Lebensdaten
unbekannt
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 1020732881 | OGND | VIAF: 232594347
Namensvarianten
  • Spener

Orte

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Zitierweise

Spener, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1020732881.html [18.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die S. sind zunächst im Elsaß nachweisbar. Michael d. Ä. ( 1593, s. ThB; ⚭ Margareta Schilling), Sohn des Wendelin, war 1573 Goldschmiedemeister in Straßburg. Sein Sohn Johann Philipp (1590/92–1657) war Konsistorialrat und Archivar im Dienste der Herren von Rappoltstein. Der pietistische Theologe Philipp Jakob (s. 1) wurde 1686 von Frankfurt/Main als kursächs. Oberhofprediger nach Dresden berufen, 1691 als Propst von St. Nikolai und brandenburg. Konsistorialrat nach Berlin. Sein Sohn Philipp Reinhard (1673–1732) war hier Apotheker und Ratsherr, zudem erhielt er ein Privileg als Buchhändler. Ebenso war sein Sohn Johann Carl (1710–56) seit 1739 privilegierter Buchhändler in Berlin. Dieser arbeitete bei verschiedenen Verlagsprojekten mit Ambrosius Haude (1690–1748) zusammen, der eines der renommiertesten europ. Verlagshäuser seiner Zeit aufgebaut hatte. Nach dessen Tod übernahm Johann Carl in Kooperation mit der kinderlosen Witwe Sophie Eleonore Haude (1699–1762) die Buchhandlung Johann Christoph Pape. 1749 gründete Johann Carl zudem ein großes Sortimentsgeschäft in Glogau, womit das Verlagshaus über Berlin hinaus expandierte.

    Fußend auf der von Ambrosius Haude begonnenen Zusammenarbeit mit der Akademie der Wissenschaften erschienen die „Histoire de l'Académie Royale des Sciences et des Belles Lettres de Berlin“ (1745–69) sowie die „Histoire de l'esprit humain ou mémoires secrets et universelles de la république des lettres“ (1765–68). Zu den renommiertesten Verlagsautoren zählte Jean Henri Samuel Formey (1711–97), ein Berliner Refugiant, der im Zentrum des Beziehungsgeflechts franz. und dt. Intellektueller stand und mit verschiedenen Zeitschriften, u. a. der „Nouvelle Bibliothèque Germanique“ (1746–59) einen bilateralen Austausch institutionalisierte.

    Neben franz. Aufklärungsliteratur bildeten Theologie und Philosophie weitere Schwerpunkte des Verlagsprogramms; die Werke von Gottfried Arnold und Christian Thomasius waren nahezu vollständig vertreten. Insbesondere auf dem Sektor der moralischen Wochenschriften weitete Johann Carl sein Zeitschriftenangebot aus. Nach seinem Tod 1756 führten zunächst die Witwen Haude und Spener das Geschäft gemeinschaftlich weiter. Obgleich Sophie Helene (1727–99), 1759 in zweiter Ehe Christian Gottlob ( 1791), den Bruder ihres verstorbenen Ehemanns heiratete, wurde das Verlagsgeschäft bereits in den 1760er Jahren den zu diesem Zeitpunkt noch minderjährigen Söhnen Johann Carls übereignet. Kg. Friedrich Wilhelm II. erteilte 1764 Johann Carl Philipp (s. 2) das Privileg zur Führung des Verlagsgeschäfts, dem jüngeren Bruder Christian Sigmund (1753–1813) dasjenige zur Führung der Buchdruckerei. Vorübergehend ging auch ein Privileg an den dritten und jüngsten Bruder Friedrich Gottlieb (* 1755). Während sich Johann Carl Philipp auf den Ausbau der Verlagstätigkeit konzentrierte, erwarb sein Bruder 1773 die Druckerei Samuel König ( 1773), die nach dessen frühem Tod wieder in den Besitz des Verlagshauses überging. Zwischen den Verlegerfamilien Haude, Spener und Decker bestand ein enges familiäres und unternehmerisches Beziehungsgeflecht, das die Marktposition der Verlagsunternehmen stärkte und deren Betriebskapital erhöhte.

    Als Johann Carl Philipps Sohn Georg Gottlieb Carl 1821 starb, verlor jener auch seinen Geschäftsnachfolger und sah sich gezwungen, das Unternehmen 1826 an seinen langjährigen Mitarbeiter Julius Siegfried Joseephy (1792–1856) zu übertragen, der noch im selben Jahr die Zeitung nebst Druckerei an Samuel Heinrich Spiker (1786–1858) verkaufte und sich auf das reine Verlagsgeschäft konzentrierte. Nach dem Tod Joseephys ging das Verlagsgeschäft an den Berliner Buchhändler Ferdinand Schneider (1857–59) über, der bereits 1859 die Geschäftsleitung an seinen Mitarbeiter August Friedrich Weidling (1821–1902) abtrat. Weidling führte das Verlagsgeschäft nahezu 30 Jahre, bevor er dieses an seinen Sohn Konrad Friedrich Richard Weidling (1861–1911) weitergab. Nach dessen Tod übernahm zunächst seine Witwe Caroline Charlotte Weidling das Geschäft und übertrug es im selben Jahr Max Anton Joseph Patschke (1868–1932), der bereits seit 1890 als Mitarbeiter tätig gewesen war. Heute gehört das Traditionsunternehmen „Haude & Spener“ zu der wissenschaftlichen Verlagsgruppe „Volker Spiess“ GmbH.

  • Literatur

    V. H. Schmidt u. D. G. G. Mehring, Neuestes gel. Berlin oder lit. Nachrr. v. jetztlebenden Berlin. Schriftst. u. Schriftstellerinnen, Bd. 1, 1795, S. 38–52 u. 285–94;
    K. Weidling, Die Haude & Spenersche Buchhandlung in Berlin in d. J. 1614–1890, 1902;
    Dreihundert J., Die Haude & Spenersche Buchhandlung in Berlin 1614–1914, 1914;
    E. Widdecke, Gesch. d. Haude- u. Spenerschen Ztg. 1734–1874, 1925;
    A. Georgi, Die Entwicklung d. Berliner Buchhandels bis z. Gründung d. Börsenver. d. dt. Buchhändler 1825, 1926;
    Stolze Vergangenheit – lebendige Gegenwart, 325 J. Haude- u. Spenersche Buchhandlung zu Berlin 1614–1939, 1939 (P zu Carl S.);
    H. Kullnick, Berliner u. Wahlberliner, 1961;
    350 J. Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung in Berlin 1614–1964, 1964;
    H.-D. Fischer, Dt. Presseverleger d. 18. u. 19. Jh., 1975, S. 286–94;
    R. Schmidt, Dt. Buchhändler, dt. Buchdrucker, Btrr. zu e. Firmengesch. d. dt. Buchgewerbes, 1979, S. 389–95;
    B. Rollka, 375 J. Haude & Spener, 1989;
    Dt.GB 130, 1962, bes. S. 568–96;
    Qu Verlagsarchiv durch e. Brand 1844 verloren;
    Korr. mit Friedrich König 1815–23 im Gutenberg-Mus., Mainz;
    Nachweise f. Geschäftsrundschrr. im Dt. Buch- u. Schriftmus., Leipzig.

  • Autor/in

    Christine Haug
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Haug, Christine, "Spener" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 658-659 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1020732881.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA