Lebensdaten
1873 – 1934
Geburtsort
Lomnitz (Provinz Posen)
Sterbeort
São Paulo (Brasilien)
Beruf/Funktion
Zirkusdirektor
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117304735 | OGND | VIAF: 74626318
Namensvarianten
  • Stosch-Sarrasani, Hans Erdmann Franz
  • Stosch-Sarrasani, Hans senior
  • Stosch, Hans (bis 1904)
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Zitierweise

Stosch-Sarrasani, Hans (seit 1904), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117304735.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus seit d. 18. Jh. in Oberlößnitz b. Radebeul ansässigen Fam.zweig;
    V Albert S. (1843–1900, Chemiker, Glashüttenbes. in L., S d. Albert († 1866), Geh. Obertribunalrat in Berlin;
    M N. N.;
    Ov Ferdinand Traugott S. (1794–1855, Ökonom, Weinbergbes., Jagdpächter, Gde.rat in Oberlößnitz;
    1893 Maria Ballhorn (1873–1933), T e. Polizeibeamten in Stuttgart;
    S Hans (jun.) (s. 4), T Hedwig (1896–1957, N. N. Brandt, Obering. b. Blohm & Voss, Hamburg).

  • Biographie

    S. sollte den väterlichen Betrieb fortführen, schloß sich aber 1888 einem bayer. Wanderzirkus an. Dort arbeitete er sich rasch vom Tierpfleger zum Dressurclown hoch. Seit 1892 benutzte er den Künstlernamen (Giovanni) Sarrasani und fügte ihn 1904 seinem Nachnamen an. Erste Engagements bei verschiedenen Zirkustruppen führten ihn des öfteren nach Rußland. Nach mehreren Anläufen gelang ihm im Winter 1901/02 die|Gründung eines eigenen Unternehmens, das am 30. 3. 1902 erstmals in einem 3600 Plätze bietenden Zelt mit elektrischer Beleuchtung in Meißen spielte. Angesichts der amerik. Konkurrenz (Barnum & Bailey, Ringling Brothers) erkannte S. den Erneuerungsbedarf des mitteleurop. Zirkusbetriebs. Er führte anstelle der herkömmlichen 13 m-Manege ein 17,5 m-Rund ein und paßte seine Darbietungen dessen vergrößerter Raumwirkung an. 1912–29 gastierte S. als erster dt. Zirkus in bereits bestehenden (Stadt-/Fest-)Hallen. In der Absicht, den Zirkus zu einem „Theater des ganzen Volkes“, einer Art Gesamtkunstwerk zu gestalten, nutzte er systematisch die neueste Technik; er stellte ausgefeilte Programme zusammen und setzte modernste Werbestrategien ein. Schon 1906/07 stattete er sein Winterzelt mit einer eigenen Dampfheizung aus. 1910 erwarb S. in Dresden das Gelände für den ersten festen Zirkusbau in Deutschland, der – 1911/12 von der Fa. Heilmann & Littmann errichtet – 3860 Zuschauern Platz bot und mit technischen Raffinessen wie einer versenkbaren Manege ausgestattet war. Zu Markenzeichen des Hauses entwickelten sich Darbietungen mit exotischen Tieren, u. a. Büffeln, Kamelen, Elefanten, Bären und Zebras (die Elefanten wurden S.s Wappentiere), und mit „Indianern, Raureitern, Arabern und Beduinen, äthiopischen Negern, Indern, Chinesen und Japanern“. In seiner Glanzzeit 1913 war der Zirkus mit 500 Mitarbeitern und 400 Tieren mit Eisenbahn und Automobilen unterwegs; bis zu 30 Städte wurden während einer Gastspielsaison im In- und Ausland besucht. Mit einem Teil seines Ensembles wirkte S. in dem Film „Die Lieblingsfrau des Maharadscha“ (Regie: M. Mack, 3 T., 1917–21) mit und übernahm seither für seinen Zirkus indisch-maurische Elemente in Dekoration und Ausstattung.

    Während des 1. Weltkriegs konnten nur Notprogramme gezeigt werden; nicht requirierte Tiere setzte S. für Lebensmitteltransporte ein, um ihr Überleben zu sichern. Als nach Zusammenbruch 1919 und mühsamem Wiederaufstieg das Unternehmen in den Inflationsjahren erneut in eine finanzielle Krise geriet, rettete er seinen Zirkus – unterstützt von Hugo Stinnes (1870–1924) – mit Gastspielreisen in Südamerika 1923–25. Zurück in Europa, erfolgte 1926/27 eine erneute Vergrößerung (zwei Riesenzelte für je 10 620 Zuschauer) und Modernisierung: In zunehmender Konkurrenz zu Varieté und Showgeschäft schuf S. einen „Megazirkus“. Waren bisher Einzelnummern mit drei oder vier Artisten und Tieren die Regel, so faßte S. nunmehr Einzeldarsteller zu Gruppen mit 15–20 Menschen und Tieren in Kollektivnummern, oft ethnographischen Charakters, zusammen; er ordnete die Tricks neu und erzielte so, teils unter Einbeziehung einer großen Ballettruppe, eine neuartige Ensemblewirkung. 1926 /27 übernahm S. die sächs. Landesfarben weiß-grün als Hausfarben. Ein langjähriger Rangstreit mit dem wirtschaftlich geschickter agierenden Zirkus Krone um die Führungsrolle in Europa wurde 1929 mit einem Vergleich beigelegt. Brandschäden und wirtschaftliche Schwierigkeiten sowie die Überdimensionierung erzwangen in der Folge eine Verkleinerung und zeitweilige Stillegung des Unternehmens. Während seiner zweiten Südamerika-Tournee (1934–36) starb S. überraschend in São Paulo.

  • Zitierweise

    Chrambach, Eva, "Stosch-Sarrasani, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 455-456 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117304735.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA