Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
fränkisch-bayerisches Adelsgeschlecht
Konfession
-
Normdaten
GND: 12316379X | OGND | VIAF: 13209471
Namensvarianten
  • Schweinfurt, Markgrafen von

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Zitierweise

Schweinfurt, Markgrafen von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12316379X.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Das seit 1033 nach seinem späteren Herrschaftsmittelpunkt Schweinfurt benannte Adelsgeschlecht übte während dreier Generationen im 10./11. Jh. eine auf Königsnähe, Grafschaften, Burgen, Besitz- und Forstrechte, Eigenkirchen und große Gefolgschaft gegründete herzogsgleiche Herrschaft im Raum zwischen Obermain und Donau aus. Ihre räumliche Herkunft (Franken, Thüringen/Sachsen?) und genealogische Abstammung sind nicht zweifelsfrei geklärt. Die ältere Forschung hat sie als Nachfahren der „älteren“ Babenberger angesprochen. Jüngere Untersuchungen (H. Wagner) leiten sie von der fränk. Adelsfamilie der Hessonen her, die als Grafen im Saalegau (Raum Bad Kissingen, Neustadt/Saale) und zeitweilig im Volkfeldgau (bis 915) amtierten. Eine kognatische Verwandtschaft bestand nachweislich zwischen den S. und den „jüngeren“, österr. Babenbergern.

    Gf. Berthold, der erste namentlich bekannte Vertreter der S., stieg innerhalb weniger Jahre zu einem der wichtigsten Parteigänger und Ratgeber des ottonischen Königtums im fränk.-bayer. Raum auf. Mit den ihm von Kg. Otto I. übertragenen Grafschaften im fränk. Volkfeld- und angrenzenden Radenzgau sowie im bayer. Nordgau (um 939) kontrollierte er den Raum vom Frankenwald bis zu Regen und Donau, vom Mainknie bei Schweinfurt bis zum Fichtelgebirge und Böhmerwald, und bildete ein politisches Gegengewicht zu dem seit 938/39 beschnittenen Machtkomplex des bayer. Herzogs. Die umfangreichen und durch intensive Rodungen (am Obermain, im Fichtelgebirge u. in d. Oberpfalz) erweiterten Besitzgrundlagen seiner Familie in Franken und Nordbayern sicherte Berthold durch die Anlage neuer (Kronach, Weingarten b. Banz, Schweinfurt, Laineck b. Bayreuth u. Creußen) und den Ausbau vorhandener Burgen (Sulzbach, Oberammerthal, Banz, Burgkunstadt, Hersbruck?).

    980 folgte ihm sein Sohn Heinrich/Hezilo in seinen politischen Ämtern und im weltlichen Besitz nach; die Tochter Eilika bekleidete die Äbtissinnenwürde des Nonnenklosters Niedernburg b. Passau. Über den Lebensweg eines weiteren, nur 1003 erwähnten Sohnes, Bucco, der vielleicht Herrschaftsrechte im Raum Creußen ausübte, ist nichts Genaues bekannt. Hezilos expansiver, v. a. gegen den Bischof von Würzburg gerichteter Herrschaftsausbau führte zum zeitweiligen Bruch mit Kg. Otto III. und zu einer bis 1002 andauernden Königsferne der S. Der neue König, Heinrich II., belohnte Hezilos Unterstützung zur Erlangung der Königswürde nicht und versagte ihm die versprochene Rangerhöhung zum bayer. Herzog. Diesen Angriff auf seine Ehre beantwortete Hezilo im April 1003 mit einem bewaffneten Aufstand gegen den König – im Bündnis mit dem Herzog von Polen, dem Markgrafen der Ostmark und sächs. Großen. In dessen Verlauf wurden die meisten Burgen (Schweinfurt, Burgkunstadt, Kronach, Laineck, Creußen, Sulzbach, Oberammerthal) der S. (zumeist symbolisch) zerstört und Hezilo seine Grafschaften, Güter und Lehen entzogen. Nach seiner Versöhnung mit dem König im Nov. 1004 erhielt er seine Eigengüter und offenbar nur die nördlichen und südlichen Teile seiner einstigen Grafschaft im bayer. Nordgau zurück. Im Reichsdienst trat Hezilo ( 18.9.1017) seitdem nicht mehr in Erscheinung. Seine Sorge galt künftig dem Ausbau seines neuen Stammsitzes Schweinfurt und des dort als Grablege und Memorialzentrum eingerichteten Nonnenklosters.

    Welch hoher gesellschaftlicher Rang und besonderes adliges Prestige die S. Anfang des 11. Jh. auszeichneten, belegen die Eheverbindungen und Karrieren der vier namentlich bekannten Kinder Hezilos. Eilika heiratete den künftigen Herzog von Sachsen, Bernhard II. (reg. 1013–59); ihre Schwester Judith verband sich um 1035 mit Hzg. Bretislaw von Mähren und brachte Burg und Herrschaft Kronach als Heiratsgut mit in die Ehe. Der jüngere Sohn Burchard stieg zum Bischof von Halberstadt (reg. 1036–59) auf. Der älteste Sohn Otto folgte seinem Vater als Graf im Nordgau und in den weltlichen Besitz- und Herrschaftsrechten nach. Ks. Heinrich III. erhob ihn zum Dank für seine Verdienste im Kampf gegen die Böhmen 1048 zum Herzog von Schwaben.

    Mit Ottos Tod am 28.9.1057 erlosch das Adelsgeschlecht der S. im Mannesstamm. Sein aus unterschiedlichen Besitz- und Rechtstiteln bestehendes reiches Erbe fiel an seine Witwe Irmgard von Turin (Güter um Lichtenfels, Giech, Scheßlitz) und v. a. an seine vier Töchter. Alberada erhielt die Besitzkomplexe Creußen, Heidenfeld und im Banzgau. Während sie mit ihren Gütern in Heidenfeld und Banz ein Kanonikerstift (um 1069) bzw. Benediktinerkloster (1071?) gründete und ausstattete, fiel Creußen über die Linie ihres zweiten Ehemannes, Gf. Friedrich von Kastl-Habsberg, schließlich an das salische Herrscherhaus. Zum Heiratsgut von Beatrix gehörten die Herrschaft Schweinfurt|mit Burg und Nonnenkloster auf der Peterstirn sowie die Grafschaft und Güter im östlichen Nordgau mit den Vororten Nabburg und Cham. Der nordbayer. Besitz gelangte nach dem Tod ihres Mannes, Mgf. Heinrichs von Hildrizhausen ( 1078), schließlich an die Diepoldinger; ihr Sohn, Bischof Eberhard von Eichstätt (reg. 1099?–1112), übertrug sein mütterliches Erbe Schweinfurt sowie Besitz in Königshofen und Gleichen vor 1112 an sein Hochstift.

    Die Güter, die die dritte Tochter Judith ihrem zweiten Mann, Pfalzgf. Botho von Kärnten, mit in die Ehe brachte und die zum Teil – wie Pottenstein – zur Anlage einer Burg dienten, schenkte dieser um 1094 größtenteils an das Kloster Theres. Gisela, die jüngste, mit Gf. Arnold von Dießen verheiratete Tochter Ottos von S., wurde mit den Besitzungen im Zweimaingebiet um Plassenberg und Bayreuth ausgestattet, die im 12. Jh. den Grundstock für die spätere Machtstellung der Andechs-Meranier im östlichen Franken bildeten.

    Vom raschen Niedergang und frühzeitigen Aussterben der den fränk.-bayer. Raum beherrschenden S. profitierten v. a. das ottonisch-salische Königtum und die bischöfliche Kirche von Bamberg, die in der Folgezeit die Ausbildung einer starken weltlichen Territorialgewalt in diesem Raum zu verhindern wußten.

  • Literatur

    E. Frhr. v. Guttenberg, Die Territorienbildung am Obermain, in: 79. Ber. d. Hist. Ver. zu Bamberg, 1927 (Nachdr. 1966), S. 1–539;
    R. Endres, Die Rolle der Grafen v. S. in d. Besiedlung Nordostbayerns, in: Jb. f. fränk. Landesforsch. 32, 1972, S. 1–43;
    H. Wagner, Mellrichstadt (Hist. Atlas v. Bayern, T. Franken I 29), 1992;
    R. Winkler, Bayreuth, Stadt- u. Altlandkreis (Hist. Atlas v. Altbayern, T. Franken I 30), 1999;
    H. Seibert, Adlige Herrschaft u. kgl. Gefolgschaft, Die Grafen v. S. im otton. Reich, in: ZBLG 65, 2002 (ersch. 2003), S. 839–82;
    Vor 1000 J., Die Schweinfurter Fehde u. d. Landschaft am Obermain 1003, hg. v. E. Schneider u. B. Schneidmüller (Schweinfurter Mus.schrr. 118), 2004;
    J. Johrendt, Heinrich (Hezilo) v. S. ( 18. Sept. 1017), in: Fränk. Lb. 21, 2006, S. 1–16;
    LexMA.

  • Autor/in

    Hubertus Seibert
  • Zitierweise

    Seibert, Hubertus, "Schweinfurt, Markgrafen von" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 49-50 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12316379X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA