Keller als Kompagnon aus, seit 1875 arbeiteten Theodors zweiter Sohn Theodor Curt (1856–1918), seit 1876 auch der dritte Sohn Paul Albert (1858–1920) im Unternehmen mit. Zunehmend erfolgte, seit 1881 unter der Leitung Pauls, die Ausdehnung der Firma auf den russ. Markt und die steigende Bedeutung der russ. Ware (v. a. Persianer). 1883 nahm Theodor seine drei ältesten Söhne als Teilhaber auf, im selben Jahr errichtete er eine Fabrik mit Zurichterei und Färberei in Leipzig zur Bearbeitung asiat. Lammfelle und Herstellung von gefärbtem Bisam (Sealbisam). 1892 schied Theodor aus der Firma aus, 1893 sein Sohn Ernst. 1898 wurde auch der fünfte Sohn Max Julius Emanuel (1866–1925) Teilhaber des Unternehmens, in das außerdem Carl Praetorius, bisheriger Teilhaber der von dem vierten Sohn Theodors, Theodor Alexander (1861–1907) 1884 in St. Paul (Minnesota, USA) gegründeten Zweigniederlassung „Thorer & Praetorius Inc.“, und 1907 auch der Schwiegersohn Pauls, Paul Hollender (1883–1950), eintraten. Das Unternehmen unter der Leitung Pauls erreichte vor dem 1. Weltkrieg eine international führende Position v. a. durch die besondere Qualität der Färbung von Astrachan. Die Rohfelle wurden von Paul direkt in Nischni Nowgorod, Buchara (Usbekistan u. Turkmenistan) und Afghanistan gekauft. Er veranlaßte 1907 den ersten Transport reinrassiger, seit 1903 auf seine Initiative hin auch in Halle gezüchteter Karakulschafe in die dt. Kolonie Südwest-Afrika, aus der sich die bedeutende dortige Karakulzucht entwickelte.

    Nach dem 1. Weltkrieg kaufte das Unternehmen, das seit 1920 eine GmbH war, die Leipziger Firma „Rödiger & Quarch GmbH“ und betrieb den Pelzhandel weiter unter dem Firmennamen „Theodor Thorer“. Die „Theodor Thorer Inc.“, USA, wurde 1917 mit Verlust verkauft und 1925 als „Thorer & Hollender Inc.“ in New York neu gegründet. Die „Thorer& Hollender GmbH Leipzig“ war seit April 1937 unter Weiterführung des Firmennamens verpachtet. Nach der Liquidation des Berliner Rauchwarenhändlers „Georg Cohn GmbH“ im Zuge der „Arisierung“ 1938 wurde hier eine Zweigniederlassung der Pelzhandlung Theodor Thorer gegründet. Während des 2. Weltkriegs profitierte das Unternehmen von Wehrmachtsaufträgen, 1946 wurde es enteignet.

    In der unmittelbar nach Kriegsende in Hamburg neu gegründeten „Thorer & Hollender KG“ vertraten Paul Hollender als geschäftsführender Gesellschafter sowie weitere Kommanditisten die noch unmündigen Thorer-Erben. 1950 wurde Jürgen (1926–2009) Mitinhaber. In Offenbach wurde seit 1946 eine Zurichtungsfabrik betrieben, 1953 trug die Firma wieder den eingeführten Namen „Thorer & Co.“. Sie mußte 1994 mit zuletzt noch 150 Mitarbeitern Konkurs anmelden.

    Der verstaatlichte Betrieb in Leipzig wurde 1948 als „Abteilung Theodor Thorer“ in die Rauchwarenbetriebe der Stadt Leipzig eingegliedert. Später wurde das Unternehmen Teil des „VEB Stadtpelz“, dann des „VEB Brühlpelz“ und ging in das „VEB Kombinat Kunstleder und Pelzverarbeitung Leipzig“ über, das 1990 liquidiert wurde. Ein Nachfolgeunternehmen existiert nicht.

  • Auszeichnungen

    A zu Jürgen: Vors. (1978) u. Ehrenpräs. d. Dt. Pelzverbandes;
    Golden Lamb Award f. Verdienste um d. namib. Karakulind. (1987);
    Ehrenplakette d. Stadt Frankfurt/M. (1990).

  • Literatur

    L Theodor Thorer, T. & Co., Leipzig, 1929;
    Die Wahrheit über d. Gewinnung v. Persianer u. Breitschwanz, o. J. [1929];
    J. Hohlfeld, Ahnentafel d. Geschwister Christine Maria Gertrud, Arndt Eberhard Theodor u. Jürgen Otto T., o. J. [1932];
    ders., Ahnentafel T., Stammtafel T., Stammtafel Messerschmidt, 1936;
    325 J. Fam. T., 75 J. Theodor T., Leipzig, 1937;
    E. Dittrich, Theodor T. u. Paul T., in: Sächs. Lb. III, 1941, S. 346–62 (P);
    K. W. Spitzner u. H. Schäfer, Die Karakulzucht in Südwestafrika u. d. Haus T., 1962;
    100 J. T. & Co., 1983;
    Jürgen Thorer, T. & Hollender, 125 J. weltumspannender Handel, 1987;
    M. Schäfer, Fam.untern. u. Untern.fam., 2007, S. 83, 88, 96, 119 u. 147;
    Qu StA Leipzig;
    StadtA Leipzig; Hess. Wirtsch.archiv.

  • Porträts

    P zu Paul: P. A. T. in Buchara inmitten seiner Persianer-Lieferanten, Aquarell v. Ch. Schmidt, um 1900, Abb. in: ZUG 7, 1962, vor S. 129.

  • Autor/in

    Ulrich Heß
  • Zitierweise

    Heß, Ulrich, "Thorer" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 199-200 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1143713249.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA