Lebensdaten
1832 – 1917
Geburtsort
Gastewitz bei Oschatz (Sachsen)
Sterbeort
New York
Beruf/Funktion
Zeitungsagent ; Verleger ; Buchhändler ; Publizist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117237442 | OGND | VIAF: 13079843
Namensvarianten
  • Steiger, Ernst Traugott
  • Steiger, Ernst T.
  • Steiger, Ernst
  • mehr

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Zitierweise

Steiger, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117237442.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus bäuerl. Fam. in Sachsen;
    V Christian Traugott (um 1800–38), aus G., Landwirt ebd.;
    M Johanne Juliane Rossberg ( 2] 1840 Ernst F. Clauß, Landwirt in G. oder Gunnersdorf b. Leipzig);
    Manhattan (New York) 1867 Bertha (* 1843), aus Dirmstein (?) (Rheinpfalz), T d. Valentin Krehbiel (1806–69, aus Weierhof Bolanden (Pfalz), Dr. med., Arzt in N. Y., u. d. Marie Hiestand (* 1812), aus Harxheim b. Mainz, beide wanderten 1854 in d. USA aus;
    1 S Ernest jr. (* 1875, Adelia Parker, *geboren 1880), Buchhändler, trat 1891 in d. Geschäftsltg. v. S.s Untern. ein u. führte dieses seit 1914 weiter, 3 T Augusta B. (* 1868), trat 1887 in d. Geschäftsltg. v. S.s Untern. ein, Marie L. (* 1870, Hermann Kluge, * 1861, aus Hamburg), Anna E. (* 1872, Joseph Vandries, * 1870, aus Antwerpen).

  • Biographie

    Nach einer Lehre 1848–52 in der Kommissionsbuchhandlung Bernhard Hermann (1807–56) in Leipzig wechselte S. 1853 zum Sortimentsbuchhändler Woldemar Türk in Dresden. Exzellent ausgebildet, mehrsprachig und somit für eine internationale Buchhändlerkarriere gut vorbereitet, nahm S. 1855 eine Gehilfenstelle bei dem dt.-amerik. Verleger Bernhard Westermann (1814–89) in New York an. Er erwarb wichtige Kenntnisse über die Organisation des nordamerik. Buchhandels und machte sich 1864 mit einer Zeitungsagentur „E. Steiger, vordem Joseph Wieck, Agent“ in New York selbständig.

    Auf zahlreichen Reisen durch die USA und nach Europa knüpfte S. wichtige Geschäftskontakte. 1866 stieg er in das internationale Pressegeschäft ein, importierte in großem Stil dt. Presseprodukte und erzielte damit in den USA enorme Absatzquoten. Nach dem Bürgerkrieg vereinfachten sich die transatlantischen Handelsbeziehungen. S.s Zeitungsagentur expandierte, es wurden ein Verlagsgeschäft, eine Sortimentsbuchhandlung, Buchdruckerei und -binderei sowie eine Leihbücherei angegliedert. In wenigen Jahren erwarb sich S. hohes Ansehen als internationaler Buchhändler und Förderer der dt. Kultur in Nordamerika. Als sich seit den 1860er Jahren der Import der Originalwerke wegen der hohen Einfuhrzölle nicht mehr lohnte, begann S. zeitgenössische europ. Autoren nachzudrucken und gab sie in verschiedenen Buchserien unter seinem Verlagssignet heraus (u. a. „Steiger’s Hausbibliothek“, „Steiger’s Lesebücher“). Damit zog er sich insbesondere von seiten dt. Verleger erheblichen Unmut zu.

    In der Folge setzte sich S. mit zahlreichen Publikationen für die Legitimität des Nachdrucks (Stereotypie) ein und warb in Europa für das amerik. Copyright, das den Schutz von geistigem Eigentum nicht vorsah. Im Gegensatz zum dt. Urheberrecht betonte dieses den ökonomischen Aspekt, d. h. es bot Schutz für wirtschaftliche Investitionen, während in Deutschland der Urheber als Schöpfer Schutz genoß. 1866–1908 publizierte S. zahlreiche Broschüren über die Organisation des nordamerik. Buchmarkts, das internationale Urheberrecht und dessen Folgen für den transatlantischen Bücherverkehr, u. a. „Der Nachdruck in Nordamerika, Mein Wirken als dt. Buchhändler“ (1866) und „Urheberrecht und Nachdruck in Nord-Amerika, Plaudereien zur Berichtigung irriger Anschauungen“ (1908); sie lösten in der dt. Branchenpresse heftige Debatten aus. Für seinen Einsatz zur Förderung der dt. Literatur in Nordamerika erhielt S. zahlreiche Ehrungen von dt. und österr. Seite. Seit 1880 firmierte das Unternehmen als „Ernst Steiger & Company“. 1887 nahm S. seine Tochter Augusta in die Geschäftsleitung auf, während die Töchter Marie und Anna assistierten. 1891 trat der Sohn Ernst S. jun. in das väterliche Geschäft ein und führte dieses nach dem Rückzug des Vaters 1914 weiter; so blieb das Unternehmen in Familienbesitz.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Mercantile Library (1856);
    preuß. Kronenorden (1873);
    Gr. Goldene Medaille d. Weltausst. in Wien (1876);
    Franz-Joseph-Orden (1876).

  • Werke

    Weitere W On the Removal of the Duty on Books, 1882;
    Dreiundfünfzig J. Buchhändler in Dtld. u. Amerika, Erinnerungen u. Plaudereien, z. Verbreitung in engerem Kreise, 1901 (P);
    Das Gespenst d. Nachdr. dt. Bücher in Nord-Amerika, Eine harmlose Plauderei, z. Aufklärung niedergeschrieben, 1902.

  • Literatur

    F. Gerhard, Der Nachdr. dt. Schrr. in d. Vereinigten Staaten u. seine Gegner, 1867;
    G. Ph. Körner, Das dt. Element in d. Vereinigten Staaten v. Nordamerika 1818–1848, 1880;
    C. Schlegel, Schlegel`s American families of German ancestry in the United States, 1916–18, Bd. 3, S. 339–52;
    G. Menz, Dt. Buchhändler, Vierundzwanzig Lb. führender Männer d. Buchhandels, 1925 (P);
    R. H. Shove, Cheap Book Production in the United States, 1870–1891, 1937;
    R. E. Cazden, Der Nachdr. dt.sprachiger Lit. in d. Vereinigten Staaten 1850–1918, in: Archiv f. Gesch. d. Buchwesens 31, 1988, S. 193–202;
    Ch. Haug, Der Büchernachdr. in Nordamerika, Der Verl., Buchhändler u. Ztg.agent E. S. (1832–1919 in New York, in: Forum Vormärz Forschung 15, 2009 (2010), S. 81–103;
    DBJ II, Tl.

  • Autor/in

    Christine Haug
  • Zitierweise

    Haug, Christine, "Steiger, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 127-128 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117237442.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA