Lebensdaten
1853 – 1929
Geburtsort
Oberpeilau bei Gnadenfrei (Schlesien)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Verbandsfunktionär
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116911611 | OGND | VIAF
Namensvarianten
  • Scholz, Hermann
  • Scholz
  • Scholz, D.
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Zitierweise

Scholz, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116911611.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Herrnhuter Fam.;
    V N. N.;
    M N. N;
    Merseburg 1880 Martha Jäschke ( 1910), aus Herrnhut;
    8 K (4 früh †) u. a. Heinrich (s. 2).

  • Biographie

    Nach der Schulzeit am Pädagogium der Herrnhuter Brüdergemeine in Niesky begann S. 1871 ein Theologiestudium am Seminar der Gemeine in Gnadenfeld. 1874 nahm er Kontakt zu Albrecht Ritschl (1822–89) auf, dessen Kritik am konservativ-neuluth. Konfessionalismus ihn beeindruckte. Nach bestandener erster theol. Prüfung 1874 kehrte S. als Lehrer an der Knabenschule nach Niesky zurück. Da er sich bei seiner Tätigkeit an Ritschls, den Herrnhuter Positionen widersprechendem Lehrbuch „Unterricht in der christl. Religion“ (1875) orientierte, geriet er 1877 in Konflikt mit Schule und Gemeine. Auf eigenen Wunsch von der Brüdergemeine freigestellt, fand S. eine Anstellung als Hauslehrer bei der Familie v. Campenhausen in Rosenberg (Livland). Nach bestandenem zweiten theol. Examen vor dem Marburger Konsistorium und Ordination 1879 wurde er im folgenden Jahr Diaconus der Maximin-Kirche zu Merseburg. 1882 nahm er eine Stelle als Religionslehrer und Anstaltsgeistlicher am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin-Wilmersdorf an (Gymn.prof. 1883). S., der mit „Der Apostel Paulus, Ein Charakter- und Zeitbild aus der ersten christl. Gemeinde“ (in: Dt.-Ev. Bll. 6, 1881, H. 12, S. 816-41) als moderner kulturprot. Theologe in Erscheinung getreten war, wurde von den Traditionalisten der Gemeine an den Rand gedrängt und trat 1885 in die preuß. Landeskirche ein, was zum endgültigen Bruch mit den Herrnhutern führte. In seinem Amt als Pfarrer der Berliner Marienkirche 1886-1925 versuchte S. Frömmigkeit, Wissenschaft, nationale Gesinnung, Sozialarbeit und Seelsorge harmonisch zu verbinden. 1886 wurde er Gründungsmitglied des „Ev. Bundes“ (Mitgl. d. Zentralvorstands seit 1907, d. Präsidiums seit 1912, Präs. seit 1927) und pflegte enge Kontakte v. a. zu Adolf v. Harnack (1851–1930) und vielen Familien der Berliner Oberschicht wie den Bonhoeffers und den Siemens. In dieser Zeit erarbeitete er mit dem Berliner Schulrat Leopold Hermann Fischer mehrfach aufgelegte Religionsunterrichtskonzepte (Siebenundzwanzig bibl. Gesch. f. d. beiden ersten Schuljahre …, 1903, ⁴1912; Bibl. Gesch.buch … f. höhere Schulen, 1904, 261914, Sonderausg. 1906; dass. f. Volksschulen, 261906).

    S. beteiligte sich rege an universitären Debatten und veröffentlichte zahlreiche theologiepolitische Beiträge (u. a. in „Dt.-Ev. Bll.“ u. „Tgl. Rdsch.“). Im Vordergrund stand hierbei die Auseinandersetzung mit dem Protestantenverein verbunden mit einer entschiedenen Kritik an „liberalen“ theol. Positionen, v. a. jenen der Religionsgeschichtlichen Schule, durch deren konsequente Historisierung der Theologie S. die normative Geltung der überlieferten prot. Lehrsubstanz bedroht sah. S. verstand sich theologisch wie kirchenpolitisch als „Mann der Mitte“ und setzte auf die prononcierte Kirchlichkeit der Universitätstheologie sowie die Fortschreibung einer modernisierten Dogmatik im Sinne Schleiermachers und Ritschls. 1892 unterstützte er die Eisenacher Erklärung, die während des „Apostolikumsstreits“ für ein christl. Bekenntnis, aber auch das Recht der Wissenschaft in der Kirche eintrat. Martin Rade (1857–1940) in Freundschaft verbunden, arbeitete S. an dessen Zeitschrift „Die Christl. Welt“ mit, distanzierte sich aber später, weil er Rades sympathisierende Position gegenüber „linken Gruppierungen“ nicht teilte. 1912 trat er aus der Vereinigung der „Freunde der Christl. Welt“ aus, deren Gründungsmitglied er 1904 gewesen war.

  • Auszeichnungen

    Dr. theol. h. c. (Berlin 1897);
    Mitgl., zeitweise Vorstandsmitgl. d. Gustav-Adolf-Ver. (seit 1886);
    Mitgl. d. Gen.synode (seit 1903, Vorstandsmitgl. seit 1915);
    nebenamtl. Mitgl. d. Konsistoriums d. Prov. Brandenburg (1913) u. d. Ev. Oberkirchenrats (1919);
    Geh. Konsistorialrat (1913).

  • Werke

    Weitere W Zehn Predigten, 1883;
    Die Weltfrage oder d. Lösung d. soc. Frage, 1891;
    Die Mission unter Eis u. Schnee, 1896;
    Die christl. Erfahrung, ihre Entstehung u. Entwickelung, 1902;
    Zeitfragen, 1904 (mit C. F. Arnold u. a.);
    Austrittserklärung, in: An d. Freunde, Vertrauliche, d. i. nicht f. d. Öffentlichkeit bestimmte Mitt. 39, 10.2.1912, S. 438. Nachdr. hg. u. eingel. v. Ch. Schwöbel, 1993. S. 219;
    Die öff. Meinung u. d. dt. Protestantismus, 1912;
    Was wir d. Ref. zu verdanken haben, 1917, ³1921;
    |Glaubens- u. Sittenlehre, 1918;
    Prakt. Christentum, 1918 (hg. mit L. H. Fischer u. R. Borrmann).

  • Literatur

    O. Söhngen, Hundert J. Ev. Oberkirchenrat d. altpreuß. Union 1850-1950, 1950;
    J. Asen, Gesamtverz. d. Lehrkörpers d. Univ. Berlin, I, 1965;
    W. Fleischmann-Bisten, Der Ev. Bund in d. Weimarer Rep. u. im sog. Dritten Reich, 1989;
    F. W. Graf, Die Spaltung d. Protestantismus, Zum Verhältnis v. ev. Kirche, Staat u. „Ges.“ im frühen 19. Jh., in: W. Schieder (Hg.), Rel. u. Ges. im 19. Jh., 1993. S. 157-90;
    ders., Ernst Troeltsch in Nachrufen, 2002;
    DBJ 11, 1929, S. 278-84 u. Tl.;
    RGG²;
    BBKL (W, L);
    TRE.

  • Porträts

    Foto in: Mbl. f. d. Mitgll. d. Ev. Bunds, Nr. 31, Nov./Dez. 1917.

  • Autor/in

    Friedrich Wilhelm Graf
  • Zitierweise

    Graf, Friedrich Wilhelm, "Scholz, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 453-454 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116911611.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA