Dates of Life
1881 – 1962
Place of birth
Langnau (Emmental) (Kanton Bern)
Place of death
Bern
Occupation
Schweizer Bundesrat ; Jurist
Religious Denomination
reformiert
Authority Data
GND: 129967262 | OGND | VIAF: 15863859
Alternate Names
  • Steiger, Adolf Eduard von
  • Steiger, Eduard von
  • Steiger, Adolf Eduard von
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Citation

Steiger, Eduard von, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129967262.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    Aus Patrizierfam. in B.;
    V Albrecht (1851–1926/ 28, Eisenbahn-Ing.;
    M Johanna (1860–1931), T d. Ludwig Rudolf Emanuel v. Wattenwyl (1818–80, u. d. Katharina Julia Johanna N. N. (1825–1902);
    Bern 1914 Beatrix (1889–1974, aus B. (s. HLS), Laienschausp., Mitgl. d. Vorstands d. Heimatschutztheaters in B., d. Lyceum Clubs ebd., 1956 d. Schweizer. Unesco-Kommission u. d. Vorstände d. Schweizer. Trachtenvereinigung u. d. Stiftung Schloss Oberhofen, 1923 Mitgründerin d. Berner Theaterver. (s. HLS), T d. Hans v. Mülinen (1858–1936, burgerl. Forstmeister in B. (s. Schweizer. Zs. f. Forstwesen, 1936, S. 161–63; HBLS), u. d. Alice de Bary (* 1868), Dichterin;
    2 T; Tante-v d. Ehefrau Helene v. Mülinen (1850–1924, Frauenrechtlerin (s. NDB 18; HLS).

  • Biographical Presentation

    S. besuchte die Mittelschule in Bern, wo er die Maturitätsprüfung ablegte. Nach dem Studium der Jurisprudenz in Genf, Leipzig und Bern (1900–05) arbeitete S. als Anwalt in Langenthal, Burgdorf und seit 1909 mit eigener Kanzlei in Bern. 1914 wurde er als Vertreter der Konservativen Partei sowohl Mitglied des Großen Rats des Kt. Bern (1914–39) wie auch des Stadtrats (1914–17), 1939 wurde er in die Kantonsregierung gewählt. S. spielte eine tragende Rolle bei der Fusion der Konservativen Partei mit der Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB) im Kt. Bern. 1931–40 war S. Bankrat der Schweizer. Nationalbank (SNB) und 1933–40 Verwaltungsrat der Schweizer. Volksbank. 1940 war er Vizepräsident des Verwaltungsrats der Schweizer. Bundesbahnen. 1940 wurde S. als Nachfolger von Rudolf Minger im 1. Wahlgang mit 130 Stimmen in den Bundesrat gewählt. S. übernahm das Eidgenöss. Justiz- und Polizeidepartement (EJPD), dem er bis zu seinem Rücktritt 1951 vorstand. 1945 und 1951 amtierte S. als Bundespräsident. Anschließend übernahm er verschiedene Ämter wie das Ehrenpräsidium des Schweizer. Zivilschutzverbandes und verstarb nach einem Herzinfarkt.

    S. war konservativ und legalistisch eingestellt, handelte als Politiker jedoch durchaus pragmatisch und mit diplomatischem Spürsinn. So unterstützte S. die Regierungsbeteiligung der Sozialdemokraten sowohl im Kt. Bern als auch auf Bundesebene. Während des 2. Weltkriegs prägte S. die schweizer. Staatsschutz- und Flüchtlingspolitik und verantwortete sie politisch. Unter seiner Leitung verfolgte der Staatsschutz eine konsequente Politik gegen die politischen Extreme, die sich auch in der unter S.s Verantwortung stehenden Pressezensur niederschlug: Die Staatsschutzorgane bekämpften sowohl die sog. „Fünfte Kolonne“, v. a. die NSDAPLandesgruppe Schweiz, als auch die Kommunisten. Im Umgang mit Flüchtlingen vertrat S. grundsätzlich eine restriktive Haltung. 1942 benutzte er die Metapher vom „stark besetzten Rettungsboot“, die im politischen Diskurs der Schweiz bis in die Gegenwart verwendet wird. Im selben Jahr erfolgte die auf einen Bundesratsbeschluß gestützte Weisung, Flüchtlinge aus Rassengründen nicht als politische Flüchtlinge zu betrachten und an der Grenze abzuweisen. In der schweizer. Bevölkerung gab es bereits während des Krieges Widerstand gegen diese Flüchtlingspolitik des Bundes. S. verteidigte die restriktiven Maßnahmen insbesondere mit Engpässen in der Nahrungsmittelversorgung. Mit dem Vormarsch der Alliierten seit Ende 1943 lockerte S. sukzessive die rigiden Bestimmungen in der Flüchtlingspolitik. 1944 setzte er eine Sachverständigenkommission für Flüchtlingsfragen ein. In der Folge erließ S.|im Juli 1944 die Weisung, alle gefährdeten Zivilpersonen, d. h. auch Flüchtlinge aus Rassengründen, aufzunehmen.

    In der Nachkriegszeit versuchte die schweizer. Regierung, die Verantwortung für die Flüchtlingspolitik auf den Leiter der Polizeiabteilung des EJPD, Heinrich Rothmund (1888–1961), abzuwälzen. Obwohl dieser wesentlichen Anteil daran hatte, setzte er letztlich die Politik der Regierung und seines Vorgesetzten S. um. Dies zeigte bereits 1957 der Bericht des Juristen Carl Ludwig zur Flüchtlingspolitik der Schweiz, der S. zu einer unüblichen Rechtfertigung veranlaßte, die dem Bericht als Anhang beigefügt wurde. Die Unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg (UEK) stellte 2001 in ihrem Bericht eine von Paternalismus und antisemitischen Stereotypen geprägte Wahrnehmung der Flüchtlinge durch S. fest und bezeichnete ihn als Hauptverantwortlichen für die restriktive Flüchtlingspolitik der Schweiz.

  • Awards

    A Präs. d. Verbandes schweizer. Teigwarenfabrikanten (1938);
    Ehrenbürger v. Langnau (Emmental) (1944);
    Ehrenpräs. d. Schweizer. Zivilschutzverbands (1961).

  • Works

    Stellungnahme z. Ber. d. Herrn Prof. Dr. Carl Ludwig, Ber. d. Herrn Bundesrats E. v. S., Vorsteher d. Eidgenöss. Justiz- u. Polizeidep. v. 1941 bis 1951, in: Die Flüchtlingspol. d. Schweiz in d. J. 1933 bis 1955, Ber. an d. Bundesrat zuhanden d. eidgenöss. Räte v. Prof. Dr. Carl Ludwig, 1957, S. 378–40.

  • Literature

    Diplomat. Dokumente d. Schweiz (http://dodis. ch/P31);
    Unabh. Expertenkomm. Schweiz – Zweiter Weltkrieg, Die Schweiz u. d. Flüchtlinge z. Zeit d. NS, 2001;
    Unabh. Expertenkomm. Schweiz – Zweiter Weltkrieg, Die Schweiz, d. Nat.soz. u. d. Zweite Weltkrieg, Schlußber., 2002;
    G. Dondi u. L. Bösch, Dokumente z. Flüchtlingspol. d. Schweiz im Aug. 1942, Rede v. Bundesrat v. S. z. „Jungen Kirche“ v. 30. Aug. 1942, 2007;
    Neue Schweizer Biogr., 1938 (P);
    Biogr. Lex. verstorbener Schweizer VI, 1969 (P);
    Schweizer Bundesräte, S. 415–20 (P);
    HLS.

  • Author

    Sacha Zala
  • Citation

    Zala, Sacha, "Steiger, Eduard von" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 126-127 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129967262.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA