Lebensdaten
1768 – 1840
Geburtsort
Ennsdorf bei Steyr (Oberösterreich)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Sänger ; Musiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118768964 | OGND | VIAF: 25398354
Namensvarianten
  • Vogl, Johann Michael
  • Vogl, J. M.
  • Vogl, Johann
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Porträt(nachweise)

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Zitierweise

Vogl, Johann Michael, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118768964.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Krämer u. Schiffschreiber, später Schiffmeister;
    M N. N.;
    1826 Kunigunde Rosa (um 1800–n. 1868), T d. Karl Ruß (Russ) (1779–1843), aus W., Historienmaler, Kammerdiener v. Ehzg. Johann, 1818 zweiter, 1821 erster Kustos d. k. k. Gem. gal. in Schloß Belvedere (s. Wurzbach; ADB 30; ThB; Hist. Lex. Wien; ÖBL);
    1 T;
    Schwägerin Caroline Ruß (* 1818, Franz Schneider, 1805–82, Oberbergrat, Prof. d. Bergrechts in Prag, s. ADB 32; Sudetendt. Lb. III, 1934; NDB 13*).

  • Biographie

    Früh verwaist, wuchs V. im Haus seines Onkels väterlicherseits auf. Er erhielt eine erste Gesangsausbildung durch den Steyrer Stadttenoristen Strausberger und wurde besoldeter Sopransänger im Chor der Stadtpfarrkirche Steyr. Ab 1781 besuchte er als Internatszögling die Lateinschule des Benediktinerstifts Kremsmünster. 1785 ging V. nach Wien, gemeinsam mit dem älteren Mitschüler Franz Xaver Süßmayr (1766–1803), der dort Mozarts Schüler wurde. V. absolvierte ein Jurastudium und arbeitete danach kurzzeitig beim städtischen Magistrat. Daneben erhielt er weiter Gesangsunterricht bei dem Sänger und Komponisten Girolamo Crescentini (1762–1846). Durch Fürsprache Süßmayrs wurde V. 1794 als Bariton Ensemblemitglied anfangs der dt., später auch der ital. Oper an der Wiener Hofoper (Kärntnertortheater). Frühzeitig übernahm er auch ital. Rollen, so 1795 den Dario in Antonio Salieris „Palmira“. Es folgten Auftritte u. a. als Don Basilio und Figaro in Paisiellos „Il Barbiere di Seviglia“, als Idomeneo in Mozarts gleichnamiger Oper, als Orest in Glucks „Iphigenie auf Tauris“ und als Agamemnon in dessen „Iphigenie in Aulis“, als Conte Almaviva in Mozarts „Figaros Hochzeit“ (jeweils dt.sprachig) sowie als Pizarro in Beethovens „Fidelio“. Diese wie auch viele andere Rollen, insbesondere in den Opern Schuberts, waren speziell für ihn komponiert worden. Von den Zeitgenossen als vorbildlich gerühmt und gefeiert, war V. gelegentlich auch als Regisseur und als Inspizient tätig. Anläßlich der Verpachtung der Hofoper an den Impresario Domenico Barbaja (1778–1841 / 42) wurde er Ende 1821 pensioniert, übernahm aber noch 1822 mehrere Partien unter der neuen Leitung. Danach trat er immer wieder – und mit großem Erfolg – als Lieder- und insbesondere als Schubertsänger auf. In seinen späten Jahren zog sich V. zunehmend zurück; bereits seit 1814 an Gicht leidend, starb er „an Entkräftung“.

    Vermutlich im Herbst 1817 hatte V. – durch Vermittlung Franz v. Schobers (1796–1882) – den damals 20jährigen Franz Schubert (1797–1828) kennengelernt. V. teilte Schuberts Interessen, etwa dessen damalige Begeisterung für antike Themen in der Dichtung, und verwandte sich für diesen am Kärntnertortheater; daraufhin erhielt Schubert den|Auftrag für den Einakter „Die Zwillingsbrüder“, in dem V. die Doppelrolle der Zwillinge sang. Bei den von Schober initiierten „Schubertiaden“ wirkte er als herausragender Interpret der Schubertschen Lieder. Anfang März 1821 trug V. auf einer „Großen musikalischen Akademie“ im Kärntnertortheater Schuberts „Erlkönig“ vor – und zeigte sich damit nach dem Urteil der Wiener Allgemeinen musikalischen Zeitung als „Meister im deklamatorischen Gesange“. Dies wurde dann auch bezeichnend für ihn als Liedersänger – umso mehr seine Stimme altersbedingt an kantabler Flexibilität verlor. Schubert beschrieb die Zusammenarbeit mit ihm als ideal, und unerhört „die Art und Weise, wie Vogl singt und ich accompagnire, wie wir in einem solchen Augenblicke Eins zu sein scheinen.“ (Brief an d. Bruder Ferdinand v. 12. 9. 1825). Gleichwohl hat V. auch Schuberts Lieder seiner Stimme adaptiert, Pausen, Vortragszeichen und Verzierungen eingefügt. Man hat ihm daher später „Fälschungen“ vorgeworfen – die freilich der damals üblichen, auch von Schubert akzeptierten Praxis entsprachen. V. selbst verfaßte eine Singschule (nicht erhalten) und auch eine Reihe von Kompositionen. Zwei Hefte „15 Lieder mit Begleitung des Pianoforte“ enthalten zehn Lieder im engeren Sinn, daneben aber auch Schauspielszenen und eine ausgedehnte Rhapsodie (Text Gabriele v. Baumberg, 1768–1839). Die Gesänge sind auf ähnliche Weise ausgeziert, wie V.s Abschriften Schubertscher Lieder.

  • Werke

    Weitere W u. a. Hss.: Missa in B dur, Missa Solemnis in C Dur, 1795, Missa Solemnis in C Dur, um 1800, Offertorium in C Dur, n. 1800, Entre-Akt Nr. 3 zu Shakespeares Othello (Stift Kremsmünster);
    Drucke: ein Lied u. einige arienartige Gesänge in Sammeldrucken (s. Liess, s. L, S. 146 ff.).

  • Literatur

    |I. F. v. Mosel, Über d. gewöhnl. Anwendung d. Wörter Methode u. Kunst auf d. Leistungen dramat. Sänger, in: Tb. f. Schausp. u. Schausp.freunde auf d. J. 1821;
    E. v. Bauernfeld, Erinnerungen an J. M. V., in: Allg. Theaterztg. 34, Wien 1841, Nr. 106, S. 473 f.;
    M. Friedlaender, Fälschungen in Schubert’s Liedern, in: Vj.schr. f. Musikwiss. 9, 1883, S. 168–85;
    C. Lafite, Das Schubertlied u. seine Sänger, 1928;
    A. Liess, J. M. V., Hofoperist u. Schubertsänger, 1954 (Verz. d. Rollen, P);
    W. Dürr, Schubert and J. M. V., A Reappraisal, in: 19th Century Music 3, 1979, S. 126–40;
    ders., Virtuosität u. Interpretation, in: Internat. Symposium Musikerautographe, 5.-8. Juni 1989 Wien, red. v. E. Hilmar, 1990, S. 145–63;
    ders., Kompositionsverfahren u. Aufführungspraxis, in: Schubert-Hdb., hg. v. dems. u. A. Krause, ⁴2015, S. 78–111;
    F. Buchmayr, Franz Schubert, d. Linzer Freundeskreis u. d. Stift St. Florian, in: Schubert, Perspektiven 8, 2008, S. 135–90;
    Wurzbach 51;
    Kosch, Theater-Lex.;
    Hist. Lex. Wien;
    MGG;
    MGG² (P);
    ÖML;
    E. Hilmar, in: Schubert-Enz., 2. Bd., hg. v. dems. u. M. Jestremski, 2014 (L, P)

  • Porträts

    P Bleistiftzeichnung v. L. v. Kupelwieser, um 1821 (Österr. Nat.bibl., Bildarchiv), Abb. in: Liess (s. L), S. 1;
    Federzeichnung v. M. v. Schwind, 1827 (Hist. Mus., Wien), Abb. ebd., n. S. 96;
    Lith. v. J. Kriehuber, 1830 (Archiv d. Ges. d. Musikfreunde, Wien), Abb. in: MGG²;
    V. u. Franz Schubert ziehen aus zu Kampf u. Sieg, Karikatur v. F. v. Schober, u. Porträtzeichnung v. dems., beide Bleistift (beide Hist. Mus., Wien).

  • Autor/in

    Walther Dürr †
  • Zitierweise

    Dürr, Walther, "Vogl, Johann Michael" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 40-41 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118768964.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA