Lebensdaten
1872 – 1957
Geburtsort
Wien
Sterbeort
New York
Beruf/Funktion
Mediziner ; Sozialmediziner ; Gewerbehygieniker ; Arzt
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 117615927 | OGND | VIAF: 10628064
Namensvarianten
  • Teleky, Ludwig
  • Teleky, L.

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Zitierweise

Teleky, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117615927.html [04.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hermann (1837–1921), Arzt in Tolcsva (Ungarn), Chefarzt d. Lebensvers. Phönix, S d. Simon ( 1843), u. d. Therese Wittenberg ( 1855);
    M Marie (1848–1927), T d. Sigmund Koritschoner (1819–83) u. d. Louise Pollak (um 1825–62);
    2 Schw Elsa (* 1874), Dora Brücke-T. (1879–1963, bis 1899 jüd., Ernst v. Brücke, 1880–1941, o. Prof. d. Physiol. in Innsbruck, 1927 Rektor, emigrierte 1938 nach Boston, Mass., USA, seit 1945 in Stäfa, Kt. Zürich, s. NDB II; ÖBL; BHdE II; Pogg. VII a; Kreuter, Neurologen), Dr. med., Gynäkol., Urol., 1911 als erste Frau Mitgl. d. Dt. Ges. f. Urol., emigrierte 1939 in d. USA (s. L); – Preßburg 1898 Gisela Hoffmann (1874–1954, bis 1905 jüd.), aus Krusetnitz (Ungarn);
    2 T Anna, Fürsorgerin in Düsseldorf u. W.

  • Biographie

    T. studierte seit 1890 Medizin in Wien und Straßburg (Dr. med. 1896) und arbeitete 1898–1903 als Chirurg an der Wiener Allg. Poliklinik. Daneben engagierte er sich in mehreren Hilfsorganisationen für Tuberkulosekranke. Er organisierte die 6. Internat. Tuberkulose-Konferenz in Wien 1907 mit, hatte 1911–21 die Schriftführung des „Österr. Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose“ inne, und gab 1907 das „Tuberkulose-Fürsorgeblatt“ heraus. Als Spezialarzt für Berufskrankheiten beim Wiener Krankenkassenverband seit 1905 erstellte er Studien über Bleivergiftung (1905), Phosphornekrose (1907) und Quecksilbervergiftung (1909). Zudem war T. 1914–21 begutachtender Arzt der Arbeiterunfall-Versicherungsanstalt für Wien und Niederösterreich.

    1909 habilitierte sich T. im neuen Fach Sozialmedizin und leitete 1909–14 ein sozialmedizinisches Seminar an der Univ. Wien. Der von ihm maßgeblich vorbereitete 3. Internat. Kongreß für Gewerbekrankheiten in Wien fand 1914 wegen des Kriegsbeginns nicht mehr statt. Während des Kriegs leitete T. verschiedene Infektions- und Tuberkulosehospitäler. 1920 erhielt er einen Lehrauftrag für Soziale Medizin an der Univ. Wien, 1921 wurde er erster preuß. Landesgewerbearzt für das Rheinland in Düsseldorf und zugleich Direktor der dort neu eröffneten Westdt. Sozialhygienischen Akademie (WSHA) zur Ausbildung von Kommunal- und Amtsärzten. Im Reichs- und Preuß. Landesgesundheitsrat wirkte er an der Berufskrankheitenverordnung von 1925 mit. Wesentliche Impulse setzte T. mit seinen Forschungen zur Staublunge und mit dem Engagement zur Nutzung der Krankenkassenstatistiken zur Erkennung gesundheitlicher Schäden durch die Arbeitswelt. 1926 war er Mitgründer der „Internat. Vereinigung der Gewerbeärzte“.

    T.s Bewerbung auf den Lehrstuhl für Soziale Hygiene an der Univ. Berlin 1931 wurde aus Altersgründen abgelehnt. 1933 wurde T. als Direktor der WSHA entlassen und 1934 als Landesgewerbearzt zwangspensioniert. Versuche, nach England zu emigrieren, scheiterten; 1934 kehrte T. mit seiner Frau nach Wien zurück, wo er bis 1938 als Revisionsarzt beim Verband der Lebensversicherungsgesellschaften tätig war. Auch aus der Schriftleitung des 1930 von ihm mitbegründeten „Internat. Archivs für Gewerbepathologie und Gewerbehygiene“ wurde T. 1935 ausgeschlossen. 1939 gelang ihm zusammen mit seiner Frau|kurz vor Kriegsbeginn die Emigration in die USA. 1939–41 arbeitete T. an der Univ. of Illinois in Chicago und in der staatlichen Division of Industrial Hygiene, danach in der entsprechenden Abteilung des Gesundheitsministeriums des Staates New York (US-Staatsbürger 1944). Bewerbungen T.s auf den Lehrstuhl für Sozialhygiene an der Univ. Berlin 1947 und als Lehrbeauftragter an der FU Berlin 1948 scheiterten erneut an seinem fortgeschrittenen Alter.

    T. war einer der Pioniere der Sozialmedizin, die er als „Grenzgebiet zwischen den medizinischen Wissenschaften und den Sozialwissenschaften“ verstand. Der zunehmenden Engführung der Gewerbehygiene auf eine hauptsächlich an sozialrechtlicher Entschädigung orientierte Arbeitsmedizin stand er kritisch gegenüber. Seine durch enge Kooperation mit Gewerkschaften und Krankenkassen geprägte Arbeit erwies sich zudem als Hindernis für eine akademische Karriere. Obwohl T. der international bekannteste und renommierteste deutschsprachige Gewerbemediziner war, zählt sein Lebenswerk zu den „verschütteten Alternativen“ in der dt. Sozialpolitik und -medizin.

  • Auszeichnungen

    A Devoto Preis d. Lombard. Ak. d. Wiss. (1930);
    Ehrenmitgl. d. Ständigen Internat. Komm. f. Arbeitsmed. (1950), d. American Ac. of Occupational Med. (1951) u. d. Alfred-Grotjahn Ges. (1952);
    L.-T.-Str. in Hamm (1952);
    Gr. BVK (1952).

  • Werke

    W Aufgaben u. Probleme d. soz. Fürsorge u. d. Volksgesundheitspflege b. Kriegsende, 1917;
    Staubgefährdung u. Staubschädigungen d. Metallschleifer, 1928 (mit F. J. Lochtkemper u. E. Rosenthal-Deussen);
    History of Factory and Mine Hygiene, 1948;
    Die Entwicklung d. Gesundheitsfürsorge in Dtld., England u. d. USA, 1950;
    Gewerbl. Vergiftungen, 1955; – Hg. bzw. Mithg.:
    Wiener Arbb. aus d. Gebiet d. soz. Med., 1910–16;
    Tuberkulosefürsorgebl. d. Österr. ZK z. Bekämpfung d. Tuberkulose, 1917–21;
    Hdb. d. Soz. Hygiene u. Gesundheitsfürsorge, 6 Bde., 1925–29 (mit A. Gottstein u. A. Schlossmann);
    Archiv f. Gewerbepathol. u. Gewerbehygiene, 1930–34 (mit H. Zangger).

  • Literatur

    L M. Hubenstorf, D. Milles u. E. R. Ocaña, Die Errungenschaften d. Hygiene u. d. Med. allen zugänglich machen! Die soz. Verantwortlichkeit d. Arztes im bewegten Leben v. L. T., in: R. Müller u. D. Milles (Hg.), Btrr. z. Gesch. d. Arbeiterkrankheiten u. d. Arbeitsmed. in Dtld., 1984, S. 458–77;
    D. Milles u. N. Schmacke (Hg.), L. T. u. d. Westdt. Soz.hygien. Ak., 1999, S. 9–54;
    Archiv f. Gewerbepathol. u. -hygiene 3, 1932, S. 280–94 (W-Verz.);
    A. L. Staudacher, „… meldet den Austritt aus dem mosaischen Glauben“, 2009;
    W. Hien, J. Larisch, D. Milles u. R. Müller, in: Ind.ges., Gesundheit u. med. Fortschritt, hg. v. dens., 2013, S. 1–16 (W-Verz. S. 385–407, P);
    Ärztelex.;
    Hist. Lex. Wien;
    Fischer;
    Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft;
    Kurzbiogrr. Juden; – zu Dora Brücke-T.:
    J. Bellmann, D. T., Ein frühes Mitgl. d. Dt. Ges. f. Urol., in: Aktuelle Urol., 43, 2012, H. 1, S. 31–33; J. A. Peter, Zur Gesch. d. ersten Urologinnen in Dtld., Diss. Med. Hochschule Hannover 2009, S. 125–39

  • Autor/in

    Andreas Wulf
  • Zitierweise

    Wulf, Andreas, "Teleky, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 11-12 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117615927.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA