Lebensdaten
1809 – 1894
Geburtsort
Sprottau
Sterbeort
Breslau
Beruf/Funktion
Politiker
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 116460806 | OGND | VIAF: 22894332
Namensvarianten
  • Elsner, Karl Friedrich Moritz
  • Elsner, Moritz
  • Elsner, Karl Friedrich Moritz
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Elsner, Moritz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116460806.html [25.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Elsner: Dr. phil. Karl Friedrich Moritz E., Parlamentarier, einer der letzten preußischen Achtundvierziger, verdient um die liberale Presse und das Volksschulwesen Breslaus. Geboren am 20. November 1809 zu Kortnitz (Kreis Sprottau) als Sohn eines Mühlenbesitzers, bezog er Ostern 1831 die Universität Breslau, um Philosophie zu studiren und trat in nähere Beziehungen zu Christian Nees von Esenbeck (s. A. D. B. XXIII, 368 ff.), der ihn für die Naturwissenschaften gewann; doch hörte er auch medicinische und juristische Vorlesungen. Nur mit Hülfe des Majors v. Flotow in Hirschberg, der ihn in botanischen Studien förderte, konnte er am 17. Juli 1839 mit der Dissertation „Synopsis florae Cervimontanae“ (Breslau 1839) promoviren, nachdem er schon vorher eine „Flora von Hirschberg und dem angrenzenden Riesengebirge“ (Breslau 1837) herausgegeben hatte, der dann die Schrift „Eine gegen Hegel gerichtete Anklage des Hochverraths, aus dessen Schriften beantwortet" (ebd. 1839) folgte. Schon als jungen Mann hatte ihn als Mitglied der Burschenschaft der Raczeks wegen burschenschaftlicher Bestrebungen eine sechsmonatliche Haftstrafe auf der Festung Silberberg getroffen. Nach einem Probejahr am Gymnasium zu Maria Magdalena fand er 1843 an diesem Anstellung und gehörte ihm sechs Jabre an. Nebenbei war er publicistisch thätig. Von 1842 an redigirte er die mit der „Breslauer Zeitung“ verbundene „Schlesische Chronik“, die damals den Mittelpunkt für die Behandlung der Lehrerinteressen bildete und mächtig zur Propaganda der liberalen Ideen beitrug. Als einer der muthigsten Pioniere der Freiheit, dem jedoch Radicalismus völlig fernlag, errang er sich große Popularität und wurde im Mai 1848 in Hirschberg und in Breslau in die preußische Nationalversammlung gewählt; er nahm für Hirschberg an und wurde abermals im Januar 1849 von Hirschberg in die zweite Kammer entsandt. Neben Dr. Stein, Litterat Semrau u. A. der intellectuellen Urheberschaft des Breslauer Maiaufstandes beschuldigt wurde er ohne weiteres aus seiner mit Liebe und Eifer gepflegten Lehrthätigkeit verdrängt und in dem großen gegen 88 Angeklagte geführten Processe auf Stellung einer Frage „nach intellectueller Urheberschaft|am Maiaufstand aus Fahrlässigkeit“ von den Geschworenen schuldig erklärt und darauf zu zwei Jahren Festungshaft verurtheilt (29. Mai 1850). Er entfloh nach London, wo er zu Lothar Bucher in Beziehungen trat und von wo aus er sehr interessante Berichte über die Weltausstellung an die Breslauer Presse sandte. Auf die beim Obertribunal gegen das Urtheil eingelegte Nichtigkeitsbeschwerde erging zwar im November Elsner's Freisprechung; doch entsetzte ihn der Disciplinarhof 1851 seiner Lehrerstelle. Er verband sich mit Oberlandesgerichtsdirector Temme (s. A. D. B. XXXVII, 558—560) zur Leitung der „Neuen Oder-Zeitung“, die die Fahne der Demokratie hochhielt und blieb, auch nach Temme's Ausscheiden, bis Ende 1856 bei derselben. Dann begründete er mit Litterat Semrau die „Breslauer Morgen-Zeitung“, der er allmählich einen weit über die Grenzen Schlesiens hinaus reichenden Ruf zu erringen verstand. Er blieb ihr bis 1890 treu, wie er andrerseits von 1863—94 als Mitglied der Stadtverordnetenversammlung, namentlich als gediegener Berichterstatter über Schulvorlagen sich hervorthat. Allen voran hat er, als der Krieg mit Oesterreich siegreich geendet hatte, in einer Resolution einen Deutschen Bund ohne Oesterreich mit Preußen als Centralstelle und einem Deutschen Parlament gefordert und ist 1870 dafür eingestanden, Elsaß-Lothringen müsse wieder deutsch werden. Von großer Anspruchslosigkeit, ausgezeichnet durch Reinheit der Gesinnung und Lauterkeit des Charakters, war er begeistert für Freiheit und Wahrheit und die Größe seines Vaterlandes. In allen Parteien als der „alte Elsner“ geehrt, mied er jede ihm zugedachte Ovation und fand eine Belohnung in eifrigem gemeinnützigem Wirken. Er entschlief sanft am 8. August 1894. Auf dem Friedhofe in Rothkretscham veranstaltete am 22. September gl. J. die Breslauer Lehrerschaft beider Confessionen eine erhebende Gedächtnißfeier.

    Nekrolog im 72. Jahresberichte der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur, S. 1—4. — F. G. Adolf Weiß, Chronik d. Stadt Breslau, Breslau 1888, S. 1143 und dessen Nekrolog „Auch Einer“ in der Breslauer Morgen-Ztg. vom 12. Aug. 1894. — Festschrift des Maria-Magdaleneums, Breslau 1893, S. 48. — Nachruf von Schulrath Dr. Pfundtner in der Schlesischen Schulzeitung 1894, Nr. 39, S. 469, 470. — F. Fischer, Gesch. d. Preuß. Kammern, Berlin 1849, S. 5, 19, 67, 90, 300, 371. — Br. Gebhardt, Handbuch d. deutschen Geschichte (2) 1901, II, 594, 646. — Revue historique tome 80 (1902, p. 660. Paul Matter, la révol. en Prusse). — Eigene Erinnerungen. — Ein gutes Porträt auf dem seltenen Kunstblatte, das die polnischen Abgeordneten ihren Collegen zur Erinnerung an die am 23. u. 26. Oct. 1848 gehaltene Sitzung in der constituirenden Versammlung zu Berlin widmeten.

  • Autor/in

    A. Teichmann.
  • Zitierweise

    Teichmann, A., "Elsner, Moritz" in: Allgemeine Deutsche Biographie 48 (1904), S. 339-340 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116460806.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA