Lebensdaten
1792 – 1854
Geburtsort
Winsen/Luhe
Sterbeort
Weimar
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Dichter ; Bibliothekar ; Lehrer des Erbprinzen Carl Alexander von Sachsen-Weimar ; Privatbibliothekar der Großherzogin Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar ; Herausgeber von Goethes nachgelassenen Werken ; Hofrat,
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118528777 | OGND | VIAF: 29550537
Namensvarianten
  • Eckermann, Johann Peter
  • Eckermann
  • Eckermann, J. P.
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Zitierweise

Eckermann, Johann Peter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118528777.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Adolf ( vor 1815), Hausierer;
    M Dor. Sophie Schierhorn;
    1831 Johanna Bertram ( 1834), Kaufmannstochter aus Hannover;
    S Karl (1834–91), Maler u. Radierer (s. ThB).

  • Biographie

    Nach sehr ärmlicher Kindheit auf dem Lande und primitivster Schulbildung war E. Schreiber, nahm am Feldzug 1813/14 teil. Durch Malstudien in Hannover, Gymnasial- und Privatunterricht neben Kanzleistellungen in Kleinstädten seiner engeren Heimat bildete er sich weiter, studierte Jura in Göttingen 1821/22. Am 24.5.1823 sandte er seine erste größere literarische Arbeit („Beiträge zur Poesie“) an Goethe, der erste Besuch erfolgte am 10.6. Auf Goethes Veranlassung blieb er in Weimar, half ihm bei seinen redaktionellen Arbeiten, trat aber nie in ein Anstellungsverhältnis mit ihm, sondern lebte kümmerlich von Privatstunden, unterrichtete auch den Erbprinzen Karl Alexander von Weimar. Goethe bestimmte E. 1831 zum Herausgeber seines Nachlasses, den E. in 15 Bänden bis 1833 veröffentlichte. Im nachgoetheschen Weimar fühlte sich E., obwohl allmählich Repräsentationsfigur geworden und 1843 zum Hofrat ernannt, nicht mehr wohl und wollte in seine Heimat zurückkehren, vor allem, da sein minimales Gehalt als großherzoglicher Hofbibliothekar nicht für die einfachsten Lebensbedürfnisse ausreichte. 1844 bis 1846 lebte er in der Nähe von Hannover, kehrte dann auf dringenden Wunsch des Großherzogs nach Weimar zurück, da er sonst seine geringe Pension verloren hätte. Die ersten beiden Teile der „Gespräche mit|Goethe in den letzten Jahren seines Lebens 1823-1832“ (1837) waren ein Erfolg beim Publikum, der dritte Teil, unter Verwendung von Frédéric Sorets „Conversations avec Goethe“, im Revolutionsjahr 1848 erschienen, fand viel weniger Absatz. Der finanzielle Gewinn war so unbefriedigend, daß E., auch von Goethe nicht sichergestellt, ständig mit größten Geldsorgen zu kämpfen hatte und zeitweise von Freunden unterstützt wurde. Durch Krankheit und materielle Not aufgerieben, starb E. schon mit 62 Jahren.

    E.s „Gespräche“, das meistgelesene Buch der gesamten Goethe-Literatur, wird von Nietzsche als das „beste deutsche Buch überhaupt“ bezeichnet, die Goetheschen Enkel riefen bei seinem Erscheinen: „Es ist der Großpapa selbst! – da lebt er, da spricht er!“ E.s eigene lyrische Erzeugnisse sind zeitgebunden, gute Biedermeierdichtung, aber unwesentlich. Sein starkes Erzählertalent und sein produktiv-künstlerisches Einfühlungsvermögen stellte er ganz in den Dienst Goethes, der in dem jungen Autodidakten den Mann fand, der ihm durch seine Aufnahmefähigkeit, durch sein völliges Sich-Selbst-Aufgeben als Medium diente für das, was Goethe der Welt noch zu sagen hatte. Aus anfänglich mehr zufälligen Gesprächen wurden im Laufe der Zeit, vor allem nachdem Goethe E.s Absicht, die Gespräche zu veröffentlichen, gebilligt hatte und aus dem Gehilfen ein Freund geworden war, bewußte und oft geplante Unterhaltungen, auf die sich auch Goethe (siehe seine Tagebücher) häufig vorbereitete. Ein weiteres großes und von Goethe selbst wiederholt bezeugtes geistesgeschichtliches Verdienst E.s ist, daß er es „versteht, am besten literarische Produktionen mir zu exforquieren. … So ist er vorzüglich die Ursache, daß ich den Faust fortsetzte …“ (8.6.1830 zu F. von Müller). Ohne E.s Einfluß wären der letzte Teil von „Dichtung und Wahrheit“, die endgültige Fassung von „Wilhelm Meisters Wanderjahren“ sowie „Faust II“ nicht vollendet worden. Ebenso stammen die ersten praktischen Regieentwürfe für eine Aufführung von „Faust II“ von E. Er paßte sich in seiner Diktion so vollendet dem Gesprächs- und Schreibestil seines Meisters an, daß die Grenze zwischen tatsächlichen Formulierungen Goethes und solchen von E. kaum bestimmbar ist. Das Bild des „Olympiers“ Goethe, im 19. Jahrhundert vor allem verbreitet, ist nicht zuletzt durch die „Gespräche“ entstanden. Über die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit der teils unmittelbar in mehr oder weniger ausführlichen Tagebuchnotizen festgehaltenen, teils später auf Grund kurzer Stichworte aus dem Gedächtnis oder unter Benützung fremden Materials ausgeführten „Gespräche“ wurden von H. H. Houben und J. Petersen eingehende Untersuchungen angestellt mit dem Ergebnis, daß zwar für die Entstehung der einzelnen Gespräche verschiedene Grade von Unmittelbarkeit und Treue der Wiedergabe festgestellt wurden, die biographische Bedeutung des von E. geschaffenen Goethe-Denkmals jedoch unbestritten bleibt. Die Ursache der großen Popularität der „Gespräche“, die alle andern Berichte und Unterhaltungen von Zeitgenossen weit hinter sich lassen, liegt aber auch in der künstlerischen Formung, einer Meisterleistung des Epikers, des gestaltenden Schriftstellers E. „Er war kein Echo Goethes, sondern eine ursprünglich verwandte Natur, wenn auch aus schwächerer Wurzel“ (E. Beutler).|

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (Jena 1827).

  • Werke

    Gedichte, 1821; Btrr. z. Poesie, mit bes. Hinweisung auf Goethe, 1823;
    Gedichte, 1838: Gespräche mit Goethe in d. letzten J. s. Lebens 1823-32, 2 Bde., 1837, 3. Bd., 1848, 1. kommentierte Ausg. v. H. Düntzer, 1885, 8. v. H. H. Houben, 1907, v. E. Castle, 1917, 23. v. E. Beutler, = Bd. 24 d. Gedenkausg., 1948; Übers, in versch. Sprachen (1. engl. 1850).

  • Literatur

    ADB V;
    F. Tewes, Aus Goethes Lebenskreise, J. P. E.s Nachlaß, I, 1905;
    J. Petersen, Die Entstehung d. E.schen Gespräche u. ihre Glaubwürdigkeit, 1924;
    ders., E.s Künstlerische Leistung, in: Lit. Alm. 1925, S. 92-105;
    E.s Briefe an Auguste Kladzig, hrsg. u. eingel. v. dems., in: Jb. d. Slg. Kippenberg 4, 1924, S. 94 ff.;
    H. H. Houben, J. P. E., Sein Leben f. Goethe, 1925, II, 1928;
    W. Schäfer, Über d. Dichter J. P. E., Goethe-Kal. auf d. J. 1939;
    O. Heimdal, E., 1956 (P); Darst.:
    W. Schmidtbonn, Stolz u. Demut (biogr. Erz.), in: Köln. Ztg. 1944, Nr. 159-63;
    E. Lissauer, Einakter, E. dichterisch verklärt, 1922. – E. Beutler, Essays um Goethe II, 1949;
    Frels.

  • Porträts

    Ölbild v. J. Schmeller, 1824;
    Kreidezeichnung v. dems., 1827 (Goethe-Nat.-Mus. Weimar);
    Zeichnung v. F. Preller, 1851;
    Zeichnung v. Karl Eckermann, Abb. b. O. Heimdal (s. L).

  • Autor/in

    Hans Heinrich Borcherdt
  • Zitierweise

    Borcherdt, Hans Heinrich, "Eckermann, Johann Peter" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 289-290 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118528777.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Eckermann: Johann Peter E., geb. den 21. Septbr. 1792 zu Winsen an der Luhe in Hannover, war in sehr bescheidenen, fast ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Eine kleine Oekonomie und besonders ein zeitweiser Hausirhandel des Vaters nährte die Familie, die bei dürftigem Einkommen für eine bessere Ausbildung des Knaben nichts beitragen konnte, auf dessen Beihülfe im Gegentheil beim Betrieb der kleinen Wirthschaft gerechnet wurde. Erst als in demselben zufällig ein Zeichentalent entdeckt wurde, nahmen sich seiner einige gebildete Ortseinwohner an und ließen ihm mit ihren Kindern einen über die Volksschule hinausgehenden Unterricht ertheilen. Mit der Confirmation hörte dieser, wie überhaupt jede Unterstützung auf und nur dem dortigen Justizbeamten war es vielleicht zu danken, daß E. in eine seinen Neigungen nicht völlig fremde Sphäre der Thätigkeit gewiesen wurde, indem er bis 1810 die Stelle eines Privatschreibers bekleidete. Nach Auflösung des Amtes seiner Vaterstadt wurde er im Steuerbureau zu Lüneburg, darauf in der Unterpräfectur zu Uelzen beschäftigt. Vom Ende des J. 1812 versah er die Stelle eines Mairiesecretärs zu Bevensen, als ihn die Pflicht gegen das Vaterland als Freiwilliger unter die Fahne des Kielmannsegge’schen Jägercorps rief, dem er bis zu dessen Auflösung im Herbst 1814 angehörte. Bei seiner Rückkehr in die Heimath fand er den Vater nicht mehr am Leben; es galt jetzt der Begründung einer neuen Existenz, die ihm vielleicht, so hoffte er, das in ihm entdeckte Zeichentalent gewähren könne. Sein Vorbild war Ramberg, den er in Hannover aufsuchte. Ein systematischer Unterricht hatte begonnen, doch war die Zukunft um so trüber, als E. ohne Mittel, in Hannover ausschließlich auf die Unterstützung eines Freundes angewiesen war. Das drückende Gefühl, das aus der fortwährenden Unterstützung hervorging, vorzüglich aber eine Krankheit, die unmittelbare Folge der anstrengenden Feldzüge, nöthigten ihn zum völligen Aufgeben seiner künstlerischen Laufbahn. Mit Freuden erfaßte er eine sich darbietende Gelegenheit zu seiner weiteren Versorgung. Er trat in die Dienste einer mit der Kriegscanzlei verbundenen Montirungscommission, die ihm hinreichende Zeit ließ, mit anregenden Freunden der Kunst und Litteratur sich zuzuwenden. Insbesondere nahm die letztere sein ganzes Interesse in Anspruch, zumal begeisterten ihn Theodor Körner's damals so hoch gefeierte Dichtungen und erregten in ihm selbst den Trieb zum Dichten. Die Behandlung eines der Zeit angemessenen Themas brachte ihm große Anerkennung und belebte ihn zu neuen Versuchen, die ihn nach neuen Vorbildern suchen ließen. Damals 24 Jahr alt, las er zum ersten Male Schiller und Goethe; von Shakespeare wandte er sich zum Studium der griechischen Dichter. Hier war es, wo er zum Bewußtsein gelangte, daß bei dem Mangel classischer Bildung weder Verständniß noch Nachahmung möglich sei. Er nahm zunächst Privatunterricht in den alten Sprachen, besuchte dann das Gymnasium zu Hannover, um intensiver in den Geist des Alterthums einzudringen. Aber trotz aller Energie vermochte er auf die Dauer der Schule nicht zu folgen, da die dienstlichen Anstrengungen mit den Anforderungen der Wissenschaft schwer zu vereinbaren waren, zumal die physischen Kräfte auf die Dauer nicht ausreichten. Aber treu seinem Beschluß setztel er in langsameren Zügen durch Privatunterricht seine Studien fort. Nach manchen schriftstellerischen Versuchen, die sich auch auf Theaterstücke erstreckten, aber ohne nennenswerthe Erfolge blieben, verließ er endlich seine dienstliche Stellung und bezog im Mai 1821 mit Unterstützung seiner Vorgesetzten die Universität Göttingen. Mit Rücksicht auf seine|Zukunft widmete er sich dem Studium der Jurisprudenz, die aber in Wahrheit, wie sehr es ihm auch Ernst war, ihr anzugehören, doch in zweiter Linie stand, da die schönwissenschaftlichen Studien stets den Vorrang behaupteten. Als die materielle Unterstützung aufhörte und die vorwiegende Neigung nicht zu bekämpfen war, verließ er im Herbst 1822 die Universität und vollendete auf einem Landsitze in der Nähe Hannovers sein Erstlingswerk „Beiträge zur Poesie“, eine Reihe theoretischer Aufsätze, in denen er auf die Schöpfung und Beurtheilung dichterischer Werke einen Einfluß auszuüben suchte. Die Arbeit sandte er an Goethe, theils um ein untrügerisches Urtheil, theils um gleichzeitig eine materielle Verwerthung des Geschaffenen zu gewinnen. Als Goethe sich günstig aussprach, ging E. selbst nach Weimar, um sich dem größten deutschen Dichter vorzustellen. Wie sich das Verhältniß Eckermann's zu Goethe seitdem gestaltete, ist ausführlich in den bekannten „Gesprächen“ dargelegt. E. war dazu ausersehen, bis zu einem gewissen Grade Goethe's Vertrauter und dessen Stütze bei Veröffentlichung der Werke zu werden. — An äußeren Anerkennungen der Verdienste Eckermann's fehlte es selbstverständlich nicht, er wurde zum Lehrer des Erbgroßherzogs Karl Alexander für englische Sprache und Litteratur überhaupt auserlesen; die Jenenser philosophische Facultät beehrte ihn 1827 mit dem Doctortitel; er wurde 1838 Hofrath, Bibliothekar der Großfürstin etc. — Eine litterarische Bedeutung hat E. in einem seinem rastlosen Streben entsprechenden Maße nicht gewonnen. Vielleicht, daß doch sein Bildungsgang einen guten Theil der Schuld trug. Jedenfalls läßt sich darüber streiten, ob nicht die durch das Verhältniß zu Goethe bedingte zum Theil einseitige Thätigkeit seiner ferneren Entwicklung wesentlichen Eintrag that. Neben seinen Gedichten verfaßte er eine Reihe beachtenswerther Aufsätze in „Kunst und Alterthum" und im „Morgenblatt“, während seine „Gespräche mit Goethe“ (Bd. I. u. II. 1836, Bd. III. 1848), weithin bekannt, allein seinen litterarischen Ruf begründet haben. An der Redaction der Goethe’schen Werke hat er den vorzüglichsten Antheil genommen. — E. war bis an sein Ende eine liebenswürdige Natur, wenn man auch im Verkehr mit ihm mancherlei Eigenthümlichkeiten unbedingt Rechnung zu tragen hatte. Er starb zu Weimar am 3. Decbr. 1854.

    • Literatur

      Eckermann's Selbstbiographie in den Gesprächen mit Goethe, deren dritter Theil nicht frei von Datirungsfehlern ist. — v. Biedenfeld, Weimar. — Blätter für litterarische Unterhaltung 1857, S. 886.

  • Autor/in

    Burkhardt.
  • Zitierweise

    Burckhardt, "Eckermann, Johann Peter" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 613-614 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118528777.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA