Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Glashändler ; Glasproduzenten
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 1082132942 | OGND | VIAF: 179145542447496640963
Namensvarianten
  • Steigerwald

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Zitierweise

Steigerwald, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1082132942.html [26.04.2024].

CC0

  • Biographie

    1680 kam Johann Georg (1659–1720), Glaser und Glashändler aus Rothenfels (Franken), nach Prag, wurde Bürger auf der Kleinseite und erheiratete ein Haus am Palais Thun. Die Sklenarska, das Glasergäßchen, erinnert an ihn. 1687 folgte sein Vetter Johann (1661–1733), ebenfalls Glaser, aus Birkenfeld (Franken) und wurde Bürger in der Altstadt. Unter seiner zahlreichen Nachkommenschaft waren sechs Glasermeisterbrüder, Söhne seines Enkels Wenzel (1730–1808). Einer der fünf Urenkel Johanns, Joseph (1773–1839), wurde Vorsteher des gezünfteten Prager bürgerlichen Handwerks. Von den unzähligen Spiegeln und Hohlgläsern, die von den Prager Glasschneidern S. veredelt wurden, kann kein einziges Objekt namentlich zugeschrieben werden. Josephs Bruder Franz (1774–1829) ging mit seiner Frau Luise (1772–1827) aus Sulzfeld (Baden), Tochter eines Chirurgen und herrschaftlichen Verwalters, und den Söhnen Franz (1798–1861), Wilhelm (1804–69) und Theodor (1807–65), kgl. Gerichtsarzt in München, nach Bayern. Franz sen. wurde in Würzburg ansässig, vertrieb böhm. Glas von hoher Qualität en gros und en detail und betrieb 1811–51 eine Werkstatt. Während der Sommermonate besuchte er als Glashändler Kurbäder. Sein Sohn Franz errichtete auf Wunsch Kg. Ludwigs I. eine Glashütte bei Zwiesel, die 1836 unter dem Namen „Kgl. privilegierte Krystallglasmanufaktur Theresienthal“ als groß angelegtes Unternehmen mit einer Hohlglas- und einer Tafelglashütte in Betrieb ging. 1837 erfolgte die Umwandlung in die erste AG in Niederbayern, 1839 war die Belegschaft von ursprünglich neun auf 191 Personen angewachsen. 1837 wurde Franz’ Bruder Wilhelm technischer Direktor der Glashütte (bis 1842). Unter Wilhelms Leitung hatte die Hütte durch ein persönliches Privileg in Bayern ein Monopol zur Herstellung von Goldrubinglas, unter ihm entstanden u. a. zwei Nachbildungen der Portland-Vase in Originalgröße (heute Royal Albert Memorial Mus., Exeter, u. Corning Mus. of Glass, N. Y.), veredelt in der Münchner S.-Werkstatt an der Galeriestr. von dem böhm. Glasschneider Franz Paul Zach (1820–81). Franz trat 1841 von der Leitung der Glashütte zurück und war fortan nur noch Organisator der sechs Verkaufsniederlassungen in Bad Ems, Wiesbaden, Frankfurt/M., Bad Kissingen, München und London, wo er neben Schachtenbacher Erzeugnissen auch Glas aus anderen Hütten verkaufte. Wilhelm pachtete 1844 die Glashütte Schachtenbach bei Rabenstein und machte sie zur führenden Glashütte in Bayern, auf Verlangen der staatl. Forstbehörden verlegte er sie 1865 nach Regenhütte (heute Gde. Bayer. Eisenstein). Die Hütte Theresienthal, seit 1841 durch hohe Kredite faktisch, seit 1857 durch offiziellen Verkauf im Bankbesitz, erlebte einen geschäftlichen Niedergang und meldete Konkurs an. Nachkommen der S. waren von da an im Glashandel tätig, u. a. Franz’ jüngster Bruder Emanuel (1811–1851, 1838 KR), der den Groß- und Einzelhandel in Würzburg übernahm; dessen Sohn Wilhelm Emanuel (1847–1907) führte seit 1868 die Niederlassung in München, die bis 2001 unter dem Firmennamen „Steigerwald“ existierte. Bis 1901 waren Wilhelms gleichnamiger Sohn (1843–80) und dessen Sohn Oskar (1872–1902) als Glasproduzenten in Regenhütte tätig. Wilhelms Tochter Henriette (1845–1903) heiratete 1863 Michael Poschinger (1834–1908) aus Frauenau, dessen Vater Johann Michael Poschinger (1794–1863) 1861 die Hütte Theresienthal gekauft und ihm zur Hochzeit geschenkt hatte. Die S. sind in Bayern erloschen. In der Tschech. Republik lebt als Nachkomme der Dramatiker Karel (* 1945).

    Die Hütte Theresienthal blieb bis 1963 im alleinigen Besitz der Familie Poschinger, nach mehreren Besitzwechseln wurde 2001 die Produktion eingestellt. Seit 2004 hat die gemeinnützige Stiftung Theresienthal, gegründet mit Hilfe der Eberhard v. Kuenheim Stiftung der „BMW AG“, die Produktion wieder aufgenommen.

  • Werke

    W zu Wilhelm († 1869) (hergestellt in Theresienthal): zwei maur. Vasen in Rotüberfangglas mit Goldbemalung, zwei 2 m hohe Glaskandelaber (beides Schloß Ellingen);
    Sofatisch aus Glas , Maharadscha-Palast);
    Barock-Vasenpaar, Bamberg, Neue Residenz;
    größere Bestände in Museen:
    Corning Mus. of Glass, New York;
    Victoria and Albert Mus., London;
    Glasmus. Passau;
    Stadtmus. München;
    Waldmus. Zwiesel.

  • Literatur

    R. J. Charleston, The Glass Engraver F. Zach, 17th or 19th Century, in: Apollo, Febr. 1964, S. 133–36;
    ders., More about Zach, in: Annales du 6. Congrès d`Association Internat. pour l`histoire de Verre, 1973, S. 213–21;
    I. Seyfert, S. 1833–1983, 1983;
    dies., Glasmacher ohne Grenzen, Sklo bez hranic – Glas ohne Grenzen, 1998, S. 61–88;
    dies., Splitter z. Gesch. d. kgl. priv. Krystallglasfabrik Theresienthal, in: Der Bayerwald 98, Nr. 1, 2006, S. 22–30;
    L. S. Rakow u. J. Rakow, Franz Paul Zach, Nineteenth-century Bohemian Master Glass Engraver, in: Journal of Glass Studies, hg. v. Corning Mus. of Glass 25, 1983, S. 195–200;
    I. Seyfert, Franz Paul Zach (1820–81), Ein Glasschneider im Dienste d. S., ebd. 34, 1992, S. 79–88;
    E. Gropplero di Troppenburg, Das bayer. Glas d. Historismus, dargest. an d. Hütte Theresienthal, 1988;
    K. Pittrof, Böhm. Glas in aller Welt, Aufss. z. Glasgesch., 1994, S. 53–56;
    Theresienthal, hg. v. d. Eberhard v. Kuenheim Stiftung u. d. Bayer. Volksstiftung, 2005;
    Film:
    Die Unzerbrechlichen, Buch u. Regie D. Wessely, 2006.

  • Quellen

    Bayer. HStA München; StA München; StA Landshut; Archive d. Bistümer Passau, Regensburg u. d. Erzbistums München-Freising; StA u. StadtA Prag; Unveröff. Dokumentation v. I. Seyfert.

    P zu Wilhelm († 1869): Ölgem. (Glasmus. Theresienthal); Foto, wohl 1864, Privatbes.; – zu Henriette: Michael Poschinger u. Frau Henriette, Foto, 1902 (Glasmus. Theresienthal).

  • Autor/in

    Ingeborg Seyfert, Sven Bauer
  • Zitierweise

    Seyfert, Ingeborg; Bauer, Sven, "Steigerwald" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 129-130 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1082132942.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA