Lebensdaten
erwähnt 2. Hälfte 13. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Minnesänger
Konfession
-
Normdaten
GND: 118967843 | OGND | VIAF: 69729105
Namensvarianten
  • Steinmar
  • Steinmar, Berthold
  • Berthold, Herr Steinmar
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Steinmar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118967843.html [10.05.2024].

CC0

  • Biographie

    Hinweise auf die Identität des Minnesängers S. geben allein die Überschrift „her Steinmar“ in der Manessischen Liederhandschrift C, Bl. 309r, dem einzigen Überlieferungszeugen seiner 14 Lieder (51 Strophen), und die Selbstnennung in den Liedern 1, 4 und 7. Die Rezeption seines Werks macht sein Wirken im südwestdt. Sprachraum wahrscheinlich. Unbewiesen ist, ob er mit Berthold Steinmar von Klingnau identisch ist, der zwischen 1251 und 1293, oft zusammen mit seinem Bruder Konrad, im Umfeld des Minnesängers Walther von Klingen, einem Anhänger Rudolfs von Habsburg, urkundete. Gänzlich unwahrscheinlich ist die Identifizierung mit dem 1259–94 bezeugten Steinmar von Sießen-Stralegg.

    S.s Lieder (8 dreistrophige, 5 fünfstrophige, 1 zweistrophiges) mit meist spielerisch variierten Refrains und souveränem Umgang mit den Traditionen der Minneklage, des Frauenpreises und des Natureingangs lassen sich in mehrere Typen untergliedern. Während die Lieder 2, 3, 6 und 13 höfischer Konvention folgen, spielt S. in vier weiteren Liedern (4, 9, 10, 12), den höfischen Ton zwar beibehaltend, mit drastischen Bildern, indem er z. B. sein Herz mit einem Schwein vergleicht, das in einem Sack herumtobt (Lied 4). Die Lieder 7, 11 und 14 steigern das Spiel mit konventionellen Mustern und erzeugen eine parodistische Spannung durch den Widerspruch zwischen dem Ziel des erotischen Begehrens, einer Bauernmagd, und der dezidiert höfischen Sprache, in der die Werbung vorgetragen wird.

    Die nachhaltigste Wirkung hatte S.s Herbstlied (Lied 1), das mit einer Klage über die Vergeblichkeit des Minnedienstes beginnt, deren Konsequenz die Dienstaufsage an die Dame ist. Der Sänger entschließt sich, um Aufnahme bei einem neuen Herrn, dem Herbst, zu werben: Das jederzeit Erreichbare, nämlich eine bilderreich geschilderte Freß- und Sauforgie, wird an die Stelle der unerreichbaren Minnedame gesetzt. Das Schweizer „Spiel vom Streit zwischen Herbst und Mai“ zitiert eine Zeile des Lieds, der Zürcher Minnesänger Hadlaub nimmt die Thematik auf, Minnereden tradieren sie bis ins späte Mittelalter. Zu S.s parodistischem Sommerlied 7 ist in einer Basler Handschrift des frühen 14. Jh. (Univ.bibl., Cod. B XI 8) eine geistliche Kontrafaktur überliefert. Auch die Miniatur in der Manesse-Handschrift Bl. 308v, die vier auf einer Bank unter Bäumen sitzende Herren zeigt, die den Becher kreisen lassen, während ein fünfter einen Weinkrug und einen gebratenen Vogel bringt, reflektiert die Thematik des Herbstlieds. Sie wurde, wie das Zwickelrelief in der Blendarkatur des nördl. Seitenschiffs im Straßburger Münster (um 1275) mit dem aus einem Becher trinkenden Mann und der Beischrift „STEIMAR“ zeigt, zum Emblem des Dichters.

  • Werke

    F. H. v. d. Hagen (Hg.), Minnesinger, Dt. Liederdichter d. zwölften, dreizehnten u. vierzehnten Jh., II, 1838, Neudr. 1963, S. 154–59;
    M. Schiendorfer (Hg.), Die Schweizer Minnesänger, 1990, S. 280–97.

  • Literatur

    ADB 35;
    F. Schultz, S. im Straßburger Münster, 1922;
    D. Krywalski, Unterss. zu Leben u. lit.geschichtl. Stellung d. Minnesängers S., Diss. München 1966;
    E. Simon, Literary Affinities of S.`s Herbstlied and the Songs of Colin Muset, in: Modern Language Notes 84, 1969, S. 375–86;
    E. Grunewald, Die Zecher- u. Schlemmerlit. d. dt. SpätMA, Diss. Köln 1976, S. 61–67;
    R. Hausner, Spiel mit d. Identischen, in: P. Stein (Hg.), Sprache, Text, Gesch., 1980, S. 354 f. u. 365–84;
    V. Bolduan, Minne zw. Ideal u. Wirklichkeit, 1982, S. 83–111 u. 172–86;
    U. Peters, Lit. in d. Stadt, 1983, S. 100 f. u. 109–12;
    I. Glier, Konkretisierung im Minnesang d. 13. Jh., in: F. Bäuml (Hg.), From Symbol to , 1984, S. 150–68, hier S. 158–60;
    W. Hoffmann, Tageliedkritik u. Tageliedparodie in mhdt. Zeit, in: GRM NF 35, 1985, S. 163–66;
    C. Händl, Rollen u. pragmat. Einbindung, 1987, S. 315 f.;
    G. Lübben, „Ich singe daz wir alle werden vol“, Das S.-Œuvre in d. Manesseschen Liederhs., 1994;
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (L);
    LexMA;
    Vf.-Lex. MA² (L).

  • Autor/in

    Norbert H. Ott
  • Zitierweise

    Ott, Norbert H., "Steinmar" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 218-219 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118967843.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA