Lebensdaten
1886 – 1963
Geburtsort
Mariupol (Ukraine)
Sterbeort
Siena
Beruf/Funktion
Tänzer ; Choreograph ; Tanzpädagoge ; Maler ; Kostümbildner
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 116713704 | OGND | VIAF: 9960557
Namensvarianten
  • Sakharoff, Alexander
  • Sacharoff, Alexander
  • Sakharoff, Alexander
  • mehr

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Zitierweise

Sacharoff, Alexander, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116713704.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Simon, Bankdir.;
    M Maria Polianska; 6 ältere Geschw;
    Zürich 1919 Clotilde Edle v. der Planitz (s. 2); kinderlos.

  • Biographie

    S. kam 1903 nach Paris, um dort an der Académie des Beaux-Arts und der Académie Julian Malerei zu studieren. Neben der Ausbildung waren häufige Besuche im Louvre und die Theateraufführungen Sarah Bernhardts prägende Erfahrungen. Auf Anraten seines Künstler-Freundes Moissey Kogan (1879–1943) wechselte er 1905 nach München, wo er bei Anton Ažbé und in der Debschitz-Schule seine Ausbildung fortsetzte. Skizzenbücher der Zeit belegen seine Studien nach Kunstwerken der Antike und Renaissance, insbesondere sein Interesse an den Adorationsdarstellungen im Œuvre der Della-Robbia-Familie, die für seine ersten tänzerischen Arbeiten vorbildlich wurden. Zu dieser Zeit war S. bereits mit etlichen, oft russ. Künstlern in Schwabing bekannt oder befreundet, z. B. mit Alexej v. Jawlensky, Marianne v. Werefkin, Wassily Kandinsky oder Wladimir v. Bechtejeff, und verkehrte u. a. im literarischen Zirkel um Karl Wolfskehl. Mit Kandinsky und dem Komponisten Thomas v. Hartmann arbeitete er 1908 an gemeinsamen synästhetischen Bühnenkunstwerken. S., der zusätzlich Privatunterricht bei einem Solotänzer der Münchner Oper nahm, trat 1909 der Neuen Künstlervereinigung München bei, aus der später die Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“ hervorging. Seinen Malerfreunden diente S. gelegentlich als Modell; berühmt sind seine von Jawlensky geschaffenen Porträts.

    Nach privaten Auftritten in Schwabinger Künstlerkreisen fand S.s offizielles Debüt als Tanzer am 2.6.1910 im Münchner Odeon statt. Während sich ein Teil des Publikums begeistert zeigte, bewirkte seine Androgynität insbesondere bei der Presse, die gegen den femininen Charakter seiner von Pose zu Pose präzis durchkomponierten Schreittänze und bewegten Bilder protestierte, einen Skandal. S. gilt als der erste männliche Kammertänzer bzw. Podiumstänzer. Zu seinen frühen Tänzen (um 1910/11) zählten „Daphnis“, „Narcissus“, „Orpheus“, „Dionysischer Gottesdienst“ oder „Drei Tanzstudien nach Meistern der ital. Frührenaissance“; großen Publikumszuspruch fand insbesondere „Golliwog's Cake-Walk“ (Musik: C. Debussy).

    S., von enormer Bedeutung als Protagonist einer modernen Kulturauffassung, trat seit 1913 wiederum höchst erfolgreich auch gemeinsam mit Clotilde v. Derp auf. Nach ihrer Heirat 1919 in der Schweiz, wohin sie sich während des 1. Weltkriegs zurückgezogen hatten, und weiteren Auslands-Debüts in New York 1920 (Metropolitan Opera House), im folgenden Jahr in Paris (Théâtre des Champs-Élysées) und im Londoner Coliseum ließen sie sich in Paris nieder. Von dort unternahmen sie z. T. weltweite Tourneen und gaben erst 1954 in Rom, wo sie seit 1952 wohnten, ihre Abschiedsvorstellung. S., als Designer ihrer Kostüme von exquisitem Geschmack, war auch als Tanzpädagoge tätig; er hinterließ eine große Anzahl meist theaterbezogener Zeichnungen und einige frühe Collagen.

  • Werke

    Nachlaß (Fotogrr., Kostüme, Briefwechsel, Dokumente, Programmhh., Zeichnungen u. a.) im Dt. Tanzarchiv Köln (DTK);
    Slgg. in München, Städt. Gal. im Lenbachhaus. Stockholm, Dansmuseet, Paris, Musée de l'Opéra, Lausanne, Archives de la Ville, in d. Harvard Theatre Collection, Houghton|Library in Cambridge (Mass., USA) u. d. Jeromc Robbins Dance Collection d. New York Public Library.

  • Literatur

    P. Veroli (Hg.), I Sakharoff, Un mito della danza fra teatro eavanguardieartistiche, 1991 (W-Verz. ab 1916);
    F.-M. Peter u. R. Stamm (Hg.), Die Sacharoffs. Zwei Tänzer aus d. Umkreis d. Blauen Reiters, The Sacharoffs, Two Dancers within the Blaue Reiter circle, 2002 (P).

  • Porträts

    Bildnis d. Tänzers S., Ölgem., 1909 (München, Städt. Gal. im Lenbachhaus);
    Die weiße Feder, Ölgem., 1909, mit Porträtstudie S. (auf d. Rückseite) (Stuttgart, Staatsgal.);
    Kopf d. Tänzers S., Ölgem., um 1913 (Privatbes.);
    Bildnis S., Ölgem., um 1913 (Mus. Wiesbaden);
    div. Bleistiftskizzen (Oberhofen, Stiftung Slg. Im Obersteg;
    Mus. Wiesbaden;
    Privatbes.), alle v. A. v. Jawlensky;
    Der Tänzer S., Tempera v. M. v. Werefkin, 1909 (Fondazione Marianne Werefkin, Museo comunale d'arte moderna, Ascona);
    div. Gouachen ders. in ihren Skizzenbüchern (ebd.);
    AS, Ölgem. v. K. Hofer, um/vor 1922 (Privatbes.);
    Tänzerpaar/Die Sacharoffs, Tempera v. Ch. Rohlfs, 1928 (Essen, Mus. Folkwang);
    zahlr. Feder- u. Tuschpinselzeichnungen v. Ph. Petit, um 1922 (DTK);
    zahlr. Fotogrr. (DTK).

  • Autor/in

    Frank-Manuel Peter
  • Zitierweise

    Peter, Frank-Manuel, "Sacharoff, Alexander" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 322-323 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116713704.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA