Lebensdaten
1886 – 1944
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Konzentrationslager Auschwitz
Beruf/Funktion
Photograph
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118605143 | OGND | VIAF: 2599280
Namensvarianten
  • Salomon, Erich Franz Emil
  • Salomon, Erich
  • Salomon, Erich Franz Emil
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Zitierweise

Salomon, Erich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118605143.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Emil (1844–1909), Bankier in B., Effektenhändler u. stellv. Vors. d. Ehrenausschusses d. Berliner Börse, Aufsichtsratsvors. d. Brauerei Friedrichshain;
    M Therese Schüler (1856–1914), T d. Julius Schüler (Schuler ?), Bankier in B., u. d. Johanna Sonnemann;
    Gr-Om Leopold Sonnemann (1831–1909), Bankier, Verl., Journ., Pol., Stifter, gründete 1856 d. „Frankfurter Handelsztg.“ (1859 „Neue Frankfurter Ztg.“, dann „Frankfurter Ztg.“), seit 1867 deren Alleinbes., M. d. R. (s. BJ 14, Tl.; Enc. Jud. 1971; NDBA; Frankfurter Biogr);
    4 Geschw u. a. Walter (1878–1912), Maler;
    Den Haag (?) 1912 Maggy (1889–1944), aus Rotterdam, T d. Willy Schüler, Bes. e. Modehauses in Den Haag u. Rotterdam, u. d. Selma Wittgenstein;
    2 S Otto Erich, seit d. Emigration Peter Hunter (Hunter-Salomon) (* 1913), Hg. e. Bildbands zu S. (s. L), Dirk (1920–44 KZ Auschwitz).

  • Biographie

    Nach dem Studium von Maschinenbau an der TH Charlottenburg und Recht in München und Berlin (Dr. iur. 1913 in Rostock) geriet S. 1914 an der Marne in dreieinhalbjährige Kriegsgefangenschaft. Durch den Verlust des väterlichen Vermögens in den Inflationsjahren zu wechselnden Betätigungen gezwungen, arbeitete S. seit 1925 in der Werbeabteilung des Ullstein Verlags. In deren Auftrag begann er auch zu photographieren, anfangs lediglich aus Gründen der höheren Entlohnung. Die erste Bildveröffentlichung, noch als Amateur, stammt von 1926. Photographien, die S. 1928 heimlich während eines Berliner Mordprozesses anfertigte, legten den Grundstein zu seiner beispiellosen Karriere als Berichterstatter. Weitere Bildberichte, auch aus Operations-, Parlaments- und Konzertsälen, z. T. unerlaubt und in außergewöhnlich nahen Einstellungen, machten ihn rasch bekannt. S.s Hauptinteresse galt jedoch eher den privaten Augenblicken im Leben der Oberschicht. Mit großem Erfolg umging er das üblicherweise gestellte Repräsentationsporträt; bald wurden Aufnahmen von bekannten Persönlichkeiten, besonders in geschlossener Gesellschaft, zu seiner besonderen Spezialität. Er photographierte beim Völkerbund in Genf, auf Konferenzen in Den Haag und Lausanne, in Hollywood sowie – jeweils als erster – im Weißen Haus und am Obersten Gericht in London. Fortschritte von Kameratechnik und Fotochemie ermöglichten ihm den Verzicht auf Blitzlicht auch in schwach beleuchteten Innenräumen, worauf die atmosphärische Dichte seiner Bilder mit ihrer natürlichen Verteilung von Licht- und Schattenzonen ebenso beruhte wie die ungestörte Selbstverständlichkeit, mit der sich die Porträtierten verhielten.

    S., der Ziele, Grenzen und Konsequenzen des Bildjournalismus leichthin besprach unter Hinweis auf den „Anspruch des Lesers“, über alles belehrt zu werden, „was er nicht kennt“, war zugleich jedoch wählerisch in Fragen der Motivik und Gestaltung. Kaum ein Bildberichterstatter seiner Zeit legte so viel Wert auf ausgewogene Bildkomposition und ließ sich so sehr auf die Erfassung von unaufmerksamer, entspannter oder flüchtigkomischer Reaktion ein. Den Erfolg seiner Bilder machte auch aus, daß er dabei nicht auf ‚Entlarvung' setzte, sondern auf ein heimliches Einverständnis mit den meist respektvoll, oft vorteilhaft dargestellten Persönlichkeiten. Dergestalt brachte er es bis zu einer Art Hofphotograph der Weimarer Republik.

    Weniger bekannt als seine Gesellschaftsporträts sind Aufnahmen, die sein Gespür für den Blick hinter die Kulissen auch auf den Alltag ausweiten. Besonders während seiner Amerikareisen 1931 und 1932 entstanden solche Bilder. Sie hatten auf S.s Nachruhm keinen großen Einfluß, während andererseits seine in den USA publizierten Reportagen für die Entwicklung der sich dort ausbreitenden Bildmagazine, v. a. das 1936 gegründete „Life“, bedeutsam waren.

    1933 emigrierte S. nach Holland, von wo aus er seine Arbeit in England, den Niederlanden, Frankreich und der Schweiz fortsetzte. Seit 1940 lebte er im Untergrund. 1943 wurde er in Scheveningen verhaftet und nach Theresienstadt deportiert, 1944 mit seiner Frau und dem jüngeren Sohn in Auschwitz ermordet (während der ältere, nach London geflüchtete Sohn unter dem Namen Peter Hunter weiter als Bildjournalist tätig war). Das Werk von S. ist nie in Vergessenheit geraten: 1935 war ihm eine Retrospektive in der Londoner Royal Photographie Society gewidmet, und schon zuvor war seine Ausnahmerolle unter Kollegen anerkannt. S. selbst versäumte keine Gelegenheit, auf die eigene Arbeit und die ihr entgegengebrachte Achtung hinzuweisen, und konnte auf dem Gipfel seines Ruhms 1932 die „berühmten Zeitgenossen“, die in Titel und Bildauswahl seines Fotobuchs mit Schnappschüssen aus Gesellschaftsleben und Politik eingegangen|waren, zu einem Lichtbildervortrag zusammenbitten. Anerkennend nannte ihn Aristide Briand den „roi des indiscrèts“. Mit seinem Namen verbindet sich aber v. a. der 1929 vom engl. Magazin „The Graphic“ mit Rücksicht auf seine Fähigkeit zur Erfassung spontaner Gesten und intimer Situationen aufgebrachte Begriff der „candid camera“. Einige Bilder S.s gelten nachgerade als Ikonen der Schnappschußfotografie.

  • Werke

    Schrr.: Ziel u. Fassung d. Grundpfandklage, Diss. Rostock 1913;
    Berühmte Zeitgenossen in unbewachten Augenblicken. Mit 112 Bildern, 1931 (Nachdr. 1980);
    Bildberichte
    in Zss. 1928-37;
    Die Koralle;
    Hackebeils Ill. Ztg.;
    Münchner Ill. Presse;
    Uhu;
    Wereldkronick;
    Die Dame;
    Berliner Ill. Ztg.;
    Das Blatt d. Hausfrau;
    Das Ill. Blatt;
    Dt. Allg. Ztg.;
    Kölnische Ill. Ztg.;
    The New York Times Magazine;
    Time;
    Fortune;
    Het Leven Geïllustreerd;
    Vu;
    Tit-Bits;
    Pearson's Magazine;
    Oké;
    The Queen;
    Haagsche Courant;
    De Groene Amsterdammer;
    Kleinbeeldfoto – fotogr. u. schriftl. Nachlaß: Berlin. Gal. (Berlin).

  • Literatur

    E. S., Porträt e. Epoche, hg. v. H. de Vries u. P. Hunter-Salomon, 1963;
    T N. Gidal, Dtld., Beginn d. modernen Photojournalismus, 1972, S. 16 f.;
    C. Beaton u. G. Buckland, The Magic Image, The Genius of Photography, 1975, S. 162 f.;
    Dr. E. S., Aus d. Leben e. Fotografen, Mit Texten v. E. Barents u. W. H. Roobol, 1981;
    B. Newhall, Gesch. d. Photogr., 1984, S. 269;
    E. S., Leica Fotografie 1930-1939, Btrr. v. B. Weise, H. Geisert u. J. Frecot, 1986;
    E. S., Der unsichtbare Photograph, Ermanox-Aufnahmen 1928 bis 1932, Ausw. v. R. Kaiser. Mit e. Vorwort v. J. Frecot, 1988 (P);
    E. S., Lichtstarke, Ermanox-Aufnahmen 1928 bis 1932. Ausw. v. R. Kaiser, 1988 (P);
    O. van der Wijk, E. S. in Holland, in: E. S. emigrant in Holland Photos 1933-1940/Peter Hunter emigrant in London Photos 1935-1940, hg. v. F. Bool u. O. van der Wijk, 1996, S. 30-40;
    B. Weise, Fotojournalismus, Erster Weltkrieg – Weimarer Rep., in: Dt. Fotografie, Macht e. Mediums 1870-1970, hg. v. d. Kunst- u. Ausst.halle d. BRD, 1997, S. 72 ff.;
    J. Frecot, Der lautlose Photograph, E. S. sieht die Ges. um 1930. in: A. Sander, Menschen d. 20. Jh., Studienbd., hg. v. d. Photogr. Slg., Stiftung Preuß. Kulturbes., 2001, S. 87 ff. (P);
    E. S., Mit Frack u. Linse durch Pol. u. Ges., hg. v. J. Frecot, 2004 (P);
    Dict. of Art;
    BHdE II (Ausst.verz.);
    H.-M. Koetzle, Das Lex. d. Fotografen, 1900 bis heute, 2002.

  • Autor/in

    Wolfgang Brückle
  • Zitierweise

    Brückle, Wolfgang, "Salomon, Erich" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 391-392 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118605143.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA