Lebensdaten
1892 – 1964
Geburtsort
Sambor (Sambir, Galizien)
Sterbeort
New York
Beruf/Funktion
Komponist ; Pianist
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118953060 | OGND | VIAF: 78778840
Namensvarianten
  • Steuermann, Edward
  • Steuermann, Eduard
  • Steuermann, Edward
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Zitierweise

Steuermann, Eduard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118953060.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph, Dr., RA, Bgm. v. S.;
    M Auguste N. N. ( 1952);
    B Zygmunt ( im Holocaust), Schw Salomea Sara (Salka) (1889–1978, Berthold Viertel, 1885–1953, aus Wien, Schriftst., Regisseur, s. Enc. Jud. 1971; Personenlex. Österr.; Kulturlex. Drittes Reich; Killy; H. Morgenstern, Jüd. Biogr. Lex.; Biogr. Judaica Bohemiae; Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft; Kosch, Theater-Lex.; Hist. Lex. Wien), Schausp., Drehbuchautorin (s. Kosch, Theater-Lex.; Lex. Schriftstellerinnen 1933–45; Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft; Wedel, Autobiogrr. Frauen), Rosa (Ruzia) (1891–1972, Josef Gielen, 1890–1968, Schausp., Regisseur, Intendant, 1948–54 Dir. d. Burgtheaters in Wien, emigrierte 1937 über Österr. 1939 n. Argentinien, s. Kosch, Theater-Lex.; BHdE II), Schausp., emigrierte 1939 n. Argentinien;
    1949 Clara (1922–82), Pianistin, Schülerin v. A. Schönberg, später v. S., 1966–75 Bibl. am Cleveland Inst. of Music, seit 1975 Archivarin d. Arnold Schoenberg-Inst. in Los Angeles, 1975–77 Präs. d. Music Library Association (s. Who`s who in American Jewry, 1980; New Grove²; W, L), T d. Samuel Silvers, in Los Angeles, u. d. Sarah Nathanson;
    2 T Rebecca (* 1956), Rachel (* 1958);
    N Michael Gielen (* 1927), Dirigent, Komp. (s. BHdE II; Munzinger; New Grove²).

  • Biographie

    S. studierte – nach erstem Unterricht bei seiner Mutter – Klavier zunächst bei Vilém Kurz (1872–1945) in Lemberg, anschließend in Berlin bei Ferruccio Busoni (1866–1924). Ersten Kompositionsunterricht erhielt er bei Engelbert Humperdinck (1854–1921), dann auf Anregung von Busoni 1912–14 bei Arnold Schönberg (1874–1951), der zeitlebens S.s zentrale künstlerische Bezugsperson bleiben sollte. S. brachte nahezu alle Klavierwerke Schönbergs bzw. Werke mit Beteiligung des Klaviers zur Uraufführung, beginnend 1912 mit dem Klavierpart in „Pierrot Lunaire“. Nach dem 1. Weltkrieg übersiedelte S. nach Wien, wo er in Schönbergs „Verein für musikalische Privataufführungen“ als Pianist auftrat. Hier spielte er neben der Wiener Moderne auch franz. und russ. Werke. Zur selben Zeit begann seine Unterrichtstätigkeit; zu seinen Klavierschülern gehörte Theodor W. Adorno (1903–69). Bei den Rezitationsabenden von Karl Kraus (1874–1936)|wirkte S. zuweilen als Pianist mit. Er stand in freundschaftlichem Kontakt zu Anton Webern (1883–1945) und Alban Berg (1885–1935), in dessen „Kammerkonzert“ er in der Uraufführung 1927 den Klavierpart übernahm. Webern widmete ihm seine Variationen op. 27, die S. gleichwohl nie aufführte.

    Dem wachsenden Antisemitismus in Europa entzog sich S. 1936 durch Emigration in die USA, wo er sich in New York niederließ. Seit 1948 unterrichtete er am Konservatorium von Philadelphia, doch erst eine Klavierprofessur an der Juilliard School in New York City, die er von 1951 bis zu seinem Tod innehatte, enthob ihn materieller Sorgen. Zu seinen amerik. Schülern zählten Russell Sherman, Joseph Kalichstein und Jerome Lowenthal. Zuvor hatte S. 1944 die im Rundfunk übertragene Uraufführung des Klavierkonzertes op. 42 von Schönberg mit dem NBC Orchestra unter Leopold Stokowski gespielt. In seinen Klavierrezitals etablierte er sich insbesondere als Beethoven-Interpret. Seit 1953 gab S. regelmäßig Meisterkurse in Europa, v. a. bei den „Internationalen Ferienkursen für Neue Musik“ in Darmstadt, aber auch in Salzburg, Hannover und in Dartington (England). Er erlag einem langjährigen Leukämieleiden.

    S. sah sich als Exponent der dt. Tradition. Sein Ziel war es, den kompositorischen Gehalt eines Werkes zu erfassen und zu vermitteln; virtuoses Blendertum war ihm fremd. Dieser rigide Interpretationsstil verhinderte eine breitere Akzeptanz beim großen Publikum. S.s analytischer Ansatz als Pianist zeigt sich auch in seiner Herausgebertätigkeit der gesamten Klavierwerke von Johannes Brahms; ferner trat er als scharfsichtiger Essayist hervor, etwa in dem Beitrag „Zukunftsmusik“ (in: Arnold Schönberg zum 60. Geb.tag, 13. Sept. 1934 [1934], S. 28 ff.) sowie seinem Plattentext zur Gesamtaufnahme des Schönbergschen Klavierwerks. In seinem kompositorischen Œuvre ist der Einfluß Schönbergs vorherrschend, S. folgt dem Modell aber nicht sklavisch. Auch die Tonsprache Debussys und Skriabins hinterließ Spuren. Klangliche Phantasie zeichnen auch seine Transkriptionen und Bearbeitungen, teils für ungewöhnliche Besetzungen, aus. Bedeutend ist v. a. seine Bearbeitung von Schönbergs „Verklärte Nacht“ für Klaviertrio.

  • Auszeichnungen

    A Schönberg-Medaille d. Internat. Ges. f. Neue Musik (IGNM) (1952);
    Dr. h. c. (Philadelphia Musical Ac. 1962).

  • Werke

    u. a. Komp.: Vokalmusik: u. a. vier Liederslgg., Chöre sowie d. Kantate nach Kafka „Auf der Galerie“ (1963 /64);
    Instrumentalmusik:
    Werke f. , u. a. Sonate f. Klavier (1925 /26, rev. 1958);
    Vier Klavierstücke (1934, rev. 1958);
    Suite f. Klavier (1952);
    Kammermusik:
    u. a. Sieben Walzer f. Streichquartett (1946);
    Trio f. Klavier, Violine u. Violoncello (1953 /54);
    Improvisation u. Allegro f. Violine u. Klavier (1955);
    Streichquartett Nr. 2 Diary (1960 /61);
    ferner einige Orchesterwerke u. zahlr. Bearb., Klavierauszüge u. Transkriptionen;
    Aufnahmen:
    Es existieren nur drei offizielle Einspielungen: Das gesamte Klavierwerk Schönbergs (Columbia, 1957, mit einigen Komp. u. Bearb. S.s, wiederveröff. b. Tacet als CD u. d. T. Hommage à S., His historic recording of Schoenberg`s piano music, 2009);
    ferner Schönbergs „Pierrot lunaire“ unter Ltg. d. Komp. (CBS, 1942) sowie e. Platte mit Werken Busonis (Contemporary Records, 1960);
    Schrr.:
    The not quite innocent bystander, Writings of Edward S., hg. v. Clara Steuermann, 1989;
    Nachlaß:
    Edward and Clara Steuermann Collection in d. Music Division, Library of Congress, Washington, D. C.

  • Literatur

    H. H. Stuckenschmidt, in: FAZ v. 23. 11. 1964;
    G. Schuller, A Conversation with E. S., in: Perspective of New Music (PNM) 3, 1964/65, H. I, S. 22–35;
    M. Stubenrauch, in: Österr. Musikzs. 20, 1965, S. 126 f.;
    E. Carter, in: Musical Quarterly 52, 1966, S. 93–101;
    Th. W. Adorno, Nach S.s Tod, in: Impromptus, 1982, S. 311–18;
    V. Rülke, in: R. Stephan (Hg.), Von Kranichstein z. Gegenwart, 1996, S. 113–19;
    ders., Der Komp. E. S., 2000;
    R. Tiedemann (Hg.), Die Komponisten E. S. u. Theodor W. Adorno, Aus ihrem Briefwechsel, in: Adorno-Noten, 1984, S. 40 ff.;
    G. Knepler, Unterr. b. S., in: R. Kapp u. M. Grassl (Hg.), Die Lehre v. d. musikal. Aufführung in d. Wiener Schule, 2002, S. 131–40;
    D. Schubel, E. S., der Interpret als Komp., ebd., S. 113–20;
    ders., Lieder d. Emigranten, E. S. u. Hanns Eisler komponieren Gedichte v. Bertolt Brecht, in: Hanns Eisler, hg. v. A. Dümling, 2010, S. 93–112;
    ders., E. S., Briefwechsel mit Schönberg, Webern, Berg u. Kolisch (in Vorbereitung);
    Altenberg bis Zuckerkandl, Briefe an Alban Berg, Liebesbriefe v. Alban Berg, Aus d. Beständen d. Österr. Nat.bibl., hg. u. bearb. v. H. Knaus u. Th. Leibnitz, 2009;
    H.-K. Jungheinrich, Ein kons. Revolutionär, in: FAZ v. 4. 1. 2010;
    MGG;
    MGG²;
    New Grove;
    New Grove²;
    Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft.

  • Porträts

    Fotogrr. u. a. im Schönberg-Archiv Wien u. im Nachlaß.

  • Autor/in

    Stephan Hörner
  • Zitierweise

    Hörner, Stephan, "Steuermann, Eduard" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 310-311 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118953060.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA