Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Kölner Patrizer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 1083011537 | OGND | VIAF: 30145602334701360545
Namensvarianten
  • Mylius, Freiherren von

Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Mylius, Freiherren von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1083011537.html [23.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Familie läßt sich seit 1380 in Köln nachweisen, wo sie gegen Ende der Geschlechterherrschaft ins Patriziat aufrückte. Hermann (Myle) wurde nach der Revolution von 1396 mit anderen Patriziern aus der Stadt gewiesen. Er trat in die Dienste der Grafen von Moers. Kaiser Maximilian I. erhob 1512 seinen Urenkel Arnold (1477–1525), Hauptmann zu Arnheim, der als kaiserl. Oberst in der Schlacht bei Pavia fallen sollte, in den Reichsadelsstand. Sein Enkel Arnold (1540–1604, s. ADB 23; NDB II*), dessen Vater Hermann (1516–83) Statthalter des zur Gfsch. Moers gehörigen Dorfes Friemersheim war, verlor während der Religionsunruhen seine Güter in der Gfsch. Moers, ging nach Köln, erlernte den Buchhandel in der Antwerpener Filiale der Kölner Buchhandlung Birckmann und heiratete Arnold Birckmanns Tochter Barbara ( 1596), die die Buchhandlung 1582 zur Hälfte, drei Jahre später ganz erbte. Arnold kehrte nach Köln zurück und gliederte der ererbten Buchhandlung Birckmann eine Druckerei an. 1586-1604 erschienen in seinem Verlag, der das Birckmannsche Markenzeichen der „Fetten Henne“ beibehielt, über 200 Bücher, darunter Christian Adrichomius' bedeutendes „Theatrum Terrae Sanctae“ (1590) sowie auch einige eigene Werke. Er unterhielt eine lebhafte Korrespondenz mit deutschen und niederländ. Gelehrten, u. a. mit Gerhard Mercator und Franz Rapheling, dem Schwiegersohn des Antwerpener Buchhändlers Christoph Plantin, und gehörte als Senator dem Rat von Köln an. Die Buchhandels- und Verlagstradition wurde von Arnolds Sohn Hermann (1584–1657, s. W) und Vertretern weiterer vier Generationen in Köln fortgeführt. Noch heute erinnert die Straße „Unterfettenhennen“ an den Verlagssitz.

    Zahlreiche Nachkommen erscheinen bis Ende des 18. Jh. als Kleriker bzw. Stiftsdamen. Drei Söhne Hermanns – Arnold (1611–80), Markus (1614–82) und Paul – sowie sein gleichnamiger Urenkel (1670–1735) wurden Jesuiten, zwei Töchter Nonnen. Seinem ältesten Sohn Hermann (1609–67), Buchhändler und Bürgermeister zu Köln, wurde 1654 von Kaiser Ferdinand III. der Reichsadel bestätigt, 1698 ebenso dessen Sohn Hermann (1638–98), der 1660 das juristische Lizentiat erworben und den Buchhandel fortgeführt hatte und seit 1666 mehrmals Bürgermeister seiner Vaterstadt gewesen war; gleichzeitig wurde er 1698 in den Reichsritterstand erhoben. Sein Sohn Johann Arnold (1676–1731) war ebenfalls Buchhändler und Bürgermeister wie sein Enkel Johann Heinrich Arnold (1709–74). Inzwischen hatte es sich in Köln eingebürgert, alle drei Jahre denselben zum Bürgermeister zu wählen, der während der beiden dazwischenliegenden Jahre als Präsident der Freitagsrentkammer und anschließend als Rentmeister amtierte. Zwischen den Bürgermeisterfamilien bildeten sich zunehmend auch enge verwandtschaftliche Verbindungen. Johann Arnolds Söhne begründeten die beiden Linien der Familie.

    Stammvater der 1. Linie ist Johann Joseph (1705–66). Sein Enkel Friedrich (1782–1852) trat 1798 in das Infanterie-Rgt. Erzhzg. Karl ein. Für die Verteidigung der Feste Scharnitz im November 1805 erhielt er 1808 den Maria Theresien-Orden, für seine Verdienste in der Schlacht am Mincio im Februar 1814 das Ritterkreuz des Leopold-Ordens. 1835 wurde er Badehauskommandant in Baden b. Wien (1850 Oberst). Mit den beiden Söhnen seines Neffen, des k. u. k. Obersten Viktor (1817–97), Friedrich (1842–86) und Heinrich (1848-|1910, seit 1898 Frhr.), k. u. k. Oberst, starb die Linie im Mannesstamm aus.

    Die 2. Linie geht auf Johann Heinrich Arnold zurück. Seine drei Söhne Hermann (1738–86), sard. Major, Anton Ulrich (1742–1812), österr. General, und Kaspar (1749–1831), österr. Generalfeldwachtmeister, wurden 1775 in den erbländ.-österr. Freiherrenstand erhoben. Zu dem auf Hermann zurückgehenden, immer noch blühenden, auf Gut Linzenich bei Jülich sitzenden Ast gehört Hermanns Sohn Karl (1778–1838), 1815-19 Bürgermeister zu Köln und Präsident der Handelskammer, dann als preuß. Justiz- und Regierungsrat Senatspräsident beim Appellationsgerichtshof zu Köln. Er trat für die Erhaltung der während der franz. Herrschaft eingeführten Gerichtsverfassung ein, die auf den Prinzipien der Gleichberechtigung vor dem Gesetz und der Öffentlichkeit des Verfahrens beruhte (s. L). Sein Urenkel Ulrich (1896–1974) war Landrat (s. L), Dietrich (1897–1944) fiel als Major in Rumänien. Ulrichs gleichnamiger Sohn (* 1941), Dr. rer. nat., ist Diplom-Physiker. Dietrichs Sohn Hermann (1928–95), Dr. agr., war Diplom-Landwirt und Tierzüchter.

    Anton Ulrich, der 1759 in die österr. Armee eintrat, zeichnete sich bei der Belagerung und Einnahme von Glatz (Schlesien) aus; er erhielt als erster Leutnant den kurz zuvor gestifteten Militär-Maria Theresien-Orden. Seit 1790 kämpfte er als Bataillonskommandant, seit 1793 als Kommandant des Infanterie-Rgt. Nr. 36 in den Niederlanden, am Rhein und in Italien. 1796 wurde er zum Generalmajor, 1800 zum Feldmarschalleutnant befördert. Er wurde Divisionär in Prag und schließlich Kommandant von Böhmen (s. L). Sein Sohn Carl Franz Emmerich (1789–1839) war k. k. Oberstleutnant. Seine Tochter Maria (1794–1880) heiratete den in dän. Diensten stehenden Diplomaten Friedrich Gf. v. Baudissin (1786–1866, s. NDB I), während zwei weitere Töchter als Stiftsdamen in Prag bzw. Brünn lebten.

    Zu dem auf Kaspar zurückgehenden Ast gehört dessen Sohn Eberhard Gereon (1783–1865), der 1799 in das Infanterie-Rgt. Nr. 50 eintrat und 1822 zum Major, 1832 zum Oberstleutnant avancierte (s. Wurzbach). Sein Sohn Franz (1827–1904), Dr. iur., war Oberlandesgerichtsrat und Senatspräsident in Hermannstadt. Mit dessen Sohn Eberhard (1864–1922), Dr. iur., Vizepräsident der niederösterr. Landesregierung, starb dieser Ast im Mannesstamm aus.

  • Werke

    zu Hermann ( 1657): Catalogus Officinae Birckmannicae Hermanni Mylii, 1626.

  • Literatur

    Joh. Carl Mylius, Gesch. d. Familien Mylius, Geneal.-biogr. Fam.chronik d. Mylius aller Zeiten u. Länder, 1895;
    R. Steimel, Mit Köln versippt, I, 1955, Tafel 130;
    ders., Kölner Köpfe, 1958;
    W. Herborn, Zur Rekonstruktion u. Edition d. Kölner Bgm.liste, in: Rhein. Vj.bll. 36, 1972, S. 89-183;
    P. Fuchs (Hrsg.), Das Rathaus zu Köln, 1973;
    Horst G. Mylius. Gesch. d. Familien Mylius-Schleiz aus d. Hause Gerung u. Mylius-Ansbach 1375-1990, 1992;
    GHdA FB VII. – Zu Arnold: J. J. Merlo, A. M. aus Moers, Buchhändler zu Köln, o. J.;
    S. Corsten, Unter d. Zeichen der „Fetten Henne“, Franz Birckmann u. Nachfolger, in: Gutenberg-Jb. 1963, S. 267-72, u. in: ders., Studien z. Kölner Frühdruck, 1985, S. 262-74. – Zu Anton Ulrich:
    ADB 23;
    F. Paiir, Gesch. d. k. k. 36. Linien-Infanterie-Rgt., 1875;
    A. Frhr. v. Wrede, Gesch. d. k. u. k. Wehrmacht, 2 Bde., 1898;
    Wurzbach. – Zu Karl u. Ulrich ( 1974): H. Romeyk, Die leitenden staatl. u. kommunalen Verw. beamten d. Rheinprov., 1994.

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Mylius, Freiherren von" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 663-664 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1083011537.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA