Dates of Life
unbekannt
Occupation
österreichische Industriellenfamilie
Religious Denomination
mehrkonfessionell
Authority Data
GND: 139803785 | OGND | VIAF: 102648974
Alternate Names
  • Schmid-Schmidsfelden
  • Schmid von Schmidsfelden
  • Schmid-Schmidsfelden

Places

Map Icons
Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.

Citation

Schmid von Schmidsfelden, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139803785.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographical Presentation

    Die Familie stammt aus Biberach/Riß und geht auf Georg (1606–73, österr. Adel 1667 mit Prädikat „v. Schmidsfelden“), Stadtschreiber, Notar, 1664 Geh. Rat und Spitalspfleger, zurück. Sein Enkel Anton Franz (ca. 1671-ca. 1726) erwarb nach vorübergehender (seit ca. 1695) Pachtung des Presnitzer Kupferhammers um 1710/11 den Wöllersdorfer Kupferhammer in Niederösterreich, wo er sich niederließ. Anton Friedrich (1699–1757) übernahm nach dem Tod seines Vaters den Kupferhammer; nach dem Tod seiner beiden ersten Söhne wurde sein dritter Sohn Ferdinand (1728–82), Kupferschmiedemeister in Wiener Neustadt, sein Nachfolger. Das Werk produzierte u. a. Kupferbleche und war Großlieferant der k. u. k. Marine. Unter Ferdinand erfuhr der Kupferhammer seine erste große Blütezeit mit der Herstellung von Kupferplättchen für die Wiener Münze, seit 1759 auch von Prägemünzen, seit 1763 war das Werk zusätzlich Silbermünze und belieferte neben der österr. Monarchie auch Polen. Ferdinands Cousin Josef Anton (1754–1809) trat 1784 die Nachfolge in Wöllersbach an; er hatte mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten durch verstärkten ausländischen Konkurrenzdruck auf dem Kupfermarkt und daraus resultierendem Exporteinbruch zu kämpfen.

    Josef Antons Sohn Josef Karl (1786–1858), letzter gelernter und im väterlichen Betrieb ausgebildeter Kupferschmied, übernahm 1815 das seit 1809 als Witwenbetrieb geführte Unternehmen und leitete die Umstellung des Betriebs von Kupfer- auf Eisenverarbeitung ein. Josefs Sohn und späterer Nachfolger Josef Karl Mathäus (1822–97, ⚭ Sophie Streicher, 1830–99, T d. k. k. Hof- u. Kammer-Pianofortefabrikanten Johann Baptist Streicher) studierte am Polytechnikum in Wien und sammelte Erfahrungen in der oberschles. Eisen- und Hüttenindustrie. 1844 erfolgte der Verkauf der „Schmidischen Kupferhammer und Werkstätten“ und die Umwandlung in das Gesellschafterunternehmen „k. u. k. priv. Blechgesellschaft“, in dem Josefs Bruder Anton (1794–1862) bis 1853 gesamtwirtschaftlicher Direktor und Josef Karl Mathäus Werksleiter war; mit dem Einsatz von engl. Technologie, speziell in der Blecherzeugung, erfolgte die Umstellung auf fabriksmäßige Eisenverarbeitung, v. a. Herstellung von Weißblechen, für die das Unternehmen 1851 auf der Londoner Weltausstellung den 1. Preis gewann und die österr. Marktführerschaft erreichte. Seit 1853 führte Josef|Karl Mathäus das Unternehmen allein, 1854 wurde nach der Fusionierung des Wöllersdorfer Unternehmens mit einem ungar. und steir. Werk die „Wöllersdorfer-Metall-Union“ („Blechunion“) gegründet. Josef Karl Mathäus blieb Gesellschafter und Werksleiter; die Produktion konzentrierte sich zunehmend auf das um 1900 stillgelegte steir. Werk in Paßhammer. Josef Karl Mathäus war 1871 Mitgründer der „Styria Blech- und Eisenwerke Gesellschaft“ in Wasendorf bei Judenburg (Steiermark), die sich 1872 als „Styria Blech- und Eisenwerke, Löwenthal, Schmid & Co KG“ neu formierte; er war neben Mitgründer Arthur Frhr. v. Löwenthal wichtigster Gesellschafter und 26 Jahre Mitleiter des expandierenden Unternehmens. Das 1884 gekaufte Blechwalzwerk Hetzendorf wurde unter Josef Karl Mathäus' älterem Sohn Victor (1860–1915) auf die Herstellung von warmgewalzten Fein- und Dünnblechen umgerüstet.

    Moriz (1836–1917), jüngster Bruder Josef Karl Mathäus', war nach seinem Studium am Polytechnischen Institut in Wien zunächst kaufmännisch in verschiedenen Unternehmen tätig. Er beteiligte sich seit 1856 u. a. am Sensenhammer bei Kirchberg/Wechsel und dem Steinkohlewerk in Opponitz. 1871 erwarb er die ehemalige Zeilinger Gewehrfabrik in Wilhelmsburg und gründete die spätere Fa. „M. Schmid & Söhne, Eisen- und Stahlwarenfabrik“; seine beiden Söhne Adolf (1857–1917), ausgebildet an der Montanistischen Hochschule Leoben, und August (1863–1941, ⚭ Emma Hamburger, 1893–1955, T d. Papierfabrikanten Wilhelm Hamburger), Absolvent des Polytechnikums in Wiener Neustadt, traten 1888 als Mitarbeiter in die väterliche Firma ein, 1906 als Gesellschafter. 1882 wurde die Gußerzeugung aufgenommen, 1886 in der neu errichteten Weicheisengießerei die Tempergußproduktion (Achsenbestandteile, Belieferung d. gewerbl. Maschinenind.) eingeführt und 1890 eine Gesenkschmiede nach dem neuen Haberland-Verfahren in Betrieb genommen. 1892 erfolgte unter Moriz' Führung die Gründung der Eisen- und Stahlwerke in Zenica (Bosnien), mit deren technischer Projektierung und Leitung Adolf 1896-99 betraut war; 1917/18 hatte August die Werksleitung inne. Nach dem 1. Weltkrieg ging die Aktienmehrheit auf jugoslaw. Staatsbürger über, während der 1920er Jahre wurden die restlichen österr. Anteile an dem Unternehmen, das nach dem 2. Weltkrieg zu den größten Stahlwerken Jugoslawiens zählte, abgestoßen. 1894 folgte der Kauf der Maschinennägel-, Draht- und Drahtstiftfabrik (vormals K. & E. Hartmann) in Hainfeld, später „Schmid Schraubenfabrik“, die ebenfalls stark expandierte. Die Gesellschafteranteile des Gründers Moriz und seiner beiden Söhne gingen auf deren Söhne, die Cousins Adolf (1894–1966, ⚭ Jolanthe Edle v. Querfurth, 1921–78) und Erich (1899–1957) und letztlich auf Volker (* 1924), Sohn Adolfs, über, da der Sohn Erichs, Georg (1927–99) in den 1950er Jahren aus dem Familienunternehmen ausschied und sich selbständig machte. Der Firmenkomplex bestand mit erfolgreichen Innovationen – u. a. wurde Mitte der 1950er Jahre die erste Induktions-Schmelzanlage österreichweit aufgestellt – bis in die 1970er Jahre. Zu diesem Zeitpunkt zählte Schmid & Söhne zu den bedeutendsten Gießereien Österreichs und hatte die führende Position im Alubau. Die Folgen der weltweiten Stahlkrise konnten langfristig aber nicht bewältigt werden, 1995 wurde der Betrieb wegen der sich infolge der Ostöffnung verschlechternden Standortbedingungen und des verschärften Wettbewerbs eingestellt.

    Vertreter der niederösterr. Linie übernahmen auch führende Positionen in Wasendorf, da Josef Karl Mathäus' Söhne ohne eigene Nachfolger blieben. Viktor, während seines Studiums an der TH Wien und der Bergakademie in Leoben im väterlichen Betrieb tätig, folgte seinem Vater nach dessen Tod als öffentlicher Gesellschafter der „Styria“, übernahm 1906 die Gesamtleitung des Unternehmens und übersiedelte in die Wiener Zentrale; sein jüngerer Bruder Walter (1865–1946), Gesellschafter der „Styria“ seit 1906, trat mit Karl v. Löwenthal (1879–1932) die Leitung des Wasendorfer Werks an; die beiden Wieselburger Cousins Adolf und August traten im selben Jahr als Gesellschafter in das steir. Unternehmen ein. 1913 ging die Leitung der Wiener Zentrale an Walter über, seine Wasendorfer Position übernahm sein Cousin August. 1921 wurde die Styria in die „Blech- und Eisenwerke Styria AG“ umgewandelt, deren erster Präsident Walter war; 1926 kam eine eigene Handelsgesellschaft, die „Blech- und Eisenwerke Löwenthal, Schmid & Co. GesmbH“ dazu. 1937 wurde unter der Verhandlungsführung von August (1892–1978, ⚭ Dora Pengg Edle v. Auheim, 1900–88), Enkel von Moriz und älterer Sohn Adolfs, die „Rottenmanner Eisenwerke AG“, übernommen; 1939/40 gründeten Walter und sein Neffe August in Krems die „Schmidhütte Krems, Schmid & Co KG“, Gießerei und Walzwerk, während sie die „Rottenmanner Werke AG“ an die Dt. Wehrmacht verkauften.

    1945 erfolgten die Angliederung der Schmidhütte Krems an die USIA-Betriebe und die Bestellung eines österr. öffentlichen Verwalters; das 1955 verstaatlichte Unternehmen wurde 1956 in die „Vereinigte Österr. Eisenwerke AG“ (heute Voestalpine) eingegliedert. August, während des Ständestaates Präsident der steir. „Landeskammer für Industrie, Gewerbe, Handel und Finanzen“, trat bereits 1933 in die damals illegalen NSDAP ein. Nach dem „Anschluß“ war er kurzfristig kommissarischer Leiter des Österr. Industriellenverbandes und wurde noch 1938 in die Aufsichtsräte der Länderbank, der Wechselseitigen Versicherungs-Anstalt „Südmark“ und der Gemeinnützigen Donau-Ennstaler Siedlungs-AG berufen. 1946/47 aufgrund seiner NS-Vergangenheit als Belasteter inhaftiert und 1949 zu Gefängnisstrafe und Vermögensverfall verurteilt, erhielt er nach der 1955 erfolgten Revision des Urteils 1961 für seine Anteile an der Schmidhütte 50 Mio. ATS, mit denen er die „Martin Miller Werke“ erwarb (seit 1997 Bestandteil d. Ind.komplexes d. Böhler-Uddeholm AG).

    Mit den Cousins Michael (* 1955), Sohn Georgs, und Veit (* 1956), Sohn Volkers, sind heute Mitglieder der 9. Generation der Familie in der angestammten Branche tätig. Michael verbrachte seine Lehrjahre in Lateinamerika und den USA, 1958 gründete er gemeinsam mit Rudolf Schmidt (* 1924) (Schmidt Stahlwerke; Inh. d. Patents f. Torstahl) das Stahlwerk Ybbs/Donau, das über Österreichs erste Stranggußanlage verfügte und europaweit die dritte Stelle einnahm; 1956/57 erwarb er mit Viktor Ambruschitz die Wiener Niederlassung der in Magdeburg beheimateten und auf die Erzeugung von Armaturen und Manometer spezialisierte Fa. „Schäfer-Budenberg“ (heute „Vereinigte Sanitär“). Im Zuge der Stahlkrise der 1970er Jahre geriet das Firmenkonglomerat Georgs in finanzielle Schwierigkeiten und wurde größtenteils zerschlagen; Michael ist Inhaber der „ISTA“, spezialisiert auf die Produktion von Alurahmen für Messeaufbauten. Veit war 1977-95 im väterlichen Betrieb tätig, leitete die Gießerei und war danach bis 2000 beteiligt an einer Gießerei in Chemnitz, in die er das Wilhelmsburger Programm einbrachte; 2000 erfolgte die Übernahme der Fertinger-Holding. Damit und mit der Eingliederung von zwei weiteren Standorten wuchs dieses Unternehmen zu einem bedeutenden Zulieferer für zahlreiche Niederlassungen ausländischer Automobilhersteller in Tschechien sowie für die engl., franz., dt. und slowak. Autoindustrie.

  • Literature

    Compass, Finanzielles Jb., Jgg. 1926, 1930, 1938, 1940, 1942;
    Ind.-Compass 1923, 1926, 1930, 1938;
    Compass, Kommerzielles Jb., Jgg. 1940, 1942;
    Die Groß-Ind. Österr.s, 1898, 1908;
    Walter Schmid-Schmidsfelden, Gedenkbuch d. Fam. S.-S., 1939;
    100 J. M. Schmid + Söhne, 1972;
    H. Berthold, 500 J., Chronik u. Gesch. e. Untern., Bd. 1, 1984;
    H. Robiczek, dass., Bd. 2, 1999;
    G. D. Feldman, Die Länderbank Wien AG in d. Zeit d. NS, T. I, Die Mercurbank, die Länderbank, u. d. Anschluß, 1933–1939, Die Rolle d. Dresdner Bank, 2006;
    GHdA 125 (Adels-Lex. XII), 2001, 135 (Adelige Häuser XXV), 2004; |

  • Primary Sources

    Qu Österr. StA, Gauakt August Schmid-Schmidsfelden, Zl. 20922; – Mitt. v. Veit u. Michael Schmid-Schmidsfelden.

  • Author

    Charlotte Natmeßnig
  • Citation

    Natmeßnig, Charlotte, "Schmid von Schmidsfelden" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 155-157 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139803785.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA