Lebensdaten
1904 – 1942
Geburtsort
Dawideny (Davideni, Bukowina)
Sterbeort
Girenbad bei Hinwil (Gyrenbad, Kanton Zürich)
Beruf/Funktion
Sänger ; Tenor ; Filmschauspieler
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118759671 | OGND | VIAF: 69121588
Namensvarianten
  • Schmidt, Joseph
  • Schmidt, Josef
  • Йозеф Шмідт

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Zitierweise

Schmidt, Joseph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118759671.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wolf (1866–1936), Pächter in D., Diener d. jüd. Bethauses ebd., seit 1918 Holzhändler in Czernowitz, zuletzt Beamter im niederen Dienst ebd.;
    M Sara Engel (1876–1950);
    Om Leo Engel ( 1942/43 ?), Agent v. S. in Berlin; – ledig; aus Verbindung mit Lotte Kohn, geb. Reig (* 1909) 1 S.

  • Biographie

    S. galt bereits in seiner dörflichen Heimat als Wunderkind. Ersten Klavier- und Geigenunterricht erhielt er in Czernowitz, wohin die Familie noch 1914 infolge des Kriegsausbruchs übersiedelt war. 1918 trat S. als Gymnasiast in die Chorschule der Czernowitzer Synagoge ein und erprobte sich auch im örtlichen Kindertheater. 1922-24 nahm er Unterricht bei der Czernowitzer Stimmpädagogin Folicitas Lerchenfeld-Hrimály. 1924 wurde er erster Kantor der Synagoge, beschloß aber nach einem ersten öffentlichen Konzert im Nov. desselben Jahres, die Gesangsausbildung in Berlin fortzusetzen. Einquartiert bei seinem Onkel und künftigen Agenten Leo Engel, studierte S. 1925-26 an der Berliner Hochschule für Musik bei Hermann Weissenborn (1876–1959). Anschließend absolvierte er bis Dez. 1927 seinen Militärdienst in Rumänien. Im Jan. 1929 konzertierte er in Antwerpen und debütierte darauf im April als Vasco da Gama in „Die Afrikanerin“ von Giacomo Meyerbeer beim Berliner Rundfunk. Seine dortigen Auftritte erwarben ihm rasch größte Popularität, zumeist in Opernaufführungen (zuletzt im Febr. 1933 als Nureddin in „Der Barbier v. Bagdad“ v. Peter Cornelius); daneben entstanden zahlreiche Schallplattenaufnahmen (1929–37). Ein Engagement in der Revue „Die drei Musketiere“ von Ralph Benatzky (Aug. 1929, Gr. Schauspielhaus, Berlin) zog für den kleingewachsenen S. jedoch keine weiteren Bühnenverträge nach sich. Dagegen avancierte er beim Film nach einer Nebenrolle („Der Liebesexpreß“, 1931) 1933 zum Star in „Ein Lied geht um die Welt“ (seit Okt. 1937 verboten). Nachdem das NS-Regime S. zunehmend aus dem öffentlichen Leben verdrängte (letzte Auftrittsmöglichkeiten bot d. Jüd. Kulturbund 1937 in Frankfurt u. Berlin), verlagerte er seinen Arbeitsschwerpunkt nach Wien, wo er sich offensichtlich noch 1933 niederließ. Entsprechend häufiger konzertierte er im Ausland, vornehmlich in der Schweiz, den Niederlanden, Belgien und Frankreich. Tourneen führten ihn 1934 zudem über Südosteuropa bis Palästina, 1937 auch nach New York (Carnegie Hall, mit Rundfunkübertragungen) und durch die Provinz der USA. Unmittelbar vor dem „Anschluß“ Österreichs im März 1938 emigrierte S. nach Belgien, im Nov. 1940 schließlich nach Südfrankreich. Eine Ausreise nach Kuba im Dez. 1941 scheiterte an der Einstellung des Schiffsverkehrs. Im Mai 1942 von seinem Aufenthaltsort Nizza nach La Bourboule (Puy-de-Dôme) zwangsversetzt, gelang ihm im Oktober unter widrigsten Umständen die Flucht in die Schweiz, wo man ihn durch rigorose Einweisung in das Internierungslager Gyrenbad den Blicken der Öffentlichkeit zu entziehen versuchte. Aufgrund mangelnder medizinischer Betreuung erlag S. dort einem Herzleiden.

    S.s Tenor zeichnete sich durch außerordentliche Leichtigkeit und Strahlkraft des hohen Registers aus. Seine brillante Koloraturtechnik, seine Legatokultur und seine Wandlungsfähigkeit ermöglichten ihm, sich stilsicher im ital. wie franz. Fach zu bewegen, wobei er sich auch der Operette und der ital. Canzone bis hin zum Schlager widmete. Sein Timbre veredelte die seltene „Träne“ (Kesting), die den Vortrag zum tief erfühlten Augenblick werden ließ. Ein wohl nicht allzu großes Volumen sowie ein gewisser Qualitätsverlust in den tieferen Lagen scheinen S.s Bühnenkarriere mit erschwert zu haben. So blieb der Rodolfo in Puccinis „La Bohème“, den er seit Jan. 1939 am Brüsseler Théâtre Royal de la Monnaie und anschließend an verschiedenen belg. und niederländ. Theatern sang, seine einzige szenische Opernpartie.

  • Werke

    Weitere W Filme: Goethe lebt …! (Dtld. 1932);
    Gehetzte Menschen (Dtld., Tschechoslowakei 1932);
    Wenn du jung bist, gehört dir die Welt (Österr. 1934);
    My Song goes round the World (Großbritannien 1934);
    Ein Stern fällt vom Himmel (Österr. 1935);
    Heut' ist der schönste Tag in meinem Leben (Österr. 1936);
    A Star fell from Heaven (Großbritannien 1936);
    Diskogr.: A. A. Fassbind (s. L);|

  • Nachlass

    Nachlaß: J.-S.-Archiv (Rüti, Kt. Zürich).

  • Literatur

    W. Firner (Hg.), Wir von d. Oper, 1932, S. 102 f. (P);
    C. Ritter, Ein Lied geht um d. Welt, Ein J. S. Buch, 1961 (fehlerhaft);
    G. u. K. Ney-Nowotny, J. S., Das Leben u. Sterben e. Unvergesslichen, 1962 (P);
    L. di Cave, Mille voci una stella, il contributo degli esecutori vocali ebrei o di origine ebraica alla musica operistica e classica, 1985, S. 184 f.;
    J. Kesting, Die gr. Sänger II, 1986, S. 1021 f.;
    A. A. Fassbind, J. S., Ein Lied geht um d. Welt, Spuren e. Legende, Eine Biogr., 1992 (ausführl. Diskogr., P);
    J. M. Fischer, Gr. Stimmen, 1993, S. 203-06;
    Wininger;
    H. Holba, in: Reclams Dt. Filmlex., 1984;
    K. J. Kutsch u. L. Riemens, Gr. Sängerlex., ⁴2004;
    K. Weiniger, Das gr. Personenlex. d. Films VII, 2001;
    Enc. Jud. (P);
    ÖBL;
    Schweizer Lex.;
    BHdE II;
    Hist. Lex. Wien;
    Oesterr. Musiklex. IV;
    MGG².

  • Autor/in

    Ralph-Günther Patocka
  • Zitierweise

    Patocka, Ralph-Günther, "Schmidt, Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 197-198 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118759671.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA