Lebensdaten
erwähnt 13. – 20. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Patrizier in Dortmund, Soest und Köln
Konfession
-
Normdaten
GND: 1084218542 | OGND | VIAF: 115145663144405071980
Namensvarianten
  • Sudermann

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Zitierweise

Sudermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1084218542.html [26.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Familie S. begegnet unter den Dortmunder Fernhändlerfamilien 1232 mit dem Einsetzen der schriftlichen Überlieferung der Reichsstadt Dortmund nach einem großen Stadtbrand, in dem auch das Archiv untergegangen war. Seit der ältesten Liste der Dortmunder Ratsmitglieder (vor 1240) war die Familie S. immer im Rat vertreten, stellte auch zahlreiche Bürgermeister, seit 1338 fast ununterbrochen für 150 Jahre. Häufig waren die S. für die Reichsstadt auch als Gesandte für Friedensverhandlungen oder beim König tätig. Ihrem Namen nach stammte die Familie wahrscheinlich aus dem südlich von Dortmund gelegenen Süderland; sie gehörte zu der Schicht von Königsleuten, die sowohl die Reichsministerialität für das Königsgut rund um Dortmund als auch die städtische Führungsschicht stellte. Die S. zählten zu den einflußreichsten Familien und erfolgreichsten Kaufleuten der Stadt, Familienmitglieder fungierten als Richter und besetzten auch oft das Amt des Pfarrers an St. Reinoldi. Die S. stifteten Vikarien in den Dortmunder|Kirchen St. Reinoldi und St. Nikolai; Stiftungen gingen in Dortmund auch an die Leprosenkapelle, das Dominikanerkloster oder den Bau des Hochchores von St. Reinoldi 1421–62. Der letzte Dortmunder S., Johann (um 1500–um 1544), starb auf einer Kauffahrt in Danzig oder Livland.

    Als eine der blühenden Familien von Hansekaufleuten gründeten die S. Seitenlinien in anderen Städten: Schon Ende des 13. Jh. übersiedelte Heinrich, wohl wegen des Kupferhandels, nach Krakau, wo er 1302–12 als Ratsherr fungierte. Er war Ahnherr einer Linie, die rasch in die wirtschaftliche und politische Führungsschicht aufstieg. Seit den 1470er Jahren verlieren sich die Spuren der S. in Krakau, die möglicherweise in Ostseestädten einbürgerten. Um 1350 sind S. auf Dauer in Soest auszumachen; das Übersiedeln der S. nach Köln um 1400 war vielleicht eine Reaktion auf die Schuldenkrise Dortmunds nach der Großen Fehde 1388/89 gegen die Erzbischöfe von Köln und die Grafen von der Mark. Die Kölner Linie spielte seit 1421, als Johann ( 1443) dorthin übersiedelte, v. a. im 15. und 16. Jh. eine bedeutende Rolle. Der Kaufmann Hil(de)brant hatte als Bankier der engl. Krone eine führende Position unter den dt. Kaufleuten in London. Für die Jahre 1489–1504 bilden seine Memorataufzeichnungen (Kopenhagen, Kgl. Bibl., GKS Cod. 666,2) eine bemerkenswerte Quelle.

    Heinrich (um 1300–66) erwarb im engl. Wollhandel immensen Reichtum und ließ sich 1335/36 in Antwerpen und Brügge nieder. Er kehrte nicht mehr nach Dortmund zurück. Heinrich gehört zu den Gründern der Antwerpener Hanseniederlassung, die im beginnenden 100jährigen Krieg Englands gegen Frankreich eine kurze Blütezeit erlebte. Im 19. Jh. wurde im Zentrum Antwerpens die „Suerstraat“ in „Sudermannstraat“ umbenannt, um an ihn als einen der Wohltäter der Stadt zu erinnern. Er hinterließ Stiftungen für Arme in Brügge und gründete dort ein Frauenkloster. Seine Hauptaktivitäten als Stifter lagen in Antwerpen: 1343 gründete er u. a. ein Almosenhaus mit einer Marienkapelle für 30 arme Frauen, im selben Jahr eine Armentafel Heilig Geist in der Liebfrauenkirche und 1345 zwei Konvente, nämlich den Männerkonvent der Alexianer und den heute noch existierenden Frauenkonvent der Zwartzusters, schließlich 1353 ein Haus für arme Frauen; er stiftete auch für die Antwerpener Kartäuser auf dem Kiel.

    Heinrich (um 1300–77), Dr. leg., Sohn des Bertram ( vor 1304), studierte 1326 in Bologna. Als Gelehrter trat er um 1330 in die Dienste Kg. Johanns von Böhmen, er war 1336 Sekretär, 1337 Rat und Gesandter des Kölner Ebf. Walram, u. a. an der Kurie in Avignon. Seit 1342 machte er eine Klerikerkarriere, 1343 war er Lütticher Archidiakon. Er beteiligte sich zeitlebens an Finanzgeschäften seiner Familie und vermittelte große Kredite und Geschäfte. Seit 1353 in päpstl. Diensten in Avignon, war er auch in schwierigen Angelegenheiten, etwa der Einführung außerordentlicher Subsidiengelder, für die Kurie und die apostolische Kammer tätig. Mit seinen Brüdern dotierte er eine Stiftung für den Stephansaltar an St. Reinoldi in Dortmund, deren Einkünfte den S. Universitätsstudien ermöglichen und der Familie das Patronatsrecht für diesen Altar sichern sollten.

    Heinrich (1520–91), Dr. iur., Sohn des Kölner Bürgermeisters und Patriziers Hermann (um 1491–1571), studierte in Köln. Zunächst für hansische Gesandtschaften Kölns tätig, trat er 1556 als Syndikus in den Dienst der Hanse und wurde damit deren erster leitender Angestellter; das Amt war zunächst auf sechs Jahre beschränkt und wurde erst 1576 auf Lebenszeit verliehen. Zeitlebens arbeitete Heinrich an dem Versuch, die Hanse zu reorganisieren, v. a. in England, wo deren Privilegien freilich nicht zu halten waren, und in Flandern, wo er das Kontor von dem versandenden Brügge nach Antwerpen verlegte.

    Zur Familie zählt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein ostpreuß. Zweig, dem u. a. der Schriftsteller, Bühnenautor und Journalist Hermann (1857–1928, s. u.) entstammte.

  • Literatur

    ADB 37;
    B. Meyer, Die S. v. Dortmund, in: Btrr. z. Gesch. Dortmunds u. d. Gfsch. Mark 38, 1930, S. 1–78;
    zu Heinrich († 1377);
    L. v. Winterfeld, in: Westfäl. Lb. 1, 1930, S. 335–43;
    zu Hil(de)brant (erw. 1504);
    Vf.-Lex. MA²;
    Repert. Fontium;
    zu
    Heinrich († 1591): J. P. Wurm, Heinrich Rantzaus Korr. mit H. S. als Schlüssel zu seinen u. d. dän. Kg. europ. Friedensinitiativen v. 1586 u. 1591, in: Zs. d. Ges. f. schleswig-holstein. Gesch. 125, 2000, S. 9–28;
    ders., Die Korr. d. Hansesyndikus H. S. mit d. kgl. Statthalter in Schleswig u. Holstein Heinrich Rantzau 1579–1591, in: Das Gedächtnis d. Hansestadt Lübeck, FS f. Antjekathrin Graßmann, hg. v. R. Hammel-Kiesow, 2005, S. 491–513;
    R. Rössner, Hansische Memoria in Flandern, 2001;
    Rhein. Lb. X, 1985, S. 31–45;
    Kölner Personenlex.

  • Autor/in

    Thomas Schilp
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Schilp, Thomas, "Sudermann" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 668-669 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1084218542.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA