Lebensdaten
1864 – 1920
Geburtsort
Graz
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Mediziner ; Gynäkologe
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 127937374 | OGND | VIAF: 84797179
Namensvarianten
  • Wertheim, Ernst
  • Wertheim, E.

Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Wertheim, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd127937374.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Theodor (1820–64, ev.), aus W., Chemiker, PD in W., 1853 Prof. f. Chemie an d. Univ. Pest, 1861 f. Chemie an d. Univ. Graz, 1864 in W., korr. Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss. (s. ADB 42; Wurzbach; Pogg. II– III; Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft), S d. Zacharias (Serach) (Wertheimer) (1780–1852), Dr. med., 1816 Physicus am Spital d. Israeliten in W. (s. Wurzbach), u. d. Johanna Baruch;
    M N. N.;
    Ov Wilhelm (1815–61), Dr. med., Physiker, 1840 in Paris, 1850 in W., 1854 Prof. in Montpellier, 1855 Examinator an d. École polytechnique in Paris, korr. Mitgl. d. Preuß. Ak. d. Wiss. u. d. Österr. Ak. d. Wiss. (s. Wurzbach; Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft), Gustav (1822–88), Dr. med., Dermatol., 1865 Primarius u. Vorstand d. Abt. f. Hautkrankheiten u. Syphilis am Rudolfs-Spital in W., o. öff. Prof. d. Dermatol. u. Syphilis an d. Univ. Wien (s. ADB 42);
    B Alfred, Notar, Hugo ( n. 1916), Dr., Prof. f. Gesch. am Akad. Gymn. in Graz, Schw Ottilie ( evtl. Erich Zdansky, 1893–1978, Dr. med., 1924 Radiol. an d. 1. Med. Univ.-Klinik in W., 1937 am Wiedner Krankenhaus, 1938–45 aus rass. Gründen entlassen, 1945 tit. ao. Prof. f. med. Radiol. an d. Univ. Wien, Vorstand d. Zentralröntgeninst. am Allg. Krankenhaus ebd., 1951–53 Präs. d. Österr. Röntgenges., 1954 o. Prof. an d. Univ. in Basel, s. Kürschner, Gel.-Kal. 1935 u. 1950; Teichl; Hist. Lex. Wien; Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft; Biogr. Enz. Med.).

  • Biographie

    Nach seiner Gymnasialzeit in Graz studierte W. an der dortigen Universität Medizin und wurde 1888 zum Dr. med. promoviert. Anschließend war er unter Rudolf Klemensiewicz (1848–1922) Assistent am Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie der Univ. Graz und erlernte hier mikrobiologische Techniken, die ihm später bei seinen Forschungen über die Gonorrhoe bei Frauen nützlich wurden. Ende April 1889 ging er nach Wien, um bei Theodor Billroth (1829–94) an der II. Chirurgischen Klinik und an der von Rudolf Chrobak (1843–1910) geleiteten II. Universitäts-Frauenklinik zu arbeiten. Ende Sept. 1890 wechselte W. als Assistent des Gynäkologen und Geburtshelfers Friedrich | Schauta (1849–1919) an die Frauenklinik der Dt. Univ. Prag. Als dieser 1891 an die I. Universitäts-Frauenklinik nach Wien berufen wurde, schloß sich ihm W. an und wurde hier 1892 mit der Arbeit „Über die ascendirende Gonorrhoe beim Weibe, bakteriologische und klinische Studien zur Biologie des Gonococcus neisser“ (Archiv f. Gynäkol. 42, 1892, S. 1–86) für Gynäkologie und Geburtshilfe habilitiert (Prof. 1899). Seit 1897 war er Primarius der neugegründeten gynäkologischen Abteilung des Wiener Ksn.-Elisabeth-Spitals (Bettina-Stiftungs-Pavillon), wo er neue gynäkologische Operationstechniken entwickelte. 1910 wurde er auf den Lehrstuhl und zum Leiter der II. Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie der Univ. Wien im Allgemeinen Krankenhaus berufen.

    W.s erster Arbeitsschwerpunkt war die Gonorrhoe bei Frauen. Er erforschte den Infektionsweg dieser Krankheit und entwickelte ein neues Verfahren zur Reinzüchtung von Gonokokken. Er wies nach, daß Gonokokken als Auslöser der Gonorrhoe nicht nur auf der Schleimhaut parasitieren, sondern auch in der Gebärmutter- und Eileiterwand sowie im Plattenepithel.

    W.s größte Leistung resultierte aus dem zweiten Forschungsschwerpunkt; er entwickelte eine Operationsmethode des Zervixkarzinoms, eines bösartigen Tumors am Gebärmutterhals, indem er den Eingriff über einen Bauchschnitt (Laparotomie) perfektionierte. W. führte 1898 erstmals eine „Wertheim-Meigs-Operation“ durch. Bei dieser radikalen operativen Behandlung des Gebärmutterkrebses werden der verkrebste Uterus, die Adnexe, das zugehörige Bindegewebe und die regionalen Lymphknoten über einen Bauchschnitt entfernt. Damit ersetzte W. den weniger effektiven Eingriff durch die Scheide, bei dem die Mortalität bei oder kurz nach der Operation zwar wesentlich geringer war, aber nicht das gesamte karzinomatöse Gewebe entfernt werden konnte. Eine ähnliche Operation war bereits 1878 von Wilhelm Alexander Freund (1833–1917) durchgeführt worden, setzte sich aber wegen der hohen Mortalität nicht durch.

    Aufgrund verbesserter Operationstechniken senkte W. die anfänglich sehr hohe Sterblichkeit auf etwa 10 %. Vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Mortalität entspann sich eine wissenschaftliche Auseinandersetzung W.s mit Schauta, einem Anhänger des herkömmlichen Eingriffs, um das bessere operative Vorgehen.

    Nach 1910 widmete sich W. verstärkt der Erforschung von Operationstechniken zur Behandlung von Gebärmuttervorfällen. Zu seinen wichtigsten Schülern zählten die Gynäkologen und Geburtshelfer Paul Werner (1882–1955), Georg August Wagner (1873–1947), Wilhelm Weibel (1876–1945) und Hans Heidler (1889–1955). Mit dem Gynäkologen Ernst Bumm (1858–1925) redigierte er zeitweilig das „Archiv für Gynäkologie“.

  • Auszeichnungen

    |Vors. d. Österr. Ges. f. Gynäkol. u. Geb.hilfe (1903, 1911 / 12, 1915 / 16, 1919);
    – II. Wiener Univ.-Frauenklinik „Wertheim-Klinik“ (bis 1989);
    E.-W.-Preis d. Arb.gemeinschaft f. gynäkol. Onkol. d. Österr. Ges. f. Gynäkol. u. Geb.hilfe. (seit 2002).

  • Werke

    |Ueber Uterus-Gonorrhöe, in: Verhh. d. Dt. Ges. f. Gynäkol. 6, 1895, S. 199–223;
    Über Blasen-Gonorrhöe, in: Zs. f. Geb.hilfe u. Gynäkol. 35, 1896, S. 1–10;
    Zur Frage d. Radicaloperation b. Uteruskrebs, in: Archiv f. Gynäkol. 61, 1900, S. 627–68 u. 65, 1902, S. 1–39;
    Die Technik d. vaginalen Bauchhöhlen-Operationen, 1906 (mit T. Micholitsch);
    Die erweiterte abdominale Operation b. Carcinoma colli uteri, auf Grund v. 500 Fällen, 1911;
    Die operative Behandlung d. Prolapses mittelst Interposition u. Suspension d. Uterus, 1919.

  • Literatur

    | W. Weibel, in: Archiv f. Gynäkol. 113, 1920, H. 2, S. V–XVI (P);
    ders., Die gynäkol. Operationstechnik d. Schule E. W.s, 1923;
    A. Schaller, Die W.-Klinik, e. Gesch. d. II. Univ.-Frauenklinik in Wien, 1992;
    G. Köhler, 100 J. W.operation, E. W. zw. Mythos u. Wirklichkeit, in: Zbl. f. Gynäkol. 121, 1999, S. 121–25;
    S. V. Kamke, E. W., die erweiterte abdominale Operation b. Carcinoma colli uteri, hist. Daten neu ausgewertet, Diss. Univ. München 2011;
    M. David u. A. D. Ebert, Berühmte Gynäkologen, d. Persönlichkeit E. W. in zeitgenöss. Nachrufen, in: Geb.hilfe u. Frauenheilkde. 75, 2015, S. 133 f. (P);
    BLÄ;
    Complete DSB;
    Enz. Med.gesch.;
    Ärztelex.;
    ÖBL

  • Porträts

    |Ölgem. v. J. Quincy Adams, W. b. e. Operation, 1907 (Univ. Wien, Inst. f. Gesch. d. Med.), Abb. in: A. Schaller, Das W.bild, Biogr. e. Gem., in: Gynäkol.-geb.hilfl. Rdsch. 34, 1994, S. 37–42.

  • Autor/in

    Werner E. Gerabek
  • Zitierweise

    Gerabek, Werner E., "Wertheim, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 854-855 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd127937374.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA