Lebensdaten
1834 – 1910
Geburtsort
Naumburg/Saale
Sterbeort
Halle/ Saale
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe ; evangelischer Missionswissenschaftler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118939823 | OGND | VIAF: 32795748
Namensvarianten
  • Warneck, Gustav Adolf
  • Warneck, Gustav
  • Warneck, Gustav Adolf
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Warneck, Gustav, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118939823.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gustav Traugott Leb(e)recht (1801–55), Nadlermeister in N., S d. Johann Bernhard (1769–1833), Nadlermeister in N., u. d. Maria Christiana Schulze (1773–1847);
    M Johanna Sophia (* 1808), T d. Johann Gottfried Weber (1776–1815), Schuhmachermeister in N., u. d. Maria Christina Otto (* 1777);
    5 jüngere Geschw;
    Naumburg 1862 Henriette Anna (1833–1908), T d. Christian Friedrich Wilhelm Gerlach (1792–1864), Zinngießermeister in N., u. d. Sabine Christiane Grünewald (1793–1844);
    9 K (4 früh †) u. a. Johannes (1867–1944, 1] Gertrud, 1868–1909, T d. August Engelhard Winkler, 1834–92, Pfarrer, Sup. in Mühlhausen, s. Pfarrerbuch d. Kirchenprov. Sachsen X, 2009, 2] Hanna Brigitte Christiane Quistorp, 1893–1981), 1908 Missionsinsp. in Barmen, 1912 1. Doz. f. Mission in Bethel, 1932–37 Dir. d. Rhein. Missionsges. in Barmen (s. Kosch, Lit.-Lex.³; Personenlex. dt. Protestantismus), Martin (1869–1943, Emmi Clausen [Klausen], 1870–1940), Verl. in B.;
    E Walter (1904–79, Ruth Hilbert, 1910–2009), Rel.lehrer, Wilfried (* 1947), ev. Pfarrer, Gerhard (* 1949), Arzt.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Naumburger Bürgerschule und zweijähriger Lehrzeit bei seinem Vater durchlief W. 1850–55 die Latina der Franckeschen Stiftungen in Halle/ Saale. Hier studierte er anschließend ev. Theologie, wobei ihn v. a. der pietistische Erweckungstheologe August Tholuck (1799–1877) beeinflußte. Zudem widmete er sich pädagogischen Studien. Nach dem 1. theol. Examen 1858 wirkte W. bis 1862 als Hauslehrer und am Waisenhaus in Elberfeld (heute Wuppertal). Kurzzeitig als Hilfsprediger in Roitzsch (heute Sandersdorf-Brehna) bei Bitterfeld tätig, amtierte er 1863–71, unterbrochen vom Dienst als Feldprediger im Dt.-dt. Krieg 1866, als Pfarrer in Dommitzsch bei Torgau, ehe er als theol. Lehrer und Reiseprediger der Rhein. Missionsgesellschaft nach Barmen (heute Wuppertal) wechselte. 1874 kehrte der 1871 in Jena zum Dr. phil. promovierte W. (Pauli Bekehrung, Eine Apologie d. Christentums, 1872) ins Pfarramt zurück und stand fortan|der Gemeinde in Rothenschirmbach (heute Eisleben) vor. Nach seiner Pensionierung 1896 siedelte W. nach Halle über, wo er noch im selben Jahr als o. Honorarprofessor die erste Professur für Missionswissenschaft in Deutschland übernahm und das neu eingerichtete Missionsseminar leitete. Sein Nachfolger wurde Gottlob Haußleiter (1854–1937), der sodann 1908 zum ersten o. Professor für Missionswissenschaft in Deutschland berufen wurde.

    W.s Engagement galt der Weltmission, die er mit zahlreichen Schriften sowie durch die Gründung des wissenschaftlichen Organs der ev. Missionsbewegung, der „Allgemeine Missions-Zeitschrift“ (1874 mit Th. Christlieb u. R. Grundemann, 1924–39 u. d. T. Neue Allg. Missions-Zs.), zu fördern suchte. Weite Verbreitung fand sein „Abriß einer Geschichte der protestantischen Missionen“ (1882, 101913, engl., 1882, ³1906 [insg. 6 Ausgg.]; schwed. 1884, 1903). W.s Hauptwerk ist die „Evangelische Missionslehre, Ein missionstheoretischer Versuch“ (5 Bde., 1892–1903, ²1897–1905, Neuausg. in 2 Bdn., 2015, hg. v. F. Knödler), die erste umfassende Darstellung des Missionswesens in seiner systematischtheologischen Grundlegung und seiner Praxis. W. trat auch als wirkungsvoller Redner und Organisator hervor, v. a. durch die Gründung der „Missionskonferenz in der Provinz Sachsen“ 1879, die in den dt. Landeskirchen Nachahmung fand. Ebenso nahm er regen Anteil an den „Kontinentalen Missionskonferenzen“ (gegr. 1866) und leitete lange Jahre den „Deutschen Evangelischen Missionsausschuß“ (gegr. 1885). In entschiedener Abgrenzung zur röm.-kath. Kirche beteiligte er sich 1886 an der Gründung des „Evangelischen Bundes“ (Ehrenmitgl. 1896).

    W.s Denken konzentrierte sich auf das heilsgeschichtlich-ekklesiologische Missionsmotiv, auf die auf der Einzelbekehrung fußenden Volkschristianisierung unter dem „Heidentum“. Diese vollziehe sich in einem organisch verlaufenden, das Reich Gottes ausbreitenden göttlichen „Erziehungsprozeß“, den W. v. a. im Kolonialismus zu erkennen meinte, und finde ihr Ziel in der Errichtung selbständiger, im „Volkstum wurzelnder Volkskirchen“. Der international rezipierte W. gilt als Begründer der ev. Missionswissenschaft, die er bis in die 1930er Jahre weitgehend bestimmte. Er beeinflußte auch die Anfänge der durch Joseph Schmidlin (1876–1944) begründeten kath. Missionswissenschaft. Angeregt vom Schwed. Missionsbund wurde er 1910 für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen. Die neuere ökumenische Missionstheologie hat W.s Denken wegen seiner kolonialistischen und anti-kath. Orientierung scharf kritisiert; in evangelikalen Kreisen Nordamerikas und Deutschlands indes findet es noch heute Beachtung.

  • Auszeichnungen

    |Dr. theol. h. c. (Halle 1883).

  • Werke

    |u. a. Die apostol. u. die moderne Mission, 1876;
    Die Belebung d. Missionssinnes in d. Heimath, 1878;
    Missionsstunden, 2 Bde., 1878 / 88 (mit R. Grundemann);
    Die gegenseitigen Beziehungen zw. d. modernen Mission u. Cultur, 1879 (engl. 1882 u. ö.);
    Protest, Beleuchtung d. röm. Angriffe auf d. ev. Heidenmission, 2 Bde., 1884 / 85;
    Die Mission in d. Schule, 1887, 151913 (niederl. 1888, schwed. 1894);
    Die Stellung d. ev. Mission z. Sklavenfrage, 1889;
    Der ev. Bund u. seine Gegner, 1889, ²1889;
    Zur Abwehr u. Verständigung, Offener Brief an Herrn Major [Hermann] v. Wißmann, Ksl. Reichskommissar, 1890, ³1890;
    Das Bürgerrecht d. Mission im Organismus d. theol. Wiss., 1897 (Antrittsvorlesung);
    Die christl. Mission u. d. überseeische Pol., 1901;
    P. v. Zychlinski (Bearb.), Kerngedanken v. D. G. W., in: Allg. Missions-Zs., Beibl. 38, 1911, S. 29–36;
    W. Raupp (Hg.), Mission in Qu.texten, 1990, S. 364–78 (Einl., Qu, L);
    Bibliogr.: E. Strümpfel, in: Allg. Missions-Zs. 38, 1911, S. 231–36 u. 275–87;
    H. Kasdorf, 1990 (s. L), S. 423–75;
    Nachlaß: Univ.archiv Halle-Wittenberg (Personalakte);
    Privatarchiv Wilfried Warneck, Mainz (Briefe, Aufzz.).

  • Literatur

    |K. Axenfeld (Hg.), Missionswiss., Stud., FS z. 70. Geb.tag d. Herrn Prof. D. Dr. G. W, 1904;
    M. Kähler u. Johannes Warneck, D. G. W, 1834–1910, Bll. d. Erinnerung, 1911 (P);
    Allg. Missions-Zs. 38, 1911 (div. Btrr.);
    J. Dürr, Sendende u. werdende Kirche in d. Missionstheol. G. W.s, 1947;
    P. Lefebvre, La théologie missionaire de G. W., Diss. Leuven 1955 / 56;
    S. A. Teinonen, G. W. in varhaisen lähetysteorian teologiset perusteet, 1959;
    J. Francke, Ausbreitungsmotive in d. dt. ev. Missionstheol. b. G. W., M. Kähler u. E. Troeltsch, Diss. Halle 1962;
    H. Kasdorf, G. W.s missiolog. Erbe, Eine biogr.-hist. Unters., 1990;
    D. Becker u. A. Feldtkeller, Es begann in Halle …, Missionswiss. v. G. W. bis heute, 1997;
    H. Lessing, Missionar, Wort u. kolonialer Raum, Stud. z. Archäol. d. christl. Universalanspruchs unter bes. Berücksichtigung d. Missionstheol. v. E. Troeltsch, G. W. u. M. Kähler, Diss. Heidelberg 2006;
    D. Griffioen, Christelijke zending en wereldgodsdiensten, De godsdiensttheologie van G. W., H. Kraemer en J. E. L. Newbigin in context, 2007;
    Ev. Lex. f. Theol. u. Gde.;
    PRE³;
    RGG³⁺⁴;
    Killy1+2;
    LThK³;
    BBKL 13 (W, L);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Quellenlex. dt. Lit.gesch. (L);
    Bio-bibliogr. Hdb. Ak. Erfurt.

  • Autor/in

    Werner Raupp
  • Zitierweise

    Raupp, Werner, "Warneck, Gustav" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 431-432 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118939823.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA