Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Stettiner Fabrikantenfamilie
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 1036998274 | OGND | VIAF: 304521824
Namensvarianten
  • Stoewer

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Zitierweise

Stoewer, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1036998274.html [25.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Bernhard (1834–1908) aus Pyritz (Pommern) war gelernter Mechaniker und Büchsenmacher. 1858 gründete er in Stettin einen Betrieb zur Herstellung und Reparatur von Nähmaschinen. Nach kleinen Anfängen wurde 1872 in der neuen Fabrik in Stettin-Grünhof die Herstellung von „Stoewer“Nähmaschinen nach dem System Singer aufgenommen; das Unternehmen firmierte als „Nähmaschinen-Fabrik und Eisengießerei Bernhard Stoewer“. 1877 wurden 2000 Nähmaschinen gefertigt, seit 1880 wurde das Exportgeschäft in großem Umfang ausgebaut, 1890 stellten 1000 Mitarbeiter 18 000 Nähmaschinen her. 1893 nahm Bernhard den Bau von Qualitätsfahrrädern unter dem Namen „Stoewer’s Greif“ auf. 1896 wandelte er das Unternehmen in die „Nähmaschinen- und Fahrräder-Fabrik Bernhard Stoewer AG|um; seit 1903 wurden auch Schreibmaschinen hergestellt. 1907 fertigte die Firma über 75 000 Nähmaschinen, 11 000 Fahrräder und 3000 Schreibmaschinen. Nach Bernhards Tod leiteten seine beiden Schwiegersöhne Carl Wasmuth (1857–1911) und Ernst Saint Blanquardt (1862–1915) das Unternehmen. Infolge der Weltwirtschaftskrise ging die Firma 1931 in Liquidation.

    Bernhard hatte für seine beiden Söhne Emil (1873–1942) und Bernhard jun. (1875–1937) 1896 in Stettin-Neutorney eine zweite Fabrik gegründet. Beide Söhne interessierten sich mehr für Motorfahrzeuge. Emil leitete die kaufmännische Arbeit, Bernhard war technischer Direktor. Seit 1899 firmierte das Unternehmen als „Gebrüder Stoewer, Fabrik für Motorfahrzeuge und Fahrradbestandteile“, seit 1916 als „Stoewer Werke AG vormals Gebrüder Stoewer“. Ende 1899 wurde der erste große Motorwagen vorgestellt. Seit 1900 wurden Lkw und Elektromobile gebaut, seit 1902 auch Omnibusse. 1912 hatte das Unternehmen 1200 Mitarbeiter. 1916 wurden auch Lkw für das Heer und Flugmotoren hergestellt.

    Emil, seit 1921 Generaldirektor und Vorstandsvorsitzender, verließ das Unternehmen im Nov. 1932 nach den durch die Bankenkrise 1931 ausgelösten katastrophalen Auswirkungen für die gesamte dt. Automobilindustrie.

    Bernhard, bis 1920 Generaldirektor des Unternehmens, anschließend technischer Beirat und Aufsichtsrat, seit 1927 erneut technischer Leiter, befaßte sich ausschließlich mit der Konstruktion und Entwicklung von Motorfahrzeugen aller Art. 1902 entwickelte er ein Automobil mit Vierzylinder-Motor, welches zu den ersten in Deutschland zählte. 1906 entwickelte er den ersten Sechszylinder-Motor und 1908 einen kleinen Wagen mit Vierzylinder-Motor. Nach dem Ende des 1. Weltkriegs überraschte er mit neuen Entwicklungen von Automobilen. 1928 stellte er als einer der ersten Hersteller in Deutschland zwei moderne Achtzylinder-Wagen vor, 1930 den ersten in Serie gefertigten dt. Kleinwagen mit Vorderradantrieb (Stoewer V 5), der erstmalig als „Volkswagen“ bezeichnet wurde. Mit weiteren Entwicklungen von frontgetriebenen Wagen geriet er 1934 in Widerspruch zur vorherrschenden Meinung v. a. des Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK), das den Vorderradantrieb nicht für feldtauglich hielt. Bernhard verließ die Stoewer-Werke und nahm eine Tätigkeit bei den Adam Opel AG-Werken in Rüsselsheim in der Technischen Leitung an. 1937 verstarb er in Berlin während der Internationalen Automobilausstellung.

    Die Stoewer-Werke AG setzte ihre Tätigkeit ohne ein Mitglied der Familie S. in der Firmenleitung noch bis zum Ende des 2. Weltkriegs fort. 1945 erlosch das Unternehmen. Von über 40 000 gebauten Motorfahrzeugen existieren heute noch ca. 240.

  • Auszeichnungen

    A Stoewer-Mus., Wald-Michelbach (seit 2002).

  • Literatur

    H. Ch. Gf. v. Seherr-Thoß, Die dt. Automobilind., ²1979;
    G. Maerz u. E. Eckermann, Die Gesch. d. S.Automobile, 1983;
    H. Falkenberg, S., Automobile aus Pommern, 1986;
    H. Mai, Bernhard S., Einst weltbekannter Fabr. aus Pommern, in: Pommern, Zs. f. Kultur u. Gesch., 28, 1990, H. 4, S. 11–18;
    ders., Bernhard S. jun., Ein Pionier d. Automobilbaus aus Pommern, ebd. 33, 1995, H. 4, S. 30–34;
    ders. (Hg.), S. Automobile 1896–1945, 1999;
    ders. u. H.-G. Cnotka, S. – Nähmaschinen, Fahrräder u. Schreibmaschinen, 1999;
    Rhdb. (P);
    Stettiner Lb. (L, P).

  • Autor/in

    Manfried Bauer
  • Zitierweise

    Bauer, Manfried, "Stoewer" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 401-402 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1036998274.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA