Lebensdaten
1872 – 1959
Geburtsort
Gummersbach
Sterbeort
Gummersbach
Beruf/Funktion
Unternehmer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 1082243671 | OGND | VIAF: 153145542682796642267
Namensvarianten
  • Steinmüller, Carl Hugo Cornelius
  • Steinmüller, Carl Hugo
  • Steinmüller, Carl Hugo Cornelius
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Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Steinmüller, Carl Hugo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1082243671.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl Hugo (1840–1909, aus G., Papierfabr. in G., führte mit Lebrecht (s. u.) d. Fa. „L. & C. Steinmüller“ fort, preuß. KR, S d. Peter (1799–1871), aus Kierspe (Sauerland), 1826 Musikant u. Musiklehrer in G., Ladenbes., nahm 1854 d. Papierveredlungsproduktion auf, u. d. Wilhelmine Heuser (1815–1905;
    M Laura (1847–84), T d. Cornelius Schürmann (1819–66, Lohgerbermeister in Halver (Sauerland), u. d. Amalie Trapp (1813–84;
    Ov Wilhelm (1836–1910, Papierfabr., Papier- u. Textilkaufm., Lebrecht (1838–99, Elise Luyken, 1840–1919, T d. Friedrich Luyken, 1813–85, Druckereibes. in G.), Papierfabr. in G., führte mit Carl Hugo (s. o.) d. Fa. „L. & C. Steinmüller“ fort;
    B Lebrecht d. J. (1874–1937, Dr.-Ing. E. h.;
    1) 1899 Emma Marie (1877–1935), T d. Julius Kreft (1840–1927), Pfarrer in Wellinghofen b. Hörde, 2) 1937 Gertrud Sofia Dorothea, geb. Herlyn, verw. Sprenger (* 1889), aus Bremen;
    2 S (1 früh †) aus 1) Carl-Eberhard (1921–44 Bretagne), 3 T aus 1) Anna (* 1900, Wilhelm Kind, * 1897, trat 1947 als kaufm. Leiter in d. Fa. „L. & C. Steinmüller“ ein), Herta (* 1905, Jean-Gustave Stoltenberg-Lerche, 1898–1979, aus Paris, Ing., 1945–64 alleiniger Geschäftsführer d. Fa. „L. & C. Steinmüller GmbH“, Gen.dir. u. Komplementär d. STOLCO Stoltenberg-Lerche & Co. KG, Düsseldorf, Geschäftsführer d. Stolco-Haus GmbH, ebd., s. Wi. 1967, S d. Hans Stoltenberg-Lerche, 1867–1920, Bildhauer, Medailleur, Plakettenkünstler, Kunstgewerbler, s. ThB, S d. Vincent Stoltenberg-Lerche, 1837–92, Maler, s. ADB 36), Erika Sprenger-S. (* 1911), gründete mit Birgitta Wolf d. Verein „Nothilfe Birgitta Wolf“ z. Betreuung v. Gefangenen.

  • Biographie

    S. sammelte nach dem Abitur 1890 am Realgymnasium in Köln-Mülheim zunächst praktische Erfahrungen im eigenen Unternehmen und im Ausland (z. B. England). Seit 1894 studierte er – unterbrochen durch den Einjährig-freiwilligen Militärdienst – an der TH Stuttgart und in Dresden vermutlich Maschinenbau. 1897 trat er auf Drängen seines erkrankten Onkels Lebrecht ohne Studienabschluß in das Unternehmen „L. & C. Steinmüller“ ein. S.s Vater Carl und dessen ohne männliche Nachkommen gebliebener Bruder Lebrecht hatten neben dem von ihrem Vater Peter 1854 gegründeten papierverarbeitenden Unternehmen seit 1872 nahezu ohne technische Vorbildung zusätzlich die Fabrikation von leistungsfähigen und explosionssicheren Dampfrohrkesseln aufgebaut; um die Jahrhundertwende beschäftigten sie bereits 500 Arbeiter. Sowohl S. als auch sein jüngerer Bruder (Lebrecht d. J.) genossen dagegen eine fundierte Ausbildung, was sich in den Bereichen Forschung und Technologie des Betriebes positiv auswirkte. Zahlreiche Innovationen machten das Unternehmen gegenüber der engl. Konkurrenz wettbewerbsfähig. Das Versuchskesselhaus, Basis für eine Reihe von Neuerungen, wurde 1908 errichtet. 1902 erhielt S. Prokura, 1904 wurde er Teilhaber. Bis zum Tod seines Bruders 1937 lag die technische und kaufmännische Leitung des Unternehmens, das in Spitzenzeiten 3500 meist hochqualifizierte Mitarbeiter beschäftigte, gleichberechtigt in der Verantwortung beider, darüber hinaus entwickelten sie, sowohl regional als auch überregional, ein vielfältiges gesellschaftliches, politisches und karitatives Engagement.

    1920 kam es in der Industrie zu einigen verheerenden Explosionen von Großkesseln mit zahlreichen Opfern. Zur Klärung der Ursachen, aber auch zur Stärkung der eigenen Positionen betrieb S. zusammen mit weiteren 25 Unternehmen des Kesselbaus die Wiedergründung des Wasserrohrkessel-Verbandes, der bereits 1902–10 bestanden hatte, und war 1920–44 dessen 1. Vorsitzender. Er prägte die Verbandsarbeit in einer wirtschaftlich sehr schwierigen Phase. Politisch stand S. dem Lager der Wirtschaftsliberalen sehr nahe und begrüßte als bekennender Demokrat die Weimarer Verfassung und das Betriebsrätegesetz. Mit seinem Bruder gründete er 1920 „Die Volkszeitung für Rheinland und Westfalen, Zeitung für nationale Demokratie“ (später Oberbergischer Anzeiger, 1933 eingestellt). S.s Engagement für christliche Humanität und seine Aufgeschlossenheit z. B. für Reformpädagogik oder die Naturheilbewegungen zeigten sich in seinen Leitartikeln. S. war Beiratsmitglied der IHK und gehörte zahlreichen Vereinen und Organisationen an, darunter der Arbeitsgemeinschaft selbständiger Unternehmer, dem VDI, dem Düsseldorfer Industrie-Club, der Max-Planck-Gesellschaft und den Fördervereinen der Hochschulen in Aachen und Bonn. 1909–45 war er Stadtverordneter bzw. Beigeordneter der Stadt Gummersbach und engagierte sich in dieser Zeit sehr stark für Siedlungs- und Verkehrsfragen. Gegenüber den nationalsozialistischen Machthabern und deren Organisationen verhielt er sich zunächst reserviert, trat aber 1937 der NSDAP bei. Sein einziger Sohn und potentieller Nachfolger im Unternehmen starb 1944 als Soldat. Aufgrund seiner Mitgliedschaft in der NSDAP und erheblicher Spenden an die Partei und NS-Organisationen wurde S. bis 1948 als Geschäftsführer des Unternehmens abgesetzt; die Geschäfte des durch Kriegszerstörungen stark beeinträchtigten Unternehmens führte währenddessen sein Schwiegersohn Jean-Gustave Stoltenberg-Lerche. S. bestimmte die Richtung des Unternehmens bis zu seinem Tod, wenn auch nicht mehr im operativen Geschäft.

    Das Unternehmen, das sich zunächst noch im Besitz der Erbinnen befand, verlagerte seine Produktionsschwerpunkte nach 1964 vom Großkesselbau zur Kernkraft-, Umwelt- und Abwassertechnik. Seit 1988 war es nicht mehr im Familienbesitz, gehörte zunächst zum Konzern Philipp Holzmann, seit 1999 zur Dt. Babcock AG und wurde mit deren Konkurs 2002 aufgelöst.

  • Auszeichnungen

    A Gr. BVK;
    Ehrenbürger d. Stadt Gummersbach u. d. Rhein. Friedrich-Wilhelm-Univ. Bonn;
    Dr.-Ing. E. h. (TH Darmstadt 1921).

  • Literatur

    H. Seidl, Der Wasserrohrkessel-Verband im Wandel d. Zeit, 1920–1970, 1970;
    G. Pomykaj, Gummersbacher Gesch., II, 1806–1918, 2006;
    ders. u. J. Woelke (Hg.), Gummersbacher in ihrer Zeit, FS z. 900-J.-Feier Gummersbachs im J. 2009, 2009 (P);
    das werk + die stadt, Die Gesch. d. Fa. Steinmüller u. d. Stadt Gummersbach, hg. v. d. Entwicklungsges. Gummersbach, 2009;
    Wenzel;
    Klimesch (P);
    – Qu Rhein.-Westfäl. Wirtsch.archiv, Abt. 112, L. & C. Steinmüller, Dampfkesselfabrik Gummersbach (P);
    ebd., Presseausschnittslg.

  • Autor/in

    Jürgen Weise
  • Zitierweise

    Weise, Jürgen, "Steinmüller, Carl Hugo" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 223-224 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1082243671.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA