Lebensdaten
1909 – 1991
Geburtsort
Murten/Murtensee (Kanton Freiburg)
Sterbeort
Acapulco (Mexiko)
Beruf/Funktion
Jazzmusiker ; Orchesterleiter
Konfession
-
Normdaten
GND: 12364500X | OGND | VIAF: 51185553
Namensvarianten
  • Stauffer, Ernst Heinrich (eigentlich)
  • Stauffer, Ernest Henry
  • Stauffer, Teddy
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Zitierweise

Stauffer, Teddy, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12364500X.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ernst, Fahrrad- u. Nähmaschinenhändler, seit 1910 Concierge im Bundeshaus in Bern;
    M Maria Hug, aus Ferenbalm (Kt. Bern);
    1 B,1 Schw;
    1) San Diego 1946 1947 Faith Domergue (1924–99, Schausp., 2) 1951 1952 Hedy Lamarr (eigtl. Hedwig Eva Maria Kiesler, 1914–2000, 1] Fritz Mandl, 1900–77, Waffenfabr., s. NDB 16, 2] Gene [eigtl. Eugene Willford] Markey, 1895–1980, Schriftst., Produzent, 3] John Loder [eigtl. William John Muir Lowe], 1898–1988, Schausp., 5] Howard Lee, Ölindustr., 6] Lewis J. Boies, * 1920, RA), Schausp., erfand 1940/42 mit George Antheil d. Frequenzsprungverfahren (s. Munzinger), T d. Emil Kiesler (jüd.), Dir. d. Wiener Creditanstalt Bankver. in Wien, u. d. Gertrud Lichtwitz, Konzertpianistin, 3) 1955 ⚮ Anne Brown, 4) 1957 ⚮ Ute Weller, Stewardess aus Hamburg, 5) 1961 ⚮ Patricia Morgan, T e. Bankiers in Los Angeles;
    1 T aus 5) Melinda- Maria (* 1962).

  • Biographie

    S. wuchs in Bern auf, wohin die Familie 1910 übersiedelt war. Mit neun Jahren erhielt er Geigenunterricht und erlernte als 18jähriger zusätzlich Klarinette und Saxophon. Nach dem Progymnasium absolvierte er eine kaufmännische Lehre; daneben gründete er 1927 das Amateurquartett „Teddy and his|Band“, dem Schallplatten aus den USA und Rundfunkaufnahmen als Vorbilder dienten. Nach Auftritten bei Tanzveranstaltungen in und um Bern machte die Gruppe ihre Musik zum Hauptberuf. 1929 erhielt sie ein erstes Engagement im „Café Wien“ in Gleiwitz und übersiedelte im selben Jahr nach Berlin, eines der Zentren des aufkommenden Jazz in Europa. Das Ensemble wurde vergrößert und errang unter dem Namen „Swing Orchester Teddy Stauffer und seine Original Teddies“ erste Erfolge. 1933 bestand das Orchester aus 15 Musikern, in den späten 30er Jahren kam der Klarinettist und Altsaxophonist Ernst Höllerhagen (1912–56), einer der besten dt. Jazzmusiker, hinzu. Nach weiteren Engagements in Hamburg, erneut in Berlin und wieder in der Schweiz kam die Band 1935 als Bordorchester mit dem Luxusdampfer „S. S. Reliance“ nach New York. Dort besorgte sich S. neueste Arrangements und lernte die junge Sängerin Lena Horne (1917–2010) kennen; ihre Aufnahme in sein Orchester scheiterte jedoch aus finanziellen Gründen. Über Stockholm fuhr die „Reliance“ weiter nach Leningrad, nochmals in die USA, dann zurück nach Hamburg. 1936 folgten Reisen nach Italien (Rom) und in die Schweiz; einen Monat vor Eröffnung der Olympischen Spiele wieder in Berlin, begann S. mit der Produktion erster Schallplattenaufnahmen, von denen der Titel „Goody Goody“ am bekanntesten wurde.

    Zu dieser Zeit gehörte die Band zu den besten kontinentalen Swingorchestern. Durch ihre vielen Reisen besaß sie Kontakte zu Musikern und Bands anderer europ. Länder und inbesondere auch zu in Europa lebenden Amerikanern. Sie spielte lockerer und mit mehr rhythmischem „drive“ als die meisten dt. Orchester, deren Musik stark unter der politischen Isolierung litt, und bot auch solistisch in Phrasierung und melodischer Gestaltung mehr. Großen Anteil am „swing“ der „Teddies“ hatte der Schlagzeuger Paul (Pole, Polly) Guggisberg (1905–67), der von Anfang an dabei war. Dank ihres aufsehenerregenden Erfolgs erhielt S. 1936 auch eine Auftrittserlaubnis durch die Reichsmusikkammer, doch gab es immer wieder Anfeindungen in der Presse und bei einzelnen Auftritten.

    1937 folgten weitere Aufnahmen in Berlin, wobei bei einigen die „Benny Goodman Big Band“ als Vorbild gedient haben dürfte. 1938 absolvierte das Orchester Auftritte auch in Belgien, Holland und England. Bei Kriegsausbruch 1939 trat es auf der Schweizer. Landesausstellung in Zürich auf. S. blieb in der Schweiz – das für 1940 geplante viermonatige Gastspiel in den USA im Austausch gegen die Ensembles von Fats Waller und Jimmy Lunceford mußte ausfallen. Mit einer wesentlich kleineren Besetzung (bis auf Höllerhagen waren alle nichtschweizer. Musiker in ihre Heimatländer zurückgekehrt) arbeitete S. weiter. Anfang Mai 1941 gab er die Leitung an den Tenorsaxophonisten Eddie Brunner (1912–60) ab und reiste mit einem für sechs Monate gültigen Visum über Frankreich, Spanien und Portugal nach New York, später nach Hollywood. Kurzzeitig arbeitete er als Skilehrer in Sun Valley, dann versuchte er 1942 über die mexikan. Grenzstadt Tijuana mit einem neuen Visum wieder in die USA einzureisen. Doch wurde ihm dieses verweigert; er mußte sich in Mexiko als Fischer und Taxifahrer durchschlagen und wurde später Mitbesitzer eines Nachtclubs in Mexico City, wo er auch mit einem neuen Orchester auftrat. Nach Kriegsende kehrte er in die USA zurück (1946 Plattenaufnahmen für Columbia) und besuchte 1947 erstmals wieder die Schweiz (Aufnahmen mit seinem alten Orchester). Im selben Jahr begann seine Karriere als Hoteldirektor im mexikan. Acapulco, das er in den folgenden Jahrzehnten zu einem Treffpunkt der internationalen High Society machte. S. starb einsam und verarmt; von der mexikan. Regierung erhielt er ein Staatsbegräbnis.

  • Werke

    mehr als 100 Schallplattenaufnahmen b. Telefunken, Berlin, 1936–39;
    80 Aufnahmen b. EliteDecca, 1940–41, weitere Titel 1944 ff.;
    – Diskogr. d. Original Teddies, hg. v. D. Stöcklin u. J. Schütte, 1993;
    Autobiogr.:
    Es war u. ist e. herrliches Leben, dt. Ausg. bearb. v. F. Langour, 1968 (P),engl. u. d. T. Forever is a Hell of a Long Time, 1976.

  • Literatur

    B. Polster (Hg.), Swing Heil, Jazz im NS, 1989, S. 51 ff. (P);
    O. Bender, Swing unterm Hakenkreuz in Hamburg 1933–1943, 1993 (P);
    M. H. Kater, Gewagtes Spiel, Jazz im NS, 1995 (P);
    E. Roth, Goody Goody, Die Swing-Legende T. S., 2003, ²2007 (P);
    M. Kunzler, Jazz-Lex., 1988, ²2002;
    Schweizer Lex.;
    B. Kernfeld, The New Grove Dict. of Jazz, ²2002;
    New Grove²;
    HLS;
    Dokumentarfilm: 100 J. T. S., Regie: D. Stöcklin, 2009.

  • Autor/in

    Joe Viera
  • Zitierweise

    Viera, Joe, "Stauffer, Teddy" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 94-95 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12364500X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA