Lebensdaten
1866 – 1928
Geburtsort
Wettingen (Schweiz)
Sterbeort
Rapperswil
Beruf/Funktion
Kapuziner ; Gründer der Schweizer Caritas
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 120486636 | OGND | VIAF: 57446878
Namensvarianten
  • Steimer, Johann Adolf (Taufname)
  • Steimer, Rufin (Ordensname)
  • steimer, rufin
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Zitierweise

Steimer, Rufin (Ordensname), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd120486636.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef Friedrich (1831–75, Beamter, Friedensrichter in W.;
    M Verena Meier (1835–1903;
    Geschw u. a. Emil (1871–1933), Bäcker, Selina Berta (1873–1942, Anna Adelina (1874–1918, beide Barmherzige Schwestern in Ingenbohl (Sr. Engelharda u. Sr. Victoriana);
    N Emil (1899–1971), Landammann d. Kt. Zug.

  • Biographie

    S. wuchs im Kt. Aargau auf, wo ihn der Kulturkampf prägte. Seit 1881 genoß er eine Ausbildung im Kollegium St. Fidelis in Stans und trat 1885 in das Luzerner Noviziat der Kapuziner ein. Dem phil.-theol. Grundstudium in Fribourg und Solothurn seit 1887 und der Priesterweihe 1889 folgten bis 1891 weitere ordensinterne Theologiestudien in Schwyz und Zug. Nach ersten pastoralen Erfahrungen im Umfeld der Klöster Wil und Rapperswil 1891–94 schuf sich S. mit Reden zu sozialen Themen einen Namen als Volksprediger im nationalen Vereinskatholizismus. In seinen Vorträgen zur „Arbeiterfrage“ auf nationalen und kantonalen Katholikentagen und in lokalen Vereinen vertrat er die Sozialethik Papst Leos XIII. Auf S.s Inititative wurde 1897 die Caritas-Kommission im Dachverband der kath. Schweiz gegründet, die sich 1901 zum Schweizer Caritasverband entwickelte. S. leitete diesen als erster Präsident (bis 1905), organisierte nationale Caritaskongresse (Zug 1903, Baden 1904) und initiierte karitative Werke: Neben der Krankenpflegeschule in Sarnen 1903 gründete er 1909 die Nervenklinik Franziskusheim in Oberwil (Kt. Zug), in der die „Irrenfrage“ der kath. Urschweiz nach pastoral-med. Grundsätzen behandelt werden sollte; als Personal für das Sanatorium zog er die Eremitenkongregation der Urschweiz heran, die er als Barmherzige Brüder neu ausrichtete. Als Direktor in Oberwil sicherte S. sein Werk personell, politisch und finanziell ab, überwarf sich jedoch mit seinen Ärzten, wurde daraufhin in jur. Prozesse verwickelt und im Okt. 1916 vom Kapuzinerprovinzial ins Kloster Dornach bei Basel versetzt. Als Volksmissionar, Stadtprediger und Publizist kämpfte S. jahrelang für eine Rückkehr nach Oberwil und schrieb dazu 1916–21 eine dreibändige „Pastoralpsychiatrie“, die jedoch keinen Verleger fand. 1921 nach Rapperswil versetzt, leitete S. den Erweiterungsbau des Klosters (1923/24) und die Kirchenrenovation (1925), wirkte als Stadtprediger in Zürich, propagierte die neue Afrikamission der Schweizer Kapuziner und verfaßte hist. Schriften.

    S. fiel im Verbandskatholizismus auch durch sein Engagement für die Sache der kath. Frauen auf: Er gründete 1900 die „Schweizer kath. Frauenzeitung“, entwarf 1905 die Statuten für einen ersten Kath. Frauenbund und setzte sich bereits 1918 für das Frauenstimmrecht ein. Sozial sensibel, tatkräftig und rhetorisch wie organisatorisch begabt, war S. eine prägende Gestalt des Schweizer Milieukatholizismus zwischen Kulturkampf und 1. Weltkrieg. Er teilte dessen Lagermentalität in der Defensive gegen Sozialismus und Freisinn und suchte die Kraft der kath. Kirche in ihrer gelebten „caritas“ zu erweisen. Dabei sprengte sein Wirken in der sozialen Frage wie in der „Frauenfrage“ Denkstrukturen patriarchaler Verbände und Lebensmodelle der eigenen Ordensprovinz.

  • Werke

    | Schweizer. Charitasführer, 1899;
    Antonius-Büchlein, 1900, ⁶1919, ital. 1903;
    Konstitutionen d. Schwestern v. d. Göttl. Vorsehung in Baldegg, 1901;
    Gedächtnisrede auf P. Theodosius Florentini, 1906;
    Konstitutionen d. Barmherzigen Brüder im Luthernbad, 1907;
    Die Päpstl. Gesandten in d. Schweiz, 1907;
    Gesch. d. Kapuziner-Klosters Rapperswil, 1927; – zahlr. Art. in: Pius-Ann. (seit 1900 Der Schweizer Katholik), die S. mitredigierte, u. in: Schweizer kath. Frauenztg.; – Nachlaß: Provinzarchiv d. Schweizer Kapuziner in Luzern.

  • Literatur

    G. Beuret, Die kath.-soz. Bewegung in d. Schweiz, 1959, S. 112;
    V. Conzemius, Idee u. Gesch. d. schweizer. Caritas, 1976;
    P. Höck, Die Entwicklung d. Institutionellen Psychiatrie im Kt. Zug, 1994, S. 18–55;
    Caritas u. soz. Dienste, hg. v. E. Gatz, 1997, S. 230 f.;
    N. W. Kuster, R. S. 1866–1928, Leben u. Spiritualität e. soz. Pioniers im Schweizer Katholizismus, 1998 (W, L, P);
    U. Altermatt, Schweizer. Caritasverband 1901–2001, in: Zs. f. Schweizer. KGesch. 95, 2001, S. 179–96;
    S. Oetterli, Der Schweizer. Caritasverband in d. Spannungsfeldern seiner Gründungsj. bis 1928, in: 100 J. Caritas Schweiz, Von d. kath. Milieuorganisation z. soz. Hilfswerk, bearb. v. O. Noti, 2002, S. 43–103;
    Biogr. Lex. Aargau;
    HLS.

  • Autor/in

    Niklaus Wilfried Kuster
  • Zitierweise

    Kuster, Niklaus Wilfried, "Steimer, Rufin" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 135 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120486636.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA