Lebensdaten
um 1480 – 1526
Geburtsort
Leubas (Allgäu)
Sterbeort
bei Bregenz
Beruf/Funktion
Bauernführer
Konfession
-
Normdaten
GND: 139604065 | OGND | VIAF: 101326374
Namensvarianten
  • Schmid, Jorg
  • Schmid, Jorgen
  • Knopf von Leubas
  • mehr

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Zitierweise

Schmid, Jörg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139604065.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich;
    M N.N.

  • Biographie

    S. wird erstmals bei Verhandlungen am Tag von Obergünzburg (9.-13.1.1525) faßbar, als er Abt Sebastian v. Breitenstein (1464–1535) die Beschwerden der Kemptener Untertanen vortrug. Da ein Erfolg ausblieb, schlossen sich auf S.s Initiative am 23. Jan. die Gotteshausleute aller 27 Pfarreien des Stifts zusammen, um mit Hilfe des Schwäbischen Bundes ihr Recht einzufordern. An der Univ. Tübingen holte S. ein Gutachten ein, um die Rechtmäßigkeit des Vorgehens zu bestätigen. Der Abt reichte beim Schwäb. Bund eine Gegenklage ein.

    Die Bauern trafen sich erneut am 14. Febr. in Sonthofen. Trotz S.s Abwesenheit erstarkte ihr Bündnis und wuchs über Kempten hinaus: Gebietsnachbarn fanden Aufnahme, die ursprünglichen Klagen wurden in den „Rettenberger Artikeln“ um die Forderung nach Freiheit ergänzt. Legitimationsgrundlage war nun das „göttliche Recht“. Zehn Tage später gaben sich die Bauern mit den „Allgäuer Artikeln“ eine Art Verfassung, an deren Formulierung vermutlich S. und anwesende Geistliche, vielleicht der Memminger Pfarrer Christoph Schappeler (1472–1551), mitgewirkt hatten. Anschließend forcierte S. die Ausdehnung des seit dem 27. Febr. als „christliche Vereinigung der Landart Allgäu“ bezeichneten Bundes nach Pfronten und Füssen und die Aufnahme „außenpolitischer“ Beziehungen: der Schwäbische Bund und Bayern wurden von der Bildung der Vereinigung in Kenntnis gesetzt, Ehzg. Ferdinand sollte als Schirmherr gewonnen werden.

    Als sich im März die in Memmingen tagenden Bauern über die „Zwölf Artikel“ berieten, rüstete der Schwäbische Bund auf. Nach der Flucht des Abts auf Schloß Liebenthann setzte der Allgäuer Haufen am 3. April in Kempten unter der Leitung von S. und Walter Bach von Oy (wohl 1526 hingerichtet) zum Klostersturm an. Auf dem anschließenden Plünderungszug brannten S. und seine Mitstreiter mehrere Schlösser nieder.

    Inzwischen hatte Bundeshauptmann Georg Truchseß v. Waldburg den Widerstand von zwei der drei oberschwäb. Bauernhaufen gebrochen. Gleichwohl vermochte S. die Allgäuer weiterhin für den Freiheitskampf zu motivieren (27. April). Eine vertragliche Lösung (Füssener Vertrag) lehnte der Schwäbische Bund ab. Mitte Juli standen sich Allgäuer und Bundestruppen in Leubas gegenüber. Durch den Abzug der Bauern wurde ein Blutbad verhindert. Die Rädelsführer wurden hart bestraft. S. setzte sich nach Tirol ab, wo er aber gefaßt und im Gefängnis von Bludenz unter Folter befragt wurde. Am 5.12.1525 erfolgte seine Überführung nach Bregenz, wo er Anfang 1526 gehängt wurde.

    S. und die Allgäuer setzten mit ihrem Kampf einen Prozeß in Gang, der die feudalen Strukturen ins Wanken brachte. Dem Schwäbischen Bund gelang es nicht, diese Entwicklung im Allgäu aufzuhalten. Sie mündete in den „Memminger Vertrag“, der dem Abt die Landeshoheit und den Bauern ihre Freiheit sicherte.

  • Quellen

    Qu F. L. Baumann (Hg.), Qu. z. Gesch. d. Bauernkriegs in Oberschwaben, 1876, bes. S. 382, 425 u. 533; ders. (Hg.), Akten z. Gesch. d. dt. Bauernkrieges aus Oberschwaben, 1877, bes. S. 342, 347-55 u. 378-403; W. Vogt (Hg.), Die Corr. d. Schwäb, Bundeshptm. Ulrich Artzt v. Augsburg aus d. J. 1524 u. 1527, in: Zs. d. Hist. Ver. f. Schwaben u. Neuburg 6, 1879, S. 271-404, 7, 1880, S. 233-380, 9, 1882, S. 1-62 u. 10, 1883, S. 1-298, bes. Nr. 46, 137, 170, 648, 687 u. 710; G. Franz (Hg.), Der dt. Bauernkrieg, Aktenbd., 1935, S. 143-84 u. 385 f.; ders. (Hg.), Qu. z. Gesch. d. Bauernkrieges, 1963, S. 124-223 u. 571-77; P. Blickle u. A. Holenstein (Hg.), Agrarvfg. verträge, Eine Dok. z. Wandel in d. Beziehungen zw. Herrschaften u. Bauern am Ende d. MA, 1996, S. 109-63; G. Immler, Fürststift Kempten Archiv, 2 Bde., 2002, S. 426-36.

  • Literatur

    J. B. Haggenmüller, Gesch. d. Stadt u. d. gefürsteten Gfsch. Kempten, I, 1840, Nachdr. 1988, S. 408-591;
    C. A. Cornelius, Studien z. Gesch. d. Bauernkriegs, in: Abhh. d. hist. Cl. d. Kgl. Bayer. Ak. d. Wiss. 9, 1862, S. 143-204;
    O. Erhard, Der Bauernkrieg in d. gefürsteten Gfsch. Kempten, 1909;
    F. L. Baumann, Gesch. d. Allgäus, III, 1895, Nachdr. 1973;
    J. Rottenkolber, Gesch. d. hochfürstl.|Stiftes Kempten, in: Allgäuer Gesch. freund 1932, S. 7-128, bes. S. 72-90;
    A. M. Miller, in: Lb. Bayer. Schwaben IV. 1955, S. 67-99;
    G. Franz, Der dt. Bauernkrieg, 121984;
    P. Blickle, Die Ref. im Reich, ²1992;
    ders., Die Rev. v. 1525, ³1993;
    ders., Die Rev. d. Gemeinen Mannes als Gegenstand d. europ. Diplomatie, in: Landesgesch. als Herausforderung u. Progr., Karlheinz Blaschke z. 70. Geb. tag, hg. v. U. John u. J. Matzerath, 1997, S. 305-15;
    ders., Der Bauernkrieg, Die Rev. d. Gemeinen Mannes, 1998;
    ders., Persönl. Freiheit u. pol. Macht, Der Herrschaftsvertrag zw. d. Untertanen u. d. Abt d. Stifts Kempten v. 1526 als Vfg., in: „Bürgerfleiß u. Fürstenglanz“, Reichsstadt u. Fürstabtei Kempten, hg. v. W. Jahn u. a., Ausst. kat. Kempten 1998, S. 17-30;
    Der Bauernkrieg in Oberschwaben, hg. v. E. L. Kuhn u. a., 2000.

  • Autor/in

    Nelly Ritter
  • Zitierweise

    Ritter, Nelly, "Schmid, Jörg" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 149-150 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139604065.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA