Lebensdaten
1907 – 1978
Geburtsort
Pillau (Baltijsk, Ostpreußen)
Sterbeort
Berlin (Ost)
Beruf/Funktion
Physiker ; Philosoph
Konfession
-
Normdaten
GND: 139569200 | OGND | VIAF: 101295248
Namensvarianten
  • Strauss, Martin D. H.
  • Strauss, Martin
  • Strauss, Martin D. H.
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Strauss, Martin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139569200.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V David (1863–1944, jüd.), Reg.baumeister;
    M Meta (1876–1945), T d. Hermann Teschendorff (1844–1906, aus B., Kaufm., Inh. e. Kommissions-, Speditions- u. Inkassogeschäfts, Stadtrat in Königsberg (Ostpr.), Mitgl. d. Vorsteherschaft d. Kaufmannschaft ebd., KR, franz. Konsul (s. J. N. Weisfert, Biogr.-litterar. Lex. f. d. Haupt- u. Residenzstadt Königsberg u. Ostpreußen, 1898), u. d. Marie Wiehler (1847–1911), aus Königsberg;
    Om Victor Teschendorff (1877–1960, Bes. e. Baumschule in Cossebaude b. Dresden (s. Wenzel);
    1 B, 1 Schw;
    N. N. ( 1979).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums in Gumbinnen, Dresden und Stettin (Abitur 1925)|arbeitete S. zunächst als Volontär in den Werkstätten der Reichsbahn in Stettin und begann im Herbst 1925 ein Physikstudium an der TH Charlottenburg und der Univ. Berlin. 1928 wechselte er an die Univ. Göttingen, im Frühsommer 1933 wurde er wegen seiner Aktivitäten in kommunistischen Studentenzirkeln (Mitglied d. KPD seit 1928) verhaftet, zwangsweise relegiert und wegen Verbreitung antinazistischer Druckschriften (Roter Stürmer) zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt. 1934/35 war S. als Rundfunktechniker in Stettin tätig und wurde 1935 erneut verhaftet, weil er sich an einer antifaschistischen Flugblattaktion in der Berliner Staatsbibliothek beteiligt hatte. Im selben Jahr emigrierte er nach Kopenhagen und verbrachte ein Jahr als Gast am Institut von Niels Bohr. Durch Vermittlung des Physikers Philipp Frank (1884–1966) konnte S. 1936 nach Prag übersiedeln und dort 1938 sein Studium an der Dt. Universität abschließen. Seine von Frank und Reinhold Fürth (1893–1979) betreute Dissertation behandelte „Mathematische und logische Beiträge zur quantenmechanischen Komplementaritätstheorie“. Im März 1939 flüchtete S. in die Niederlande und im selben Jahr weiter nach England. In London wirkte er bis 1952 als Lehrer bzw. Dozent für Physik an verschiedenen High Schools und Technical Colleges. Im Nov. 1952 folgte die Übersiedlung in die DDR, wo er zunächst an der Humboldt-Univ. zu Berlin mit der Wahrnehmung der Professur für Theoretische Physik betraut wurde. Nach dem Scheitern seiner Habilitation wirkte S. seit 1960 als Leiter der Arbeitsgruppe „Grundlagenforschung der Theorie der Teilchen und Felder“ an der Akademie der Wissenschaften in Berlin (1972 Ruhestand).

    S.s Forschungen lagen im Grenzbereich von theoretischer Physik und Erkenntnistheorie/Philosophie und behandelten die Fundamente von moderner Physik und Wahrscheinlichkeit. Diesem Problemkomplex war schon seine Prager Dissertation gewidmet, weshalb er zu den Pionieren der Erforschung der Grundlagen der Quantenmechanik zählt. In den 1930er Jahren versuchte S., die Quantenmechanik auf eine komplementäre bzw. mehrwertige Logik zu gründen, in der Nachkriegszeit arbeitete er an einer radikalen Neukonzeptualisierung der Quantenmechanik mittels Übergangswahrscheinlichkeiten, die indes weder auf die Weiterentwicklung der Quantenmechanik noch auf die Wissenschaftstheorie nennenswerten Einfluß hatte. In seinen phil. Auffassungen wurde er von vom „logischen Empirismus“ Hans Reichenbachs (1891–1953) geprägt, zu dessen Studenten er in Berlin gehört hatte. Als überzeugter Kommunist versuchte er zudem, die Maximen des Dialektischen Materialismus zu berücksichtigen, wobei seine Tätigkeit als Physiker es ihm in der DDR ermöglichte, in Teilen von der marxistisch-leninistischen Orthodoxie unabhängige Auffassungen zu vertreten und so eine eingeschränkte Rezeption des logischen Empirismus zu befördern.

  • Werke

    u. a. Modern Physics and its Philosophy, Selected Papers in the Logic, History, and Philosophy of Science, 1972;
    Nachlaß:
    Archiv d. Berlin-Brandenburg. Ak. d. Wiss.

  • Literatur

    D. Hoffmann, Die Remigration v. (Natur-)Wiss. in d. DDR, d. Bsp. d. Physiker M. S., Fritz Lange u. Klaus Fuchs, in: S. Schleiermacher u. N. Pohl (Hg.), Med., Wiss. u. Technik in d. SBZ u. DDR, 2009, S. 41–78;
    Wer war wer DDR;
    Biogr. Hdb. SBZ/DDR.

  • Autor/in

    Dieter Hoffmann
  • Zitierweise

    Hoffmann, Dieter, "Strauss, Martin" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 514-515 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139569200.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA