Lebensdaten
1741 – 1819
Geburtsort
Graz
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Maler
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118722557 | OGND | VIAF: 18017230
Namensvarianten
  • Edlinger, Joseph Georg
  • Etlinger, Georg
  • Ettlinger, Georg
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Orte

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Zitierweise

Edlinger, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118722557.html [04.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph, Gärtner;
    M Therese;
    München 1774 Barbara, T des Musketiers Joh. Weller; mehrere K.

  • Biographie

    In Graz erhielt E. Zeichenunterricht bei einem Franziskaner und ging danach 5 Jahre bei dem Maler Embert in die Lehre. Seine Wanderjahre verbrachte er in Wien (1758), Ungarn, wo er mehrere Altarbilder gemalt haben soll, und in Salzburg; 1765 wieder in Wien, um sich bei Tuchmeier weiter auszubilden. 1770 war er Schüler F. I. Oefeles an der neugegründeten Akademie in München, das seine eigentliche Heimat wurde, und zu dem er auch als Künstler gehört. – Aus der Frühzeit E.s sind einige Kompositionen biblischer Stoffe nach italienischem Vorbild und Genreszenen bekannt. Bald wandte er sich ganz der Porträtmalerei zu, vorwiegend in Öl, doch gibt es auch Pastell- und Miniaturbildnisse von ihm. Als schon bekannter Porträtist war E. 1786 in Augsburg und 1791 in Mannheim; auch nach Baden und in die Schweiz führten ihn Aufträge oder die Suche nach solchen. – Künstlerisch blieb E. ein Einzelgänger, dessen sachliche, ungeschminkte Menschendarstellung seine Zeit kaum verstand. Noch hatte der Geschmack des Rokoko allgemein Geltung: Farbenfrohe, kostbare Kostüme und die Gesichtszüge einem überkommenen Schönheitsideal angeglichen. Der Einfluß dieser Epoche, vor allem von G. Desmarées, zeigt sich deutlich in E.s früheren Porträts (Graf von Haimhausen, Museum Darmstadt; Kurfürstin Elisabeth Augusta von Bayern, Residenz München, 1944 verbrannt). Gegen Ende der 80er Jahre gewinnt sein Stil jene Eigenart und Bestimmtheit, die ihn von allen deutschen Zeitgenossen, auch von A. Graff scheiden – mit dem er noch am ehesten manches gemeinsam hätte – und deutlich von den damals geschätzten Klassizisten und der glatten, oft buntfarbigen Oberfläche ihrer Bilder. Sichere schnelle Pinselstriche, noch ein spätbarockes Erbe, die mitunter die Untermalung nur flüchtig decken, umreißen die Formen und modellieren die Gesichtszüge, oft lebhaft bewegt in Hell und Dunkel, was sich bis zu einem unruhigen Flackern steigern kann. Gebrochene Töne, Grau und Ocker herrschen vor; doch immer wieder finden sich Beweise seines sehr feinen, kultivierten Farbgefühls. Die Gewänder werden nebensächlich, oft nur skizzenhaft angegeben. Das Interesse wendet sich ganz dem Gesicht zu; mit der Ähnlichkeit erfaßt E. auch das tiefere, eigentliche Wesen seines Gegenübers, und die Intensität des Malers scheint sich in dem konzentrierten, lebendigen Ausdruck der Porträtierten widerzuspiegeln. Der Mensch als solcher, auch der alltägliche, ohne Rang und modischen Aufputz, der Alte und Arme wird darstellungswürdig. Eindringliche Köpfe alter Leute voll Trauer und Resignation sind vor allem aus den späteren Jahren E.s erhalten, der selbst unter einem aufreibenden Existenzkampf zu leiden hatte. Den Mangel an gut bezahlten Aufträgen versuchte E. mitunter durch eine etwas massenhafte Produktion auszugleichen, woraus sich sowohl der Umfang wie die Qualitätsunterschiede seines Werkes erklären mögen. Einzelporträts, meist Halbfiguren- oder Brustbilder, überwiegen, darunter zahlreiche Selbstbildnisse (zum Beispiel Museum Augsburg, um 1795; Stiftung O. Reinhart, Winterthur; – mit Tochter: München, Bayerische Staatsgemäldesammlung, 1803, und Städtische Galerie). Gruppenbilder sind selten (Johann Baptist Strobel mit Kindern; Familienbildnis, beide München, Bayerische Staatsgemäldesammlung). Der Adel, der sich traditionsgemäß dem repräsentativen Standesporträt verpflichtet fühlte, scheidet weitgehend als Auftraggeber E.s aus. Das Bürgertum fand leichter den Zugang zu der neuen Darstellungsweise, und in der stattlichen Reihe der in Gegenstand und Form „bürgerlichen“ Porträts kündigt sich die gesellschaftliche Umschichtung des 19. Jahrhunderts an. – Die oft zitierte Nachahmung Rembrandts, den E. studiert hatte, beruht auf einer oberflächlichen und nur scheinbaren Ähnlichkeit ihrer Malweise. E. gehört weder zu jener Rembrandt bewußt imitierenden Richtung des 18. Jahrhunderts, noch zu den Genremalern im „niederländischen Geschmack“. Auch seine Darstellungen von Rauchern, Trinkern oder Soldaten der französischen Besatzung in München sind viel eher Kopf- und Charakterstudien als Sittenbilder (Museen Augsburg und Stuttgart). – Bayerischer Hofmaler 1781.

  • Werke

    Weitere W in Privatbes. u. zahlr. Museen, u. a. Berlin, Nat.Gal.; Köln, Wallraf-Richartz-Mus.;
    München, Nat.Mus. und Städt. Gal.;
    Nürnberg, Germ. Nat.-Mus.; Salzburg, Städt. Slg. Zusammenstellung u. genaue Chronologie (nur wenige Bilder datiert) fehlen. – Der Münchener Buchhändler J. B. Strobel soll 200 Porträts von Gelehrten u. anderen Persönlichkeiten Bayerns besessen haben, deren Herausgabe nach Stichen, vor allem v. F. John, er vorbereitete, 1. Lieferung nach s. Tod b. F. A. Fleischmann, 1821, nicht fortges.

  • Literatur

    ADB V;
    A. Goldschmidt, in: Münchner Jb. d. bild. Kunst, 1906, S. 16-28;
    A. Feulner, Skulptur u. Malerei d. 18. Jh. in Dtld., 1929, S. 212 f., = Hdb. d. Kunstwiss.;
    R. Paulus, Vorwort z. Kat. d. Ausstellung J. G. E., München, Gal. Paulus, 1929;
    F. Landsberger, Die Kunst d. Goethezeit, 1931, S. 100-02;
    H. Beenken, Das 19. Jh. in d. Dt. Kunst, 1944, S. 410-12;
    ThB.

  • Porträts

    Selbstbildnis, 1803 (Neue Pinakothek, München), Abb. b. Rave.

  • Autor/in

    Erika Hanfstaengl
  • Zitierweise

    Hanfstaengl, Erika, "Edlinger, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 316-317 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118722557.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Edlinger: Johann Georg E., nicht unverdienstlicher Bildnißmaler, geb. 1741 zu Graz in Steiermark. Nachdem er durch einen Franciscaner dürftigen Unterricht im Zeichnen erhalten hatte, kam er zu einem Maler in Oesterreich, der ihn zu Kirchendecorationen und Verfertigung von Votivtafeln verwendete. Seine Versuche in der Porträtmalerei gelangen und erwarben ihm vielen Beifall. Im J. 1774 kam er nach München, wo er von nun an, mit Ausnahme verschiedener Reisen in die Schweiz, die Pfalz, das Badische und andere Gegenden, ständigen Aufenthalt nahm. Im J. 1781 wurde E., mit einem jährlichen Gehalte von 400 Gulden, Hofmaler in München; er starb daselbst 1819. Die Bildnisse Edlinger's sind recht tüchtig gemalt, mit einiger Anlehnung an Rembrandt, zeigen lebendigen Ausdruck und eine geistvolle Behandlung. Er hat sehr viel hinterlassen; der Buchhändler Strobel in München besaß allein an 200 Porträts von Gelehrten und anderen um Baiern verdienten Männern. Ein Theil derselben erschien im J. 1821 unter dem Titel: „Sammlung von Bildnissen denkwürdiger Männer, gemalt vom Hofmaler E., gestochen von John“, München 1821, kl. Fol.

    • Literatur

      Nagler, Künstlerlexikon.

  • Autor/in

    W. Schmidt.
  • Zitierweise

    Schmidt, Wilhelm, "Edlinger, Georg" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 648 unter Edlinger, Johann Georg [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118722557.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA