Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Freiherren von
Konfession
-
Normdaten
GND: 121534200 | OGND | VIAF: 3329931
Namensvarianten
  • Sacco
  • Sax
  • Sacco

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Zitierweise

Sax, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121534200.html [20.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Familie, deren Geschichte sich vom 12. bis ins 17. Jh. verfolgen läßt und mit jener der Ost- und Südschweiz eng verbunden ist, stammt möglicherweise aus Norditalien. Mitte des 13. Jh. kam es zur Aufteilung in die beiden Linien S.-Misox und S.-Hohensax.

    Als erstes urkundlich faßbares Mitglied der Familie erscheint 1137/39 Eberhard I. in der wichtigen Funktion eines Prokurators der Grafen von Gamertingen bei der Schenkung ihres Oberengadiner Besitzes an den Bischof von Chur. Verwandtschaftliche Beziehungen zu den einflußreichen Herren von Torre im Bleniotal sowie urkundliche Belege aus dem Misox lassen auf eine gefestigte Position der Freiherren südlich der Alpen schon um die Mitte des 12. Jh. schließen. Nördlich der Alpen treten die S. urkundlich erst später auf. Heinrich I. ( wohl 1219) wurde Ende des 12. Jh. Prior und Dekan des Klosters St. Gallen. Sein junger Verwandter Ulrich II. ( 23.9.1220) wurde nach Studien an den Universitäten von Paris und Bologna 1204 zum Abt von St. Gallen gewählt. Zusammen mit Heinrich reorganisierte er die Verwaltung des Klosters und entwickelte eine rege Bautätigkeit. 1207 wurde Abt Ulrich von König Philipp zum Reichsfürsten erhoben; die S. waren treue Parteigänger der Staufer. 1212 empfingen Ulrich und sein Bruder Heinrich ( vor|1248) den jungen Kg. Friedrich II. nach seinem Zug über die Alpen in St. Gallen. In den folgenden Jahren hielten die beiden sich häufig bei Hofe auf. 1217 fungierte Ulrich als Gesandter des Kaisers bei dem neugewählten Papst Honorius III. Die beiden Brüder festigten die Position des Hauses in der Herrschaft S.-Forstegg im erfolgreichen Kampf gegen Gf. Hugo I. v. Montfort. Heinrich II. wurde 1208 von Ulrich zum Kastvogt des Klosters St. Gallen erhoben, bald darauf aber von Kg. Otto IV. abgesetzt und mit der Vogtei über das Kloster Pfäfers entschädigt; die Vogteirechte über die st.-gallischen Gebiete bei Clanx (Appenzell) verblieben ihm. Seit 1213 war Heinrich auch Kastvogt des Klosters Disentis. Im Misox straffte er die kirchliche Verwaltung 1219 mit Zustimmung seines Sohnes Albert II. ( um 1235) durch die Gründung des Kollegiatstifts San Vittore. Die weiträumige Streuung des saxischen Besitzes dürfte der Grund für eine neue Herrschaftsregelung zwischen Heinrich II. und Albert II. nach 1210 gewesen sein. Heinrich übernahm die südlichen Besitzungen und die Vogtei Disentis, Albrecht Sax und Clanx sowie die Vogtei Pfäfers. Die endgültige Teilung des saxischen Besitzes erfolgte nach dem Tod Heinrichs unter den Söhnen Albrechts II.: Albert III. ( vor 6.12.1280), Ulrich III. (erw. 1236-57), Begründer der Linie S.-Hohensax, und Heinrich III. ( vor 24.7.1274, s. ADB 30), der als Minnesänger in die Manessische Handschrift einging. Eberhard (um 1300, s. ADB 30), Dominikaner in Zürich, trat als Spruchdichter hervor. Seit den 1270er Jahren sind keine Beziehungen mehr zwischen den beiden Brüdern im Misox und ihren Verwandten auf Hohensax festzustellen. Die Herrschaftsbereiche südlich und nördlich der Alpen entwickelten sich seither eigenständig. Stammgebiete waren seither das Misox für die Hauptlinie der Freiherren und späteren Grafen von S.-Misox (Sacco-Mesocco), und die kleine Herrschaft S. im Alpenrheintal für die Herren von S.-Hohensax, die über lokale Bedeutung kaum mehr hinausgekommen sind.

    Die Freiherren von S.-Misox konnten in der 2. Hälfte des 14. Jh. ihren Herrschaftsbereich erweitern. Caspar (erw. 1362-90), Sohn Alberts IV. ( um 1372), wurde 1390 durch seine Gattin Elisabeth v. Rhäzüns Erbe des letzten Freiherrn von Belmont (Walter) und erhielt umfangreichen Besitz im bündner. Vorderrheintal. Caspars Sohn Johann ( 1427) war mit seinen Oberländer Besitzungen 1424 an der Erweiterung des Ilanzer Bundes zum Grauen Bund beteiligt. Er wurde 1413 von Kg. Sigismund in den Grafenstand erhoben. Eine Expansion wurde auch südlich der Alpen versucht: Caspars Sohn Albert (erw. 1390-1406), einer der bedeutendsten Vertreter der Familie, entriß 1402 Bellinzona und das Bleniotal den Visconti von Mailand. Er wurde 1406 ermordet. Die S.-Misox gerieten in der Folge in Konflikt mit der eidgenöss. Expansionspolitik: 1407 wurden sie zu einem Landrecht mit Uri und Obwalden gezwungen, 1419-22 mußten sie alle ihre Eroberungen den Eidgenossen abtreten. In Konkurrenz zu Mailand, den Eidgenossen und den Drei Bünden konnte die Herrschaft der S. nicht bestehen. Mit dem Verkauf der Talschaft Misox durch Gf. Johann-Peter (1462–1540) an den mailänd. Edelmann Gian Giacomo Trivulzio 1480 endete die Herrschaft der S. südlich der Alpen, mit dem Verkauf des Besitzes im Vorderrheintal 1485 an den Bischof von Chur ihre Machtstellung in Graubünden.

    Die Herren und Freiherren von S.-Hohensax besaßen Eigengüter, umfangreiche Rechte und die Gerichtshoheit rund um die Dörfer Sax und Garns; im Säntismassiv besaßen sie ebenfalls Grundbesitz sowie Alp- und Weiderechte. Die vier Burgen Sax, Wildenburg, Frischenberg und Forstegg sicherten diesen Herrschaftsbereich. Seit Mitte des 14. Jh. besaßen die S. teils durch Erbschaft, teils durch Kauf einen zweiten Machtbereich in der Herrschaft Bürglen im Thurgau. Im 14. Jh. lehnten sie sich stark an Habsburg an; Ulrich VI. starb 1388 in österr. Diensten in der Schlacht bei Näfels; 1393 wurde die Burg Sax österr. Lehen. Während der Appenzellerkriege mußten die S. zum Schutz ihrer Herrschaft 1405 ein Landrecht mit Appenzell eingehen. 1446 wurde die Burg Sax im Alten Zürichkrieg von den Appenzellern zerstört; die Burg Forstegg bildete nun das Zentrum der Herrschaft. Nachdem die Freiherren von S.-Hohensax Anfang des 14. Jh. durch Heirat mit einer Unfreien ihren Stand verloren hatten, erhob sie Kg. Sigismund 1414 wieder in den Adel.

    Einer der bedeutendsten Vertreter der Familie war der Söldnerführer und Diplomat Ulrich VIII. (um 1462–1538, s. ADB 13, S. 517 [Hohensax]). 1487-97 war er Condottiere und Provisionär im Dienste Habsburgs, kämpfte aber im Schwabenkrieg auf eidgenöss. Seite. 1503 war er eidgenöss. Vertreter im Frieden von Arona mit Frankreich, wodurch Blenio, Riviera und Bellinzona endgültig eidgenössisch wurden. 1512 war er eidgenöss. Oberbefehlshaber im Pavierzug. 1529 trat er mit seinen Herrschaften zur Reformation über, kehrte aber 1531 wieder zum Katholizismus zurück. Sein Sohn Ulrich Philipp (1531–85), Söldnerführer in ksl. und franz. Diensten, der 1560 Schloß und Herrschaft Uster erwarb, trat 1564 wegen der nach kanonischem Recht unerlaubten Scheidung von seiner ersten Frau mit der Herrschaft S.-Forstegg zur Reformation über. Die letzte herausragende Saxer Persönlichkeit war Ulrich Philipps Sohn, der humanistisch gebildete Johann Philipp ( 1596, s. ADB 13, S. 516 [Hohensax]). Er studierte an den Universitäten Heidelberg und Paris, pflegte Kontakt zu prominenten Größen seiner Zeit und bekleidete in pfälz. und niederländ. Diensten bedeutende Positionen. In seiner Bibliothek befand sich die Manessische Liederhandschrift. Er wurde 1596 von seinem Neffe im Streit um Erbangelegenheiten getötet. 1633 erlosch das Geschlecht.

  • Literatur

    K. Meyer, Blenio u. Leventina v. Barbarossa bis Heinrich VII., 1911;
    G. Hofer-Wild. Herrschaft u. Hoheitsrechte d. S. im Misox, 1949;
    A.-M. Deplazes-Haefliger, Die Freiherren v. S. u. d. Herren v. S.-Hohensax bis 1450, 1976;
    M. Bänzinger, Frhr. Ulrich VIII. v. Hohensax, Herr zu Bürglen u. Forstegg (1462–1538), Diss. Zürich 1977;
    A. Zangger, Von d. Feudalordnung zu kommenden Ges.formen, in: St. Galler Gesch., II, 2003, S. 11-80;
    HBLS;
    unter Mitarbeit v. Dr. Anna-Maria Deplazes-Haefliger, Küsnacht.

  • Autor/in

    Carlo Negretti
  • Zitierweise

    Negretti, Carlo, "Sax" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 477-479 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121534200.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA