Lebensdaten
1915 – 1979
Geburtsort
Lünten bei Vreden (Münsterland)
Sterbeort
Münster
Beruf/Funktion
Bischof von Münster
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118621319 | OGND | VIAF: 110894217
Namensvarianten
  • Tenhumberg, Heinrich

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Tenhumberg, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118621319.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann, Bauer in L.;
    M Johanna Thesing.

  • Biographie

    T. besuchte die Rektorats-Schule in Vreden und als Alumnus des Konvikts Ludgerianum in Münster das dortige Gymnasium Paulinum; hier begegnete er P. Joseph Kentenich (1885–1968), dem Gründer der marianisch geprägten Schönstatt-Bewegung, der auf T.s religiöse Orientierung starken Einfluß gewann. Nach dem Abitur 1934 wechselte T. in das münster. Theologenkonvikt Borromaeum, wo er eine Schönstatt-Gruppe (als apostol. Lebensgemeinschaft) leitete. Als deren Mitglieder (unter ihnen der später im KZ Dachau inhaftierte Karl Leisner, 1915–45) zum Arbeits- und Wehrdienst eingezogen wurden, sorgte er durch intensive Korrespondenz für ihren Zusammenhalt. 1939 zum Priester geweiht, wurde T. als Kaplan in Marl-Brassert eingesetzt, jedoch 1942 zum Sanitätsdienst bei der Kriegsmarine einberufen. 1945, nach kurzer Gefangenschaft, wieder in Münster, wirkte er zunächst als Vikar in Freckenhorst, seit 1947 als Domvikar und Referent für Landseelsorge im Generalvikariat zu Münster.

    Von den um 1950 einsetzenden wirtschaftlichen und sozialen Umstrukturierungsprozessen herausgefordert und von seinem Bischof, Michael Keller (1896–1961), mit der Koordinierung des Laienapostolats betraut, verantwortete T. den Aufbau der Kath. Landjugend in berufsständischer Organisation sowie den Ausbau der Landvolksbewegung und der Landvolkshochschulen, ohne sich dabei durch Widerstände von seiten der Zentrale des Bundes der Dt. Kath. Jugend und des Dt. Bauernverbandes irritieren zu lassen. Sein Ziel war es, die weithin traditioneller Religiosität verhafteten Katholiken seines ländlich geprägten Bistums zur Mitgestaltung am gesellschaftlichen Umbruch in christlichem Geist anzuregen. T. setzte sich zudem für eine Neugründung der christl. Gewerkschaftsbewegung ein, ohne allerdings die Unterstützung der CDU zu gewinnen. Nicht zuletzt dank seines Ansehens im münster. Klerus als initiative Kraft in der Diözesanleitung wurde er 1954 ins Domkapitel und 1958 zum Weihbischof (Titularbf. v. Tuburnica i. p. inf.) berufen.

    Auf dem 2. Vatikan. Konzil gehörte T. dem konservativ-reformoffenen und von der Notwendigkeit einer durchgreifenden Kurienreform überzeugten Flügel an. Mit Nachdruck und Erfolg setzte er sich während des Konzils für die Rückkehr des nach Milwaukee (USA) verbannten Kentenich sowie für die kirchenrechtliche Anerkennung der Autonomie des Schönstattwerkes ein (1964) und übernahm 1965 den Vorsitz in dessen Generalpräsidium. Als Leiter des Kommissariats der dt. Bischöfe in Bonn (1966) suchte er Verständigungsmöglichkeiten mit der SPD auszuloten und begründete den Kath. Arbeitskreis für Entwicklung und Frieden als Dachverband der bfl. Hilfswerke zugunsten der „Dritten Welt“ (1967). 1969 wurde er – aus einer röm. Dreierliste – vom münster. Domkapitel in der Nachfolge Joseph Kard. Höffners (1906–87, seit 1969 Ebf. v. Köln u. Kard.) zum Bischof von Münster gewählt.

    Mit ungewöhnlichem Engagement entwickelte T. sein von konziliaren Impulsen inspiriertes, auf Kindergartenarbeit, Schule und Religionsunterricht, Medienpolitik, außerschulische Jugendarbeit und Erwachsenenbildung konzentriertes Konzept der Familien- und Gemeindepastoral mit dem Ziel individueller Gewissensbildung. Als Leiter des Referats für Jugendfragen in der Bischofskonferenz und der Sachkommission „Charismen, Dienste und Ämter“ auf der Gemeinsamen Synode der dt. Bistümer in Würzburg 1971–75 wirkte er weit über die Grenzen seines Bistums hinaus im Sinne seines Pastoralkonzepts moderat reformerisch. Im Streit über die rechte Umsetzung des Konzils in kirchlicher Praxis und persönlicher Lebensgestaltung blieb er allerdings von Kontroversen und Konflikten – zumal in der Jugendarbeit, deren religiöse Dimension er verstärkt einforderte – nicht verschont. Ein konfliktreiches Verhältnis verband ihn auch mit der Theol. Fakultät der Univ. Münster (Entzug der Missio für den Kanonisten Horst Hermann, * 1940; wiederholte Verweigerung des Nihil obstat für Neuberufungen und Habilitationen). Als sich die sozial-liberale Koalition 1973 darauf einigte, eine Reform des § 218 im Sinne der „Fristenlösung“ anzusteuern, erhob T. scharfen Protest und gab seiner Enttäuschung über die offenbare Vergeblichkeit seiner jahrelangen Bemühungen um ein gutes Verhältnis insbesondere zur SPD Ausdruck. Diese Distanzierung vertiefte sich in der einsetzenden Grundwerte-Diskussion. T. starb an den Folgen eines Herzinfarkts; sein Nachfolger wurde Reinhard Lettmann (1933–2013).

  • Auszeichnungen

    A Bf.-H.-T.-Stiftung z. Unterstützung v. Familien u. Alleinerziehenden in Notlagen (seit 1980).

  • Werke

    W Der Bf. antwortet, Briefe an d. Bf. v. Münster u. seine Antworten in „Kirche u. Leben“, 2 Bde., 1972/74;
    „Sagen Sie mal, Herr Bf. …“, H. T. antwortet auf Glaubens- u. Lebensfragen, 1978.

  • Literatur

    L H. Mussinghoff, in: W. Thissen (Hg.), Das Bm. Münster I, Die Bischöfe v. Münster, bearb. v. A. Schröer, 1993, S. 328–38;
    W. Damberg, Abschied vom Milieu? Katholizismus in Münster u. in d. Niederl. 1945–1980, 1997;
    ders., Gesch. d. Bm. Münster V: Moderne u. Milieu 1802–1998, 1998;
    ders., in: Zeitgesch. in Lb. IX, 1999, S. 134–48 (P);
    ders., in: LThK³;
    H. Vorgrimler, Theol. ist Biogr., Erinnerungen u. Notizen, 2006, S. 205–10 u. ö.; Gatz V (W, L
    , P);
    BBKL 20 (W, L);
    Personenlex. 2. Vatikan. Konzil (L);
    Munzinger.

  • Autor/in

    Manfred Weitlauff
  • Zitierweise

    Weitlauff, Manfred, "Tenhumberg, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 30-31 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118621319.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA