Lebensdaten
1860 – 1925
Geburtsort
Leipzig
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Verlagsbuchhändler ; Verleger
Konfession
-
Normdaten
GND: 117624705 | OGND | VIAF: 54930508
Namensvarianten
  • Thieme, Georg

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Thieme, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117624705.html [13.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Alfred (1830–1906), aus L., Inh. d. Fa. K. F. Weithas Nachf., Stahl, Stabeisen, Bleche u. Träger, Kunstsammler, bayer. Gen.konsul in L., GKR (s. L);
    M Anna Crayen (1833–1915), aus Buchhändlerfam. in L.;
    ⚭ Johanna Röder (* 1873), T e. Bankiers;
    B Conrad Alfred (* 1856), alleiniger Inh. v. C. F.|Weithas Nachf., Präs. d. Handelskammer in L., Vors., später Mitgl. d. AR d. ADCA u. d. Leipziger Baumwollspinnerei, Johannes (1858–1905), Teilh. v. C. F. Weithas Nachf., Ulrich (s. 2; L).

  • Biographie

    T. entstammte als dritter Sohn einer alten großbürgerlichen Leipziger Familie, die zu den vermögendsten im Kgr. Sachsen gehörte. Er erlernte den Beruf des Buchhändlers und arbeitete danach einige Jahre als Buchhandlungsgehilfe in Leipzig, London, Brüssel und Heidelberg. 1886 erwarb er mit elterlichem Kapital den Verlag von Theodor Fischer in Kassel und Berlin mit dem Ziel, diesen in Leipzig weiter auszubauen, insbesondere „auf dem Gebiete der Medicin“. Er gilt damit als der erste dt. Verleger, der sich von der Unternehmensgründung an auf die Medizin konzentrierte.

    T. hatte von Fischer 45 Titel, darunter zwei Zeitschriften, so die bis heute bestehenden „Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde“ und „Börner’s Reichs-Medicinal-Kalender“ (1879 ff.), übernommen; 1887 erwarb er von Georg Reimer in Berlin die 1875 – ebenfalls von Paul Börner – gegründete „Deutsche Medizinische Wochenschrift“ (DMW). Diese und der „Reichs-Medicinal-Kalender“ bildeten eine umsatzstarke Basis für das neue Unternehmen. In der DMW, die zu internationalem Ansehen gelangte, publizierten 1890 Wissenschaftler wie Robert Koch, Emil v. Behring und Shibasaburo Kitasato über ihre Entdeckungen in der Bakteriologie.

    Im Verlauf des ersten Jahrzehnts etablierte sich das Unternehmen mit seiner Mischung von Zeitschriften- und Buchverlag. Die seit 1890 verlegten erfolgreichen Titel mit Lehrbuchcharakter waren mit zahlreichen farbigen Abbildungen in den verschiedensten aktuellen Druckverfahren hochwertig ausgestattet, wodurch sich der Verlag von seinen Mitkonkurrenten absetzte. Seit 1893 war die Zahnmedizin im Verlagsprogramm vertreten: mit der „Zeitschrift für Zahnheilkunde“, dem „Dental-Kalender für Deutschland, Österreich-Ungarn und die Schweiz“, dem reich bebilderten Lehrbuch von Willoughby Dayton Miller „Die Mikroorganismen der Mundhöhle“ (1889) und dem „Lehrbuch der conservierenden Zahnheilkunde“ (1896).

    1898 gründete T. die „Zeitschrift für physikalische Therapie“, kaufte weitere Verlage wie den von „Boas und Hesse“ (1900) und den von Arthur Georgi (1902) auf und führte übernommene Titel fort, so etwa 1903 das für Studenten bestimmte „Lehrbuch der Anatomie des Menschen“ von August Rauber (1841–1917), später – von Friedrich Kopsch (1868–1955) erweitert – bekannt als „Rauber-Kopsch“.

    Seit 1909 weitete T. das Verlagsprogramm auf angrenzende naturwissenschaftliche Disziplinen aus. Es erschienen Sammelwerke und Lehrbücher der organischen Chemie, darunter „Die Methoden der organischen Chemie“ (1909, 16 Bde., ⁴1952–87/99, engl. als ⁵2001 ff.), das unter dem Namen „Houben-Weyl“ bekannt wurde. 1912 brachte er Robert Kochs „Gesammelte Werke“ heraus (3 Bde., mit bis dahin ungedr. Berichten, Gutachten etc.).

    Verschiedentlich übernahm T. Funktionen in buchhändlerischen Interessensorganisationen. Er war im Aufsichtsrat und Vorstand der Wirtschaftlichen Vereinigung Deutscher Buchhändler zu Leipzig (1903–13), im Rechnungs-, Satzungs- bzw. im Verlagsausschuß des Börsenvereins der deutschen Buchhändler zu Leipzig (Gesamtzeitraum 1904–22) tätig sowie Mitglied des Hauptausschusses des Vereins der Buchhändler zu Leipzig (1917–23, Vors. 1918–21).

    Nach dem 1. Weltkrieg in finanziellen Schwierigkeiten, erholte sich der Verlag unter dem 1919 als Teilhaber und Geschäftsführer eingetretenen Bruno Hauff (1884–1963) seit der Mitte der 1920er Jahre wieder. In T.s Sterbejahr wurde die seit 1897 existierende Zeitschrift „Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen“ übernommen und damit das Verlagsprofil um die Radiologie erweitert.

    Nach T.s Tod baute Hauff, nunmehr Leiter des Verlags, das Sortiment erneut aus, Publikationen zur Tuberkuloseforschung, Gynäkologie, Pädiatrie, Oto-Rhino-Laryngologie, Ophthalmologie, Psychiatrie und Onkologie kamen hinzu.

    Am 4. 12. 1943 wurde das Verlagshaus bei einem Luftangriff völlig zerstört. Hauff verließ Leipzig 1945, gründete den Verlag in Wiesbaden neu und verlegte diesen 1947 nach Stuttgart. Hier wurden u. a. die Verlage Enke 1971 und Hippokrates 1980 sowie 1999 der Medizinbereich von Hüthig erworben und das internationale Engagement ausgeweitet (Thieme Publishers 1979).

    In Leipzig bestand ein gleichnamiges Unternehmen fort, seit 1953 als „VEB Georg Thieme“, seit 1985 jedoch nicht mehr eigenständig, sondern als Teil der „VE Verlage für Medizin und Biologie“. Der Ende Juni 1990 wieder in eine selbständige GmbH zurückgeführte Verlag in Leipzig wurde im Okt. desselben Jahres an Thieme Stuttgart übertragen und zum Ende März 1992 geschlossen.|

    1982 war Dr. h. c. Albrecht Hauff (* 1954), Sohn von Dr. med. h. c. Günther Hauff (1927–2001) und dessen Frau Renate, in den Verlag eingetreten (seit 1990 persönlich haftender Gesellschafter der Thieme Gruppe); als Familienunternehmen besteht das Unternehmen bis heute fort. Zunehmend erscheinen traditionelle Medien wie Zeitschrift und Buch mit elektronischen Publikationen und Datenbanken im Angebot.

  • Auszeichnungen

    A Dr. med. h. c. (Leipzig 1924).

  • Literatur

    L R. Martin, Jb. d. Vermögens u. Einkommens d. Millionäre im Kgr. Sachsen, 1912;
    G. T. Verlag Leipzig 1886–1936, 1936 (P);
    Ch. Staehr, Spurensuche, e. Wiss.verl. im Spiegel seiner Zss. 1886–1986, 1986 (P);
    T. schafft Wissen: 1886–1986, Reden u. Vortrr. im Jubiläumsj., 1987;
    M. Stürzbecher, Med. Verlage mit bes. Berücksichtigung Berlins, in: Von Göschen bis Rowohlt, Btrr. z. Gesch. d. dt. Verl.wesens, FS f. Heinz Sarkowski zum 65. Geb.tag, 1990, S. 140–49;
    K. Löffler u. a., Der Leipziger Südfriedhof, 2000, S. 73;
    U. Schneider, Der wiss. Verlag, in: Gesch. d. dt. Buchhandels im 19. u. 20. Jh., II/1, 2007;
    Ch. Links, Das Schicksal d. DDR-Verlage, Die Privatisierung u. ihre Konsequenzen, 2009, ²2010;
    G. Olzog u. J. Hacker, Dok. dt.sprach. Verlage, 121995;
    Stadtlex. Leipzig;
    LGB²;
    H. Bähring u. K. Rüddiger, Lex. Buchstadt Leipzig, 2008; – zu Alfred:
    Gal. A. T. in Leipzig, hg. v. Ulrich Thieme, 1900;
    Die Gal. A. T. im Mus. d. Bildenden Künste zu Leipzig, Neuerwerbungen v. J. 1916, hg. v. Mus. d. Bildenden Künste, Leipzig, 1916; BJ XI, Tl.

  • Autor/in

    Lothar Poethe
  • Zitierweise

    Poethe, Lothar, "Thieme, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 121-123 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117624705.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA