Lebensdaten
erwähnt 13. – 21. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Industrielle ; Ratsherren in Winterthur
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 1084222116 | OGND | VIAF: 117145663047205071548
Namensvarianten
  • Sulzer

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Zitierweise

Sulzer, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1084222116.html [24.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Der Name S. deutet auf die Herkunft aus dem nordöstlich von Winterthur gelegenen Dorf Sulz hin. Bereits im 13. Jh. gab es ein kyburg. Dienstmannengeschlecht, das sich „von Sulz“ oder „Sulzer“ nannte. Im 14. Jh. taucht in Kyburg ein Bürgergeschlecht S. auf, und um das Jahr 1400 gibt es ein Bauerngeschlecht dieses Namens in Hettlingen. Ob diese drei Familien und die Winterthurer S. ursprünglich zu ein und derselben Sippe gehörten, läßt sich heute nicht mehr feststellen. Jedoch gelangten bereits im 14. Jh. mehrere Mitglieder der kyburg. Familie in Winterthur zu einigem Einfluß. Sie ließen sich einbürgern und stellten mit Heinrich 1358/59 ein Ratsmitglied. 1409 wird im Winterthurer Ratsprotokoll ein Eberli (auch Eberhardus) als Mitglied im Rat der 40 genannt. Dieser wird auch im Jahrzeitenbuch der Stadtkirche|als Stifter einer Jahrzeit erwähnt und hier als Sohn eines Heinrich und einer Ursula bezeichnet. Seine Nachkommen lassen sich allerdings nicht zweifelsfrei in eine Abfolge bringen. Seit dem 16. Jh. läßt sich die Familie in zehn große Linien unterteilen, wobei zwei als Hauptlinien gelten. Stammväter dieser Hauptlinien sind der Bäcker Rudolf ( 1547/ 48), der 1505–47 dem Großen Rat angehörte, und der Metzger Hans ( 1552/53), der 1519 in den Großen Rat und 1546 in den Kleinen Rat gewählt wurde.

    Vom 15. Jh. bis 1931 gab es 3700 Vertreter der Winterthurer S. Die S. übertreffen damit den Umfang der übrigen bekannten Winterthurer und Zürcher Familien. Es gab Jahre, in denen die S. ein Viertel aller in Winterthur eingetragenen Taufen ausmachten. Von den 56 alten Geschlechtern Winterthurs bildeten 1848 die S. mit 58 Haushaltungen und 196 Erwachsenen die größte Familie. Die Familie war politisch einflußreich, zeitweise war die Hälfte des Kleinen Rates mit Familienmitgliedern besetzt. Bis 1798 stellte die Familie vier Schultheisse mit Hans ( 1521) 1518 und 1520, Heinrich (1618–86) 1682–86; Hans Georg (1680–1746) 1739–46 und Johannes (1705–96) 1759–71, ferner seit 1798 zwei Stadtpräsidenten mit Johann Rudolf (1749–1828) 1803–05 und 1821–23, und Johann Jakob S.-Ott (1821–97) 1858–73. Seit Gründung des Bundesstaates stellte sie drei National- bzw. Ständeräte: Johann Jakob, Nationalrat 1866–69 und 1879–90, Ständerat 1869–78, Eduard S.-Ziegler (1854–1913, s. 2), Nationalrat 1900–13, sowie Carl Jacob (1865–1934), Nationalrat 1917–34.

    In der Familie waren zahlreiche handwerkliche und geistige Berufe vertreten. Über die Landesgrenzen hinaus wirkte der Philosoph und Pädagoge Johann Georg (1720–79, s. 1). Als Künstler sind der Ofenmaler David (1685–1762) zu nennen, sowie David (1784–1864), der als bedeutendster Porträtist seiner Zeit in der Deutschschweiz gilt. Der Arzt Johann Caspar (1716–99, s. ADB 37), Sohn des Winterthurer Stadtarztes Hans Jacob (1675–1743), war seit 1748 Leibarzt Hzg. Friedrichs III. von Sachsen-Gotha und führte in Deutschland in den 1760er Jahren die Pocken-Inokulation ein. Auch sein Sohn Friedrich Gabriel (1749–1830) wurde Arzt und wirkte als sachsen-gotha. Hofmedicus. Mit Johann Conrad (1745–1819) wurde erstmals seit der Reformation ein Winterthurer zum 1. Stadtpfarrer Winterthurs gewählt. Johann Heinrich (1768–1840) war 1807–40 bayer. Salzhandlungskommissar, wurde vom König von Bayern 1814 in den erblichen Freiherrenstand erhoben und nannte sich fortan Frhr. v. S.-Wart.

    Johann Jakob S.-Neuffert (1782–1853), Sohn des Salomon S.-Bernet (1751–1807), der in Winterthur als erstes Familienmitglied eine Dreherei und Messinggießerei betrieb, erbaute 1834 zusammen mit seinen Söhnen Johann Jakob S.-Hirzel (1806–83) und Salomon S.-Sulzer (1809–69) vor den Stadtmauern eine Eisengießerei, welche die Söhne 1836 unter dem Namen „Gebr. Sulzer“ übernahmen und bald zum Maschinenbau übergingen; 1851–71 war Charles Brown (1827–1905) leitender Ingenieur des Unternehmens. Die Firma, die sich im 19. Jh. v. a. mit dem Bau von Dampfmaschinen, seit 1897 von Dieselmotoren einen Namen machte, wuchs von Anfang an rasant und machte den Familiennamen weltbekannt. Johann Jakobs Söhne Heinrich S.-Steiner (1837–1906), Albert S.-Grossmann (1841–1910) und Eduard (s. 2), Eisenbahnpionier, sowie Salomons Sohn Jakob S.-Imhoof (1855–1922) traten ebenfalls in die Firma ein, ferner Heinrichs Söhne Carl Jakob (1865–1934), Robert Heinrich (1873–1953) und Hans (1876–1959), der 1917–20 Schweizer Gesandter in Washington und 1935–59 Verwaltungsratspräsident der Gebr. Sulzer AG (AG seit 1914) war. Jakob S.-Imhoofs Sohn Oscar (1888–1967), Dr. iur., war seit 1928 Direktor und seit 1948 Verwaltungsrat der Sulzer AG. Hans’ Sohn Georg (1909–2001) war der letzte S. an der Unternehmensspitze und trat 1982 vom Verwaltungsratspräsidium, das er seit 1959 innehatte, zurück. Der Jurist Heinrich August (1859–1904, Fanny Bühler, 1865–1948, s. Wedel, Autobiogrr. Frauen), Sohn des Salomon S.-Sulzer, war Generaldirektor der Unfallversicherungsgesellschaft Winterthur.

    Nach dem Kauf weiterer Firmen und der Umwandlung in einen Konzern erreichte das Unternehmen 1974 mit 37 400 Mitarbeitenden den höchsten Personalbestand. Sulzer ist heute, nach Jahren von Ab- und Umbau, ein internationaler Technologiekonzern mit über 120 Standorten und etwa 10 000 Mitarbeitern weltweit, der sich seit 2002 auf vier Bereiche konzentriert (Pumpen, Trennkolonnen und statisches Mischen, Oberflächentechnologien, thermische Turbomaschinen).

  • Quellen

    Untern.archiv Sulzer AG, Winterthur.

  • Literatur

    A. Denzler, Die S. v. Winterthur, 2 Bde., 1933;
    Gebr. Sulzer AG (Hg.), 100 J. Gebrüder Sulzer 1834–1934, 1934;
    125 J. Sulzer, Gebrüder Sulzer Aktienges. Winterthur Schweiz, 1959;
    150 J. Sulzer, 1984;
    W. Labhart, Johann Jakob S.-Hirzel, Salomon S.-Sulzer, Gründer d. Gebrüder Sulzer in Winterthur, 1984 (P);
    U. Widmer, S. war über Jhh.|e. einflußreiches Winterthurer Geschl., in: Winterthurer Jb., 1999, S. 64–70;
    175 Years Experience Sulzer, 2008;
    HBLS;
    HLS.

  • Autor/in

    Christian Baertschi
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Baertschi, Christian, "Sulzer" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 700-702 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1084222116.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA