Dates of Life
erwähnt 13. – 19. Jahrhundert
Occupation
Kaufleute ; Patrizier in Augsburg
Religious Denomination
evangelisch
Authority Data
GND: 1078297118 | OGND | VIAF: 221144782695647604642
Alternate Names
  • Sulzer

Relations

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Citation

Sulzer, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1078297118.html [03.05.2024].

CC0

  • Biographical Presentation

    Die seit 1285 in Kaufbeuren nachweisbare Familie ist erstmals 1354 mit dem Bürgerrechtserwerb von Hartmann (I) ( 1372/76) in Augsburg faßbar. Sein Sohn Johann (I) ( 1428/29) konnte 1396–1422 sein zur Steuer veranschlagtes Vermögen nahezu vervierfachen, was auf eine erfolgreiche Tätigkeit im Fernhandel schließen läßt. Während dessen Sohn Johann (II) ( 1438/39) offenbar aus dem Geschäft ausschied, deuten Indizien darauf hin, daß die jüngeren Söhne Ulrich (I) ( 1454) und Hartmann (IV) ( 1465) den Handel bis in die 1450er Jahre gemeinsam weiterführten. Hartmann ist nach 1460 als Kaufmann in Österreich belegt, doch seine Söhne gaben den aktiven Handel wieder auf. Ulrich (III) (1463–1545) heiratete 1494 Anna Walther († 1530) und konnte nach dem Tod seines Schwiegervaters Hans Walther († 1511) dessen Güter Ottmarshausen und Hainhofen übernehmen. Er wurde 1525 in den Kleinen Rat der Reichsstadt gewählt und 1538 mit seinen Söhnen Georg (II) (1495–1588) und Christoph (1508–49) bei der Erweiterung des Augsburger Patriziats berücksichtigt. 1601 starb dieser Familienzweig aus.

    Eine langfristig bedeutendere Rolle spielten die Nachkommen von Johann (II). Nachdem Johanns Witwe fast den gesamten Besitz veräußern mußte, kam der Sohn Georg (I) (um 1425–86) durch zwei vorteilhafte Heiraten mit Kaufmannstöchtern wieder zu Vermögen. Er ist seit 1466 als Mitglied des Augsburger Rats belegt und bekleidete nach dem Sturz des Bürgermeisters Ulrich Schwarz 1479, 1481, 1483 und 1485 das Bürgermeisteramt. Da sein Vermögen unter zahlreichen Nachkommen aufgeteilt wurde, mußten sich seine Söhne Sigmund, Marcus (1461–1514) und Leonhard (I) (1458–1533) als Angestellte in den Dienst anderer Handelsfirmen begeben. Marcus ließ sich der familiären Überlieferung zufolge im ungar. Stuhlweißenburg (Székesfehérvár) nieder und stieg dort zum Bürgermeister auf; sein Sohn Wolfgang (II) (1511–64) heiratete 1536 nach Breslau. Leonhard (I) arbeitete um 1500 für die Handelsgesellschaft der Brüder Stammler und anschließend für die Augsburger Grander-Rehlinger-Honold-Gesellschaft. 1508–12 amtierte er als Konsul der dt. Kaufleute im Fondaco dei Tedeschi in Venedig. Erfolgreiche Handelstätigkeit und die Eheschließung mit Ursula Meuting, einer Nichte Jakob Fuggers des Reichen, ließen sein zur Steuer veranschlagtes Vermögen von 533 fl. (1498) auf 33 500 fl. (1528) steigen; mit ihm kehrte die Familie in den Kreis der Großkaufleute zurück. Seinen Söhnen Leonhard (II) (1512–74) und Hieronymus (I) (1518–56), Mitglieder der Augsburger Kaufleutezunft, wurde die Aufnahme ins Patriziat 1538 aufgrund ihrer verspäteten Bewerbung verweigert. Hieronymus’ ausgeprägtes Repräsentationsbedürfnis zeigt sich in dem Porträt, das Christoph Amberger 1542 von ihm anfertigte (Gotha, Schloß Friedenstein).

    Die von Leonhard (II) geleitete Handelsgesellschaft wurde nach dessen Tod von seinen Söhnen Georg (III) (1535–1603), Anton (1537–1609) und Wilhelm (* 1539) fortgeführt. In den 1580er Jahren handelte die Firma v. a. mit Edelsteinen und Gewürzen, die in Lissabon eingekauft und über Kommissionäre in Lyon, Sevilla, Venedig, Antwerpen, Hamburg und England vertrieben sowie an Augsburger Goldschmiede verkauft wurden. Ferner umfaßte ihr Warensortiment Indigo, Olivenöl, Leinwand, Möbel, Kompasse, Lautensaiten, Schreibtafeln, Hellebarden und Spiegel. Die Verwaltung der seit 1579 bestehenden „Portugiesischen Handlung“ lag in den Händen Georgs (III), der 1588 seinen Sohn Matthias (1558–1611) beteiligte. Nach dem Bankrott der Firma (1589) einigten sich Anton und Wilhelm mit ihren Gläubigern, während Georg sein Vermögen dem Zugriff der Gläubiger zu entziehen versuchte, indem er die „Portugiesische Handlung“ auf Matthias übertrug, was jahrelange gerichtliche Auseinandersetzungen nach sich zog.

    Wolfgang (III) (1567–1609), ein Enkel von Hieronymus (I), war über seine Mutter Magdalena Paler und seine Ehefrau Jakobina Weiß verwandtschaftlich eng mit der bedeutenden Augsburger Handelsgesellschaft Paler-Weiß verbunden und als Angestellter für diese tätig. Außerdem hatten er und seine Frau beträchtliche Summen in der Firma angelegt, und auch ihr Sohn Wolfgang Leonhard (I) (1591–1653) arbeitete für die Paler-Weiß. Nachdem Wolfgang Leonhard und sein Bruder Hieronymus (II) (1592–1663) 1649 in das Patriziat aufgenommen worden waren, spielte die Familie im politischen und sozialen Leben der Reichsstadt eine wichtige Rolle. Hieronymus (II) wurde Mitglied des Geheimen Rates, und sein Enkel Wolfgang Jakob (II) (1685–1751), der nach dem Studium in Jena und Halle und einer Bildungsreise durch Holland und England 1712 in den Kleinen Rat und das Stadtgericht gewählt wurde, durchlief eine städtische Ämterlaufbahn, die 1739 in seiner Wahl zum ev. Stadtpfleger kulminierte. Er besaß eine 1500 Bände umfassende Bibliothek und trat auch durch Stiftungen für ev. Arme hervor. Die Familie ist noch bis Anfang des 19. Jh. in Augsburg nachweisbar.

  • Literature

    P. v. Stetten (d. J.), Gesch. d. adelichen Geschlechter in d. freyen Reichs-Stadt Augsburg (…), 1762, S. 167–70 u. 315–19;
    J. D. Herz, Kurze u. wohlgegründete Nachr. v. d. S.schen Wappen u. v. d. Ursprung, Fortgang u. merckwürdigen Begebenheiten d. Geschlechts d. S. in Augspurg (1763);
    A. Werner, Die örtl. Stiftungen f. d. Zwecke d. Unterrichts u. d. Wohltätigkeit in d. Stadt Augsburg, 1899, S. 59–61;
    C. Warnemünde, Augsburger Handel in d. letzten J.zehnten d. 16. Jh. u. d. beginnenden 17. Jh., Diss. Freiburg (Br.) 1956, S. 154–59;
    W. Reinhard (Hg.), Augsburger Eliten d. 16. Jh., Prosopographie wirtschaftl. u. pol. Führungsgruppen, bearb. v. M. Häberlein u. a., 1996, S. 827–35;
    R. Hildebrandt, Qu. u. Regg. z. d. Augsburger Handelshäusern Paler u. Rehlinger 1539–1642, 2 Bde., 1996–2004;
    M. Häberlein, Brüder, Freunde u. Betrüger, 1998;
    A. Kranz, Christoph Amberger, Bildnismaler zu Augsburg, 2004, S. 314–17;
    Ch. Paulus, Wolfgang Jakob S. d. J. (1685–1751, in: Lb. Bayer. Schwaben 16, 2004, S. 75–102;
    M. Häberlein, Firmenbankrotte, Soz.beziehungen u. Konfliktlösungsmechanismen in süddt. Städten um 1600, in: Österr. Zs. f. Gesch.wiss. 19/3, 2008, S. 10–35;
    R. Köhler, Wolfgang Jakob S. d. J. (1685–1751, in: R. Kießling (Hg.), Neue Forschungen z. Gesch. d. Stadt Augsburg, 2011, S. 121–64;
    Augsburger Stadtlex.

  • Author

    Mark Häberlein
  • Citation

    Häberlein, Mark, "Sulzer" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 699-700 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1078297118.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA