Lebensdaten
1887 – 1974
Geburtsort
Warnemünde
Sterbeort
Schalksmühle (Sauerland)
Beruf/Funktion
Ingenieur ; Erfinder ; Flugzeugkonstrukteur
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 124235492 | OGND | VIAF: 42765815
Namensvarianten
  • Seehase, Hans Heinrich Friedrich
  • Seehase, Hans
  • Seehase, Hans Heinrich Friedrich
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Zitierweise

Seehase, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124235492.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Joachim Friedrich (1851–92), Gastwirt in W., S d. Carl Heinrich Christoph Jakob (* 1814), u. d. Catharina Sophia Dorothea Laudan (* 1817);
    M Anna Lisette Josephine Rönnberg (1863–1936);
    Schw Margarete Johanna Marie (1881–1967);
    1938 Charlotte Grüber (1907–93), aus Sch., Dialektdichterin (s. Kürschner, Lit.-Kal. 1988; Kosch, Lit.-Lex.³; Westfäl. Autorenlex.);
    1 Sohn Hardo (geboren 1941) Ingenieur.

  • Biographie

    S. besuchte die Volksschule in Warnemünde und beendete 1907 das Realgymnasium in Rostock mit dem Abitur. Während des Maschinenbaustudiums an der TH Berlin gründete er mit seinem Kommilitonen Erich Pansegrau ein Patentbüro. Beide erwarben 1909 ihr erstes Patent für einen Torsions-Indikator, 1910 ein zweites für eine „Schablone zum Durchzeichnen technischer Konstruktionselemente“, kurz Normalienschablone genannt. Sie setzte sich als Arbeitsmittel in Konstruktionsbüros durch und wurde auch in England, Frankreich, Belgien und den USA patentiert. Nach Studienabschluß 1912 als Dipl.-Ing. blieb S. als Assistent von Eugen Mayer am Lehrstuhl für Technische Mechanik und wurde 1914 promoviert. Seine Dissertation über „Die experimentelle Ermittlung des Verlaufs der Stoßkraft und die Bestimmung der Deformationsarbeit beim Stauchversuch“ hatte große praktische Bedeutung bei der Messung des Landestoßes am Fahrgestell von Flugzeugen und den Schwimmern von Wasserflugzeugen. Nebenamtlich wirkte er als Honorar-Assistent bei Max Rudeloff (1857–1929), dem stellv. Direktor des Staatlichen Materialprüfungsamtes Lichterfelde.

    Nach verschiedenen Aufgaben im Flugzeugbau wurde S. mit Gründung der „Sablatnig Flugzeugbau GmbH“ im Okt. 1916 deren Technischer Leiter und erwies sich als weitsichtiger Produktionsorganisator. Seit Okt. 1918 leitete er die Versuchsabteilung und richtete das Konstruktionsbüro ein. Zusammen mit Josef Sablatnig (1896–1945) hatte S. wesentlichen Anteil an der Entwicklung der Flugzeuge des Unternehmens, insbes. der Sablatnig P 3, einer der ersten reinen Passagierflugzeugkonstruktionen nach dem 1. Weltkrieg. S. befaßte sich intensiv mit dem Übergang zum Metallflugzeugbau und entwickelte ein Stahlschweißverfahren, das beim Bau des 1921 fertiggestellten Kleinsportflugzeugs K.E.2 angewandt wurde. Er unterstützte die Studenten der Berliner „Akaflieg“ beim Bau des schwanzlosen Segelflugzeugs „Charlotte“, mit dem diese 1922 am 3. Rhönwettbewerb teilnahmen. In der Zeit des Bauverbots für Flugzeuge befaßte sich der Sablatnig-Flugzeugbau mit Drachenkonstruktionen und erwarb dafür Patente. S. entwickelte manntragende Kasten- und Fallschirmdrachen und erprobte diese u. a. 1923 bei der Marine in Wilhelmshaven. Er war auch an Automobilkonstruktionen und Patenten von Josef Sablatnig beteiligt.

    Seit Nov. 1924 arbeitslos, war S. für die Dt. Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) als Prüfer der Sablatnig P 3 tätig. Er beschäftigte sich auch mit der Gestaltung von Rechenschiebern und erhielt dafür Patente. 1932 stellte er ein zerlegbares Leichtmotorrad vor (patentiert in Deutschland, Frankreich, Großbritannien u. in den USA), das allerdings nicht in Serie ging. 1936 konstruierte und baute S. ein Muskelkraftflugzeug, das als „Md2“ 1937 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde und bis zu 90 m weit in einer Höhe bis zu 1,50 m geflogen sein soll. In Warnemünde fertigte S. in einem kleinen eigenen Betrieb Rechenschieber und Schablonen, die auch exportiert wurden. Er erwarb zahlreiche Patente. 1970 erhielt er von den DDR-Behörden eine Ausreisegenehmigung und übersiedelte mit seiner Ehefrau in die Bundesrepublik Deutschland. S. leistete mit seiner Normalienschablone und ihrer Weiterentwicklung einen wesentlichen Beitrag zur Rationalisierung des Technischen Zeichnens, er trug durch seine Arbeiten auf dem Gebiet der Festigkeit und Materialprüfung zur Weiterentwicklung des Flugzeugbaus bei und fand neue Wege beim Bau manntragender Drachen.

  • Werke

    Die experimentelle Ermittlung d. Verlaufes d. Stoßkraft u. d. Bestimmung d. Deformationsarbeit b. Stauchversuch, Diss. TH Berlin 1914;
    Patente Stencil for Drawing Structural Details in Technical Plans, GBP 191208318, 1912 (mit E. Pansegrau);
    Drachen mit Einstellvorrichtung, DRP 398388, 1923;
    Motorrad, d. leicht in zwei Teile [ . . . ] zerlegbar ist, DRP 609724, 1935;
    Schablone z. Zeichnen v. Polygonen, DBP 1789397, 1958;
    Techn. Nachlaß:
    Archiv d. Dt. Technikmus., Berlin: Dt. Mus., München;
    Rechentechn. Nachlaß: Techn. Landesmus., Wismar.

  • Literatur

    K. Möller, Der Warnemünder Ing. H. S., in: Stier u. Greif 9, 1999, S. 95–100;
    K.-D. Seifert, Josef Sablatnig, Der Sablatnig Flugzeugbau u. sein Chefkonstrukteur H. S., 2002 (P).

  • Autor/in

    Karl-Dieter Seifert
  • Zitierweise

    Seifert, Karl-Dieter, "Seehase, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 142-143 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124235492.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA