Lebensdaten
1911 – 2002
Geburtsort
Bamberg
Sterbeort
Köln
Beruf/Funktion
Politiker ; Publizist
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 119520613 | OGND | VIAF: 262444549
Namensvarianten
  • Schütz, Willy Wolfgang
  • Cassius (Pseudonym)
  • Schütz, Wilhelm
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schütz, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119520613.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph (* 1880), Fabr.;
    M Gretchen Spear (* 1886);
    1) 1936 1982 Barbara S.-Sevin (1912–93), Dr. phil., Journ., T d. Ludwig Sevin (1878–1921), Dr. phil., Hist., PD in Berlin, u. d. Emma Dietrich (1882–1978), 2) Sigrid (* 1942). Red.-assistentin, T d. Heinz Schäper (1913–86), Apotheker, u. d. Gertrud Kruft (1915–2002);
    2 S aus 1) Wolf-Peter (* 1942), Bankangest. in Frankfurt/M., Harald (* 1945), Redakteur b. d. Dt. Welle in Bonn.

  • Biographie

    Nach dem Abitur an einem humanistischen Gymnasium studierte S. in Heidelberg, München und Prag Staatswissenschaft, Neuere Geschichte, dt. Literatur und Kunstgeschichte. Von Arnold Bergsträsser (1896–1964) wurde er 1934 in Heidelberg mit einer Arbeit über „Die Staatsidee des „Wilhelm Meister'“ promoviert. 1935 emigrierte S. nach England. 1941-51 berichtete er für die „Neue Zürcher Zeitung“ aus London. 1943 veröffentlichte er gemeinsam mit seiner Frau das Buch „German Home Front“ über den dt. Widerstand. 1946 traf S. in Berlin erstmals mit Jakob Kaiser (1888–1961) zusammen, der für ihn das „andere Deutschland“ repräsentierte und dessen Vorstellungen eines Deutschland als Brücke zwischen West und Ost ihn faszinierten. 1951 trat er als politischer Berater in Kaisers Ministerium für Gesamtdt. Fragen ein. In dieser Tätigkeit verfaßte er zahlreiche Denkschriften zur politischen Lage des Landes. S.s deutschlandpolitische Konzeption lief im Kern auf eine Politik des Dritten Weges und der militärischen Neutralität Deutschlands nach österr. Vorbild hinaus; er kritisierte sowohl die strikte Westausrichtung der Bundesrepublik als auch jedwede pro-östliche „Gesinnungsneutralität“. Von Adenauer nicht zuletzt aufgrund solcher Ideen beargwöhnt und von Beginn an in Konflikt mit der Ministerialbürokratie, insbesondere mit Staatssekretär Franz Thedieck (1900–95), schied S. 1957 fast zeitgleich mit Kaiser aus dem Ministerium aus.

    S. gehörte zu den Gründungsmitgliedern des auf Initiative Kaisers im Juni 1954 ins Leben gerufenen überparteilichen „Kuratoriums Unteilbares Deutschland“ (KUD), das sich als „Volksbewegung“ für die dt. Wiedervereinigung verstand und in den 1950er Jahren mit verschiedenen Initiativen – v. a. 1958/59 mit der Aktion „Macht das Tor auf“ – Aufsehen erregte. Von Anfang an und seit 1957 als Geschäftsführender Vorsitzender war S. Gedankengeber und Motor des KUD. Frühzeitig erkannte er allerdings, daß eine – zunehmend ritualisiert wirkende – direkte Wiedervereinigungspolitik in die Sackgasse führen mußte, und plädierte daher für eine „Reform der Deutschlandpolitik“. Schon 1958 waren in seiner Schrift „Das Gesetz des Handelns“ zwei Kapitel mit „Neue Ostpolitik“ und „Politik der kleinen Schritte“ überschrieben. Von der „Großen Koalition“ erhoffte S. sich deutschlandpolitische Impulse, der „neuen Ostpolitik“ Willy Brandts brachte er viel Sympathie entgegen. Als er 1967 in der Denkschrift „Was ist Deutschland?“ von zwei dt. Staaten und einer Nation sprach sowie für ein vertraglich geregeltes Neben- und Miteinander zwischen beiden eintrat, zog er den Mißmut der Union auf sich, die seinen Rücktritt von der KUD-Spitze forderte. Ende April 1972, am Abend des Mißtrauensvotums gegen Willy Brandt, trat er von seinem Amt zurück und gleichzeitig der Berliner SPD bei, ohne künftig politisch hervorzutreten.

    Mit seiner zweiten Ehefrau übersiedelte S. in die Schweiz, wo er 1974/75 für sechs Monate Chefredakteur des „St. Galler Tagblatts“ war. Danach wirkte er von seinem neuen Wohnort in der Eifel als Schriftsteller und verfaßte vorwiegend Theaterstücke.

  • Auszeichnungen

    Gr. BVK(1978).

  • Werke

    Weitere W Organ. Außenpol., Vom Einzelstaat z. Überstaat, 1951;
    Dtld. am Rande zweier Welten, Voraussetzungen u. Aufgabe unserer Außenpol., 1952;
    Die Stunde Dtlds., Möglichkeiten e. Pol. d. Wiedervereinigung, 1954;
    Schritte z. Wiedervereinigung, 1959;
    Reform d. Dtld.pol., 1965;
    Modelle d. Dtld.pol., Wege zu o. neuen Auüenpol., 1966;
    Dtld.-Memorandum, Eine Denkschr. u. ihre Folgen, 1968;
    Antipol., Eine Auseinandersetzung über rivalisierende Ges.formen, 1969.

  • Literatur

    L. Kreuz, in: Dtld. Archiv 9, 1976, S. 1032-38;
    ders., Das Kuratorium Unteilbares Dtld., Aufbau, Programmatik, Wirkung, 1980;
    S. Ritzmann, Das Polit. in d. Dramen v. W. W. S., Dipl.arb. St. Gallen 1992 (ungedr.);
    Chistoph Meyer, Die dtld.pol. Doppelstrategie, W. W. S. u. d. Kuratorium Unteilbares Dtld. (1954–1972), 1997 (P);
    E. Wolfrum, Gesch.-pol. in d. BRD, Der Weg z. bundesrepublikan. Erinnerung 1948-1990, 1999;
    BHdE I;
    Munzinger; |

  • Nachlass

    Nachlaß: Archiv d. soz. Demokratie, Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn.

  • Autor/in

    Alexander Gallus
  • Zitierweise

    Gallus, Alexander, "Schütz, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 667-668 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119520613.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA