Lebensdaten
nicht nach 1465 – 1523
Geburtsort
Ulm
Sterbeort
Augsburg
Beruf/Funktion
Bildhauer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119079208 | OGND | VIAF: 10647747
Namensvarianten
  • Thaurer, Adolf
  • Thorer, Adolf
  • Thor, Adolf
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Zitierweise

Dauher, Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119079208.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Bartholeme, Maler (u. a. der Gregk-Bildnisse), aus Wien;
    Afra, Schw des Gregor Erhart ( vor 1540), Bildhauer, u. der Walburga ( 1495 [92?] Hieronymus Fugger vom Reh [* 1475]);
    S Adolf ( 1557), Bildhauer u. Schreiner, schuf 1550 das mit reichen Intarsien nach Mustern Peter Flötners sowie mit großen Doppelfiguren v. Propheten u. Aposteln geschnitzte Chorgestühl, anschließend die Kanzel im Heiligkreuzmünster zu Schwäbisch-Gmünd, handwerklich gediegene, doch im Figürlichen derbe Arbeit (s. ThB), Hans s. (2); Schwieger-S Wolfgang Weißkopf ( 1530, s. ThB), Kistler, später Stadtmeister v. Nürnberg, Endres Stromair, Kistler in Augsburg.

  • Biographie

    Vielleicht durch Vermittlung des älteren Holbein kam D. in die Werkstatt des Michel Erhart, wo er gemeinsam mit dessen Sohn Gregor als Bildschnitzer und Schreiner ausgebildet wurde. D. siedelte als junger Meister bereits 1490 nach Augsburg über (Bürger 30.7.1492), wohin ihm nach Vollendung der Blaubeurer Arbeit Gregor Erhart 1494 folgte. Seine Einbürgerung erfolgte erst 1491. Der bereits anerkannte, in der Folge mit den Fuggern verschwägerte junge Künstler hatte Schwierigkeiten mit dem Handwerk, da er in seiner Werkstatt gelegentlich Bildhauer- und Malergesellen beschäftigte. In den Steuerbüchern als „Kistler“ geführt, erscheint er 1491 im alten, 1514 im neuen Bürgerbuch als Bildschnitzer. 1493 lieferte er für den Simpertusaltar in Sankt Ulrich ein vollständiges Altarwerk, 1498 für den Frühmeßaltar der gleichen Kirche ein weiteres großes Retabel. 1495 arbeitete er einen eichenen Kasten für das Baumeistergewölbe des Rathauses. Mit zunehmendem Wohlstand erwarb er 1496 ein|Haus im Steuerbezirk Salta zum Windpronnen, 1509 ein zweites außerhalb des Sankt Gallentores, das er 1514 seinem Tochtermann, dem Kistler Endres Stromair, einräumte und von 1515 bis zu seinem Tode mit seinem Sohn Hans gemeinsam bewohnte. Der Abt des Cistercienserklosters Kaisheim, der ihm und Gregor Erhart zunächst im Augsburger Pfleghof des Klosters Wohnung gewährte, erteilte ihm 1502 den Auftrag für den Hochaltar in seiner Klosterkirche. Wie dieser, mit Ausnahme der Flügel Holbeins, und die Retabel in Sankt Ulrich, ist auch der an Gregor und Adolf 1502 verdingte Frühmeßaltar in Sankt Moritz in Augsburg nebst zugehörigem Sakramentshaus, zu dessen Gitter von Adolf Modelle geliefert wurden, verloren.

    1509 erteilte Jacob Fugger den Auftrag für eines der reizvollsten Werke der deutschen Frührenaissance, die Fuggerkapelle bei Sankt Anna, Baumeister war Jacob Zwitzel. Von dem Bildhauer Sebastian Loscher stammt ein S. L. signierter perspektivischer Riß des Innern der Kapelle. Die Chorgestühlbüsten sind Adolf, die Epitaphien vielleicht Loscher, die Gruppe des von Maria, Johannes und einem Engel gehaltenen Schmerzensmannes auf dem neuen Steinaltar und drei heute in den Stipes eingelassene Passionsreliefs sind Hans D. zuzuschreiben. 1515 lieferte D. Entwürfe für eine Holzdecke im Rathaus und ein Modell für den Luginsland, den nordöstlichen Eckturm der Stadtumschanzung. Der Ruhm der Fuggerkapelle veranlaßte 1519 Herzog Georg von Sachsen, der wohl 1518 bei dem Besuch des Augsburger Reichstages D. kennenlernte, durch die Vermittlung Jacob Fuggers dem Meister drei Aufträge für Steindenkmale zu erteilen. Vielleicht arbeitete Hans während seines Besuches schon an der ausdrucksvollen, von K. Feuchtmayr als Nachbildung einer Plakette des Moderno ermittelten Kalksteingruppe einer Beweinung Christi, die Herzog Georg erwarb, um sie 1523 seinem Freunde, dem Straßburger Bischof Wilhelm III. Grafen Honstein zu schenken; sie befindet sich heute in der Pfarrkirche zu Zabern. Für sich selbst bestellte der Herzog eine Marmorwiederholung. Diese wesentlich derbere Replik von der Hand eines Werkstattgenossen wurde gemeinsam mit dem Annaberger Altar am 6. Dezember 1521 geliefert und erhielt ihren Platz am Portal der Georgenkapelle im Dom zu Meißen. Der für die Kirche in Annaberg (Erzgebirge) bestellte marmelsteinerne Hochaltar, der, einschließlich der Material- und Transportkosten und des D. überwiesenen Honorars in der Höhe von 700 Gulden, den hohen Betrag von 2551 Gulden kostete, ist ein Gemeinschaftswerk von Adolf und Hans. Hans fuhr in den Fasten 1520 nach Annaberg, um die Visierung für den Aufbau zu machen; Adolf bemühte sich um die Beschaffung der benötigten farbigen Marmorarten. Der Altar, der, im Figürlichen ein Werk des Sohnes, einen großen, vielteiligen Stammbaum Christi in einem wohl vom Vater geschaffenen, durch Säulen gegliederten Renaissancerahmen darstellt, zeigt zwar in Formgebung und symmetrischer Ordnung schon Renaissancezüge, kennt aber noch keine Bindung an italienische Proportionsgesetze im Sinne der Lehren Dürers. Gleichwohl sind Fuggerkapelle und Annaberger Altar Marksteine der deutschen Kunstentwicklung.

  • Autor/in

    Julius Baum
  • Zitierweise

    Baum, Julius, "Dauher, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 525-526 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119079208.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA