Dates of Life
1894 – 1943
Place of birth
Prag
Place of death
Mexico City
Occupation
Psychologin ; Schriftsteller ; Übersetzerin ; Verlegerin
Religious Denomination
jüdisch
Authority Data
GND: 118953877 | OGND | VIAF: 17305652
Alternate Names
  • Rühle-Gerstel, Alice
  • Rühle-Gerstel, Alice
  • Felix, Barbara
  • more

Objekt/Werk(nachweise)

Relations

Outbound Links from this Person

Genealogical Section (NDB)

Inbound Links to this Person

The links to other persons were taken from the printed Index of NDB and ADB and additionally extracted by computational analysis and identification. The articles are linked in full-text version where possible. Otherwise the digital image is linked instead.

Places

Map Icons
Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.

Citation

Rühle-Gerstel, Alice, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118953877.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Emil Gerstel (1870–1919), jüd. assimilierter Möbelfabr. in P.;
    M Kornelie (Nelly) Strakosch (1874–1923);
    1921/22 Otto Rühle (s. 1); 1 Stief-T.

  • Biographical Presentation

    Seit 1900 besuchte R. das Dt. Mädchenlyzeum in Prag, wechselte 1910 auf ein Töchterpensionat in Dresden und legte 1912 die Staatsprüfung für Musik auf dem Dt. Lehrerinnenseminar in Prag ab. Während ihrer Schulzeit verkehrte sie mit Literaten wie Willy Haas (1891–1973). Egon Erwin Kisch (1885–1948) und Franz Werfel (1890–1945). 1914/15 als freiwillige Krankenschwester in Kriegslazaretten tätig, absolvierte sie 1917 das Abitur in Tetschen (Böhmen). Anschließend studierte R. Germanistik und Philosophie an der Dt. Univ. Prag und seit 1918 an der Univ. München, wo sie 1921 bei Franz Muncker und Fritz Strich mit einer Arbeit über „Friedrich Schlegel und Chamfort“ zum Dr. phil. promoviert wurde. Auf Vermittlung des Münchener Psychologen Leonhard Seif lernte sie die Individualpsychologie Alfred Adlers (1870–1937) kennen und wurde in seinem Arbeitskreis aktiv. R. vertrat eine Synthese von Marxismus und Individualpsychologie, die die Grundlage ihrer Erziehungstheorie und Sozialwissenschaft wurde (Der Weg zum Wir, Versuch e. Verbindung v. Marxismus u. Individualpsychol., 1927, Nachdr. 1980). 1924 gründete sie mit ihrem Mann in Dresden den Verlag „Am andern Ufer“, in dem sie die „Blätter für sozialistische Erziehung“ (seit 1925; Das proletar. Kind, Mbll. f. proletar. Erziehung) herausgab.|Gleichzeitig erfüllte sie Lehraufträge an der Arbeiteruniv. Dresden-Hellerau und unternahm Vortragsreisen nach Berlin und Wien. Mit Arbeiten über Adler (Freud u. Adler, Elementare Einf. in Psychoanalyse u. Individualpsychol., 1924, Nachdr. 1989, span. 1941), der sich Anfang der 30er Jahre aus politischen Gründen von R. distanzierte, und über die Frauenfrage (Das Frauenproblem d. Gegenwart, Eine psychol. Bilanz, 1932, neu hg. u. d. T.: Die Frau u. d. Kapitalismus, 1972) wurde sie zur führenden marxistischen Individualpsychologin.

    1932 emigrierte R. nach Prag, wo sie als Übersetzerin und Journalistin (Prager Tagbl.) arbeitete. 1936 folgte sie ihrem Mann nach Mexiko, wo sie auf Einladung von Präs. Lázaro Cardenás bis 1939 an einer Sozial- und Schulreform arbeitete (mexikan. Staatsbürgerin 1939). Hier entstand 1937/38 ihr Roman „Der Umbruch oder Hanna und die Freiheit“ (gedr. 1984, mit Btrr. v. I. Herbst, B. Klamm u. S. Kalmar), in dem sie die Erfahrungen des Prager Exils verarbeitete. Das antifaschistische und antistalinistische Buch gilt als erster antiautoritärer dt. Frauenroman. Wegen ihrer Aktivitäten in der „Dewey Kommission“ (1937), ihrer kritischen Auseinandersetzung mit Stalin und seiner Politik im Trotzki-Prozeß, an dem sie als Übersetzerin, ihr Mann als Beisitzer teilnahmen (Kein Gedicht f. Trotzki, Tageb.aufzeichnungen aus Mexiko, 1979), wurde R. von kommunistischen Kreisen ausgegrenzt. Als ihr Mann 1943 starb, wählte sie den Freitod. Durch ihre zahlreichen Publikationen zur sozialen Stellung der Frau gilt sie als Vorkämpferin des Feminismus der Zwischenkriegszeit.

  • Works

    Weitere W Das Stiefkind, 1927;
    Sexual-Analyse, Psychol. d. Liebes- u. Ehelebens, 1929 (mit O. Rühle);
    Erziehung u. Ges., 1972 (mit dems.);
    zahlr. Aufss.
    in: Die Lit. Welt, 1925-33;
    Hg.:
    Unser Kritzelbuch, 1935;
    Überss.:
    Johann Strauss, Die Fledermaus, 1938;
    Friedrich Smetana, Verkaufte Braut, 1941;
    |

  • Archival Ressources

    Nachlaß: IfZ, München (Ed 227/1-17).

  • Literature

    I. Nordmann, in: Dt. Lit. v. Frauen, II, hg. v. G. Brinker-Gabler, 1988, S. 364-78;
    B. Hahn, in: Jüd. Frauen im 19. u. 20. Jh., hg. v. J. Dick u. M. Sassenberg, 1993 (W, L, P);
    dies., in: Frauen in den Kulturwiss., hg. v. ders., 1994, S. 250-61 (P);
    P. Brunner, A. R.-G. u. Otto Rühle, in: Das Vaudeville Theater, Szen. Lesung 1993;
    E. Kern, Die Stellung v. „Der Umbruch oder Hanna u. d. Freiheit“ im Leben u. im Werk v. A. R.-G., Dipl.arb. Köln 1994;
    G. Aichholzer, A. R.-G., Eine monogr. Darst. unter spezieller Berücks. d. Frauenemanzipationskonzepts „Die Frau u. d. Kapitalismus“ u. d. Exilromans „Der Umbruch oder Hanna u. d. Freiheit“, Dipl.arb. Wien 1994;
    B. Frommhold, in: Dresdner Hh. 12, H. 39/3, 1994;
    S. Steinbrick, Die Literarisierung d. Lebens im Werk A. R.-G.s, Dipl.arb. Berlin 1996;
    Ch. Thurner, „Umbruch ist jeden Tag“, Gattungswechsel u. Utopie b. A. R.-G., 1997;
    M. Marková, in: Ziehharmonika 15/1. März 1998, S. 39 f. (P);
    dies. (Hg.), Am andern Ufer, in: Verlassenes Ende, Gedichte, S. 51-56 (P);
    R. Wall, Verbrannt, verboten, vergessen, Kl. Lex. dt.sprach. Schriftstellerinnen 1933-1945, 1988 (P);
    Lex. sozialist. Lit.;
    Kosch, Lit.-Lex³;

    Personalbibliogrr. österr. Dichter.

  • Author

    Marta Pelinka-Marková
  • Citation

    Pelinka-Marková, Marta, "Rühle-Gerstel, Alice" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 218-219 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118953877.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA