Lebensdaten
1937 – 1998
Geburtsort
Sankt Wendel (Saarland)
Sterbeort
Gronau bei Bad Vilbel (Hessen)
Beruf/Funktion
Psychologe ; Traumforscher ; Sportwissenschaftler
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 120732637 | OGND | VIAF: 15608115
Namensvarianten
  • Tholey, Paul

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Zitierweise

Tholey, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd120732637.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Paul (1906–68), Dr. med. dent., Zahnarzt in St. W., S d. Alfons (1878–1945), u. d. Elisabeth Caspari;
    M Else Stier (1910–90);
    2 B Hans (* 1935?), Oberstudienrat in St. W., Jochen, Dr. med. dent., Zahnarzt in St. W.;
    – ⚭ Viktoria (1942–95), Psychol., T d. Hans Köbler, aus Frankfurt/M., Dipl.-Kaufm., u. d. Martha Stöhr;
    1 S Torsten, Informatiker, 1 T Ellen, Jura-Studentin.

  • Biographie

    T. studierte nach seinem Abitur 1955 an den Universitäten München und Frankfurt/M. Mathematik, Physik und Sportwissenschaft und seit 1958 Psychologie. Seine maßgeblichen Lehrer waren namhafte Vertreter der Gestalttheorie: in der Sportwissenschaft Kurt Kohl (1918–2002), in der Psychologie Edwin Rausch (1906–94). Nach dem Sportlehrerexamen und dem Diplom in Psychologie war T. als wiss. Assistent am Psychologischen Institut der Univ. Frankfurt tätig. Hier wurde er 1973 bei Rausch mit der preisgekrönten Dissertation „Einzel- und Gruppenleistung unter eingeschränkten Kommunikationsbedingungen“ (gedr. 1973) zum Dr. phil. nat. promoviert.

    Seit 1974 lehrte T. als Dozent, später als Professor für Psychologie an der Univ. Frankfurt sowie zeitweise auch als Gastdozent für Sportwissenschaft an der TH Darmstadt. 1982 nahm er eine Professur für Sportwissenschaft an der TU Braunschweig an. Zugleich lehrte er weiterhin an der Univ. Frankfurt verschiedene psychologische Fächer. Seit 1988 war er wieder ausschließlich in Frankfurt tätig, wobei er sich schwerpunktmäßig mit der von ihm entwickelten Klartraumforschung und deren Anwendungsmöglichkeiten befaßte.

    T. forschte und publizierte auf verschiedenen Gebieten der Psychologie (u. a. Methodologie, Wahrnehmungs-, Denk-, Sozial- u. Traumpsychologie, Psychotherapie), der Sportwissenschaften (Grundlagen, Methodik u. Didaktik sensumotorischer Handlungen) und der Philosophie (Erkenntnis- u. Wissenschaftstheorie, Inferenzstatistik); seine Werke wurden in fünf Sprachen übersetzt. Internationalen Ruf und Einfluß erwarb er sich insbesondere als Pionier der Klartraumforschung. T. prägte den Begriff „Klartraum“ in Anlehnung an den Terminus „lucid dream“, den der niederl. Physiker Frederik van Eeden 1913 zur Bezeichnung von Träumen gebraucht hatte, in denen sich der Träumer bewußt wird, daß er träumt und daß er nun auch alle Möglichkeiten zur eigenen Gestaltung seines Traums hat. Bereits als Student entwickelte T. 1959 die „Reflexionstechnik“ zur Herbeiführung von Klarträumen. Seine gestalttheoretische Orientierung ermöglichte ihm neue Zugänge zu Erforschung und Verständnis der Phänomene des Klartraums und anderer veränderter Bewußtseinszustände. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurden seine Arbeiten v. a. durch sein mit Kaleb Utecht (* 1950) verfaßtes und mehrfach neu aufgelegtes Buch „Schöpferisch Träumen, Wie Sie im Schlaf das Leben meistern“ (1987, niederl. u. ungar. Übers.).

    In der Sportwissenschaft führte T. die Gestalttheorie der Sensumotorik und des Sports seines Lehrers Kohl fort. Dabei integrierte er auch Erkenntnisse aus der Klartraum-Forschung: Komplexe Bewegungsabläufe lassen sich im Klartraum erlernen bzw. trainieren, was ihre Ausführung im Wachzustand positiv beeinflußt. Unter T.s Schülern, die die Klartraumforschung fortführen, sind v. a. Daniel Erlacher in Deutschland und Brigitte Holzinger in Österreich zu nennen. Im engl.sprachigen Raum ist in diesem Forschungsbereich nach wie vor Stephen LaBerge führend.

  • Auszeichnungen

    A Gründungsmitgl. d. Internat. Ges. f. Gestalttheorie u. ihre Anwendungen (1979, seit 1979 Mitgl. d. Advisory Boards, 1991–94 2. Vors., seit 1992 Mithg. d. Zs. „Gestalt Theory, An Internat. Multidisciplinary Journ.“);
    Organisator d. I. Europ. Kongresses f. Klartraumforsch. an d. Univ. Frankfurt u. Mitgl. d. Gründerkreises d. European Association for Dream Research (1987);
    Mitgl. d. Internat. Association for Dream Research u. d. Lucidity Association;
    Gründungsmitgl. d. Internat. Ges. f. Bewußtseinsforsch. u. ihre Anwendungen CORA (1989, Vors. 1989–91);
    Mitgl. d. European College for the Study of Consciousness u. d. Inst. f. Bewusstseins- u. Traumforsch., Wien (1994).

  • Werke

    W u. a. Der Klartraum, Seine Funktion in d. experimentellen Traumforsch., in: W. Tack (Hg.), Ber. über d. 30. Kongreß d. Dt. Ges. f. Psychol. in Regensburg (1976), 1977, S. 376–78;
    Erkenntnistheoret. u. systemtheoret. Grundlagen d. Sensumotorik, in: Sportwiss. 10, 1980, S. 7–35;
    Klarträume als Gegenstand empir. Unterss., in: Gestalt Theory 2, 1980, S. 175–91;
    Empir. Unterss. über Klarträume, ebd. 3, 1981, S. 21–62;
    Haben Traumgestalten e. Bewußtsein? Eine experimentell-phänomenol. Klartraumstud., ebd. 7, 1985, S. 29–46;
    Diskussion über Induktionsmethoden, theoret. Grundlagen u. psychotherapeut. Anwendungen d. Klarträumens (ein Gespräch mit B. Holzinger u. St. LaBerge), ebd. 20, 1998, S. 143–72;
    Relation between Dream Content and Eye Movements tested by Lucid Dreams, in: Perceptual and Motor Skills 56, 1983, S. 875–78;
    Techniques for Inducing and Manipulating Lucid Dreams, ebd. 57, 1983, S. 79–90;
    Signifikanztest u. Bayessche Hypothesenprüfung, in: Archiv f. Psychol. 134, 1983, S. 319–42;
    Prinzipien d. Lehrens u. Lernens sportl. Handlungen aus gestalttheoret. Sicht, in: J. P. Janssen u. a. (Hg.), Handlungskontrolle u. soz. Prozesse im Sport, 1987, S. 95–106;
    A Model for Lucidity Training as a Mean of Self-Healing and Psychological Growth, in: J. Gackenbach u. S. LaBerge (Hg.), Conscious Mind, Sleeping Brain, Perspectives on Lucid Dreaming, 1988, S. 263–87;
    Overview of the German Research in the Field of Lucid Dreaming, in: Lucidity Letter 7,1, 1988, S. 26–29;
    Bewußtsein, Bewußtseinsforsch., Bewußt Sein, in: Bewußt Sein 1,1, 1989, S. 9–24;
    Der Klartraum als e. Weg zu schöpfer. Freiheit, in: A. Resch (Hg.), Veränderte Bewußtseinszustände, Träume, Trance, Ekstase, 1990, S. 199–242;
    Blickvarianten im Wach- u. Traumzustand, in: A. Lischka (Hg.), Der entfesselte Blick, 1993, S. 150–97;
    Autobiogr. in: A. Resch (Hg.), Veränderte Bewußtseinszustände, 1990, S. 243 f.; – vollst. Bibliogr.:
    G. Stemberger, Verz. d. Veröff. v. P. T., in: ÖAGP-Informationen 7, 1998, H. 5, S. x–xiii.

  • Literatur

    L G. Stemberger, Daten z. Leben v. Dr. phil. nat. P. T., Prof. f. Psychol. u. Prof. f. Sportwiss., in: ÖAGPInformationen 7, 1998, H. 5, S. ii;
    R. Heincz, Klarträumen, Ein Phänomen u. seine „Anwendung“ in d. Religionen, Dipl.arb. Univ. Wien 2010 (Biogr.);
    Internet: Ges. f. Gestalttheorie u. ihre Anwendungen;
    Inst. f. Bewusstseins- u. Traumforsch., Wien (Biogr., Bibliogr., P);
    Qu Korr. mit G. Stemberger; Mitt. v. Jochen Tholey, St. Wendel.

  • Autor/in

    Gerhard Stemberger
  • Zitierweise

    Stemberger, Gerhard, "Tholey, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 163-164 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120732637.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA