Lebensdaten
1876 – 1942
Geburtsort
Mönchengladbach
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Manager ; Finanzexperte
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 126814449 | OGND | VIAF: 10849504
Namensvarianten
  • Sempell, Oscar Albert
  • Sempell, Oscar
  • Sempell, Oscar Albert
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Zitierweise

Sempell, Oscar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd126814449.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Albert, Bes. d. „Rhein. Armaturen- u. Maschinenfabrik“ in M., S d. Eduard (1817–72);
    M Charlotte Holthoff;
    Wien 1908 Hedwig Hasenclever (* 1884);
    2 S, 1 T.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums in Mönchengladbach (1895 Abitur) studierte S. Rechts- und Staatswissenschaften in Göttingen, München und Bonn (1. jur. Prüfung 1898, Promotion 1899, jur. Staatsexamen 1903, Gerichtsassessor). Während des jur. Vorbereitungsdienstes seit 1898 in Odenkirchen, Düsseldorf, Mönchengladbach und Köln praktizierte er auch im kaufmännischen Büro des väterlichen Unternehmens. 1903 in der Stadtverwaltung Mönchengladbach tätig, wechselte er im selben Jahr zur Stadt Osnabrück (1903–09) als „rechtskundiger Senator“ und reorganisierte erfolgreich die kommunalen Betriebe (Gas-, Wasser- u. Elektrizitätswerke, Straßenbahn, Schlachthaus etc.) nach kaufmännischen Gesichtspunkten. 1909 Stadtsyndikus und 1. Vertreter des Oberbürgermeisters in Göttingen, bewarb er sich 1910 in Dortmund, wo ihn die Stadtverordnetenversammlung 1911 auf 12 Jahre zum Magistratsmitglied (bis 1925, zuletzt ehrenamtlich) und 2. Bürgermeister wählte. Als Leiter des städtischen Finanzwesens, weckte er die Aufmerksamkeit der Industriellen Hugo Stinnes (1870–1924) und Albert Vögler (1877–1945), Vorstandsvorsitzender der „Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten AG“ (Deutsch-Lux). 1916 wurde S. stellv. Vorstandsmitglied der Deutsch-Lux, Abt. Dortmunder Union, 1920 Finanzvorstand des Deutsch-Lux-Konzerns mit der Aufgabe, die Inflationsprobleme zu bewältigen. 1926 trat er bei der Gründung der „Vereinigte Stahlwerke AG“ (VSt) als Mitglied in deren Vorstand ein. Neben Vögler hatte er für Deutsch-Lux an den langwierigen und geheimen Gründungsverhandlungen teilgenommen und zusammen mit Carl Rabes (1871–1942) (August-Thyssen-Hütte, Gewerkschaft) die Anleiheverhandlungen in den USA zur Finanzierung dieses größten dt. Konzerns geführt. S. nahm im Konzerngefüge der VSt die wichtige Position des Leiters der Berliner Verwaltungsstelle ein. Er war zuständig für die Kontakte zu den Reichsbehörden und Großbanken und repräsentierte die VSt in Tochtergesellschaften und Konzernbeteiligungen, so als Vorstandsvorsitzender der „Mitteldeutschen Stahlwerke AG“ (1926–33), Vorstandsmitglied der „Linke-Hoffmann-Lauchhammer AG“ (1926–28) und der „Linke-Hoffmann-Busch AG“ (seit 1928), als Aufsichtsrat der „Vereinigte Oberschlesische Hüttenwerke AG“ (seit 1926) oder im Supervisory Board der Consolidated Silesian Steel Corp., in der dt. Industriebeteiligungen in Poln.-Oberschlesien zusammengefaßt waren (seit 1929).

    S. zählte zu der zahlenmäßig damals noch kleinen Gruppe moderner, gut ausgebildeter Manager und verfolgte, anders als die großen Aktionäre der VSt (Friedrich Flick [1883–1972] u. Fritz Thyssen [1873–1951]) oder der Vorstandsvorsitzende Albert Vögler keine industriellen Ambitionen; umso wichtiger war er für die Umsetzung der strategischen Orientierung des Konzerns. S. gestaltete die vertraglichen Beziehungen zu Tochtergesellschaften, verhandelte mit internationalen Kreditgebern und sicherte politisch riskante Geschäfte bei den zuständigen Reichsbehörden ab. Der versierte Jurist und Finanzfachmann war für die Abwicklung der großen Transaktionen der VSt und der AG Charlottenhütte, der Holdinggesellschaft des Flick-Konzerns, über die Friedrich Flick bis 1933 einen kontrollierenden Einfluß auf die VSt ausübte, unentbehrlich.

    S. beriet im Krisenjahr 1932 die Reichsbank und die Reichsregierung bei internationalen Finanzfragen, wie z. B. der Londoner Konferenz im Juli 1932. S. wurde nicht Mitglied einer NS-Organisation oder einer politischen Partei. Allerdings „diente“ er einem Konzern, der eine wichtige Funktion in der Aufrüstungspolitik einnahm und seit der Enteignung Fritz Thyssens (1939) weitgehend durch den NS-Staat kontrolliert wurde.

  • Literatur

    A. Meininghaus, Die Dortmunder Magistratslinie v. 1803 bis 1918, in: Btrr. z. Gesch. Dortmunds u. d. Gfsch. Mark 26, 1919, S. 74;
    Stahl u. Eisen 62, 1942, Nr. 52/53, S. 1108 (P);
    Nekr. aus d. Rhein.Westfäl. Ind.gebiet 1939–1951, bearb. v. F. Pudor, 1955, S. 71 f.;
    A. Reckendrees, Das „Stahltrust“-Projekt, Die Gründung d. Vereinigte Stahlwerke A. G. u. ihre Unternehmensentwicklung 1926–1933/34, 2000;
    K. C. Priemel, Flick, Eine Konzerngesch. v. Ks.reich bis z. Bundesrep., 2007;
    Wenzel;
    Rhdb. (P).

  • Autor/in

    Alfred Reckendrees
  • Zitierweise

    Reckendrees, Alfred, "Sempell, Oscar" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 242-243 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd126814449.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA