Dates of Life
1831 – 1919
Place of birth
Gotha
Place of death
Berlin
Occupation
Jurist
Religious Denomination
lutherisch
Authority Data
GND: 117265349 | OGND | VIAF: 72166735
Alternate Names
  • Stölzel, Adolf Friedrich
  • Stölzel, Adolf
  • Stölzel, Adolf Friedrich
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Objekt/Werk(nachweise)

Relations

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Citation

Stölzel, Adolf, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117265349.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Ernst (1795–1837), Stadtsekr. in G., Amtsadvokat, S d. Ernst Heinrich (1755–97, Sekr. d. Oberhofmarschallamtes in G.;
    M Ulrike (1798–1881), T d. Adolf Schmidt, Rat;
    Urur-Gvv Gottfried Heinrich Stoelzel (s. 1);
    Ur-Gvv Wilhelm Friedrich (1726–83, Gen.sup., Oberhofprediger in G. (s. Gen. 1);
    1) 1860 Anna (1839–73), aus Kassel, T d. Wilhelm Gotthelf Engelhard (1785–1848, Oberger.dir. in Kassel, u. d. Louise Waitz (1801–48), 2) 1875 Henriette (1835–1915), T d. Ludwig Carl August Weinrich († n. 1849), Min.repositar in Kassel;
    1 S aus 1) Otto (1869–1945, Oberlandesger.rat in Celle, Reg.präs. in Kassel, Hon.prof. f. Verw.recht an d. Univ. Marburg, 2 T aus 1) Julie (* 1861, N. N. Weizsäcker, Kammerger.rat), Luise (* 1863, N. N. Encke, Kammerger.rat in B.);
    E Anna Luise (* 1897, Richard Weise, Oberreg.rat b. Finanzamt in Frankfurt/M.), Hildegard Jutta (* 1907, Karl Quint, * 1900, Dr. iur., Senatspräs. am Oberlandesger. in Frankfurt/M.); Ur-Gvv d. 1. Ehefrau Johann Christoph Gatterer (1727–99, Prof. d. Gesch. in Göttingen (s. NDB VI); Gvv d. 1. Ehefrau Johann Philipp Engelhard (1753–1818, kurhess. GR, Dir. d. Kriegskollegiums; Gmv d. 1. Ehefrau Philippine Engelhard geb. Gatterer (1756–1831, Dichterin (s. ADB VI; Kosch, Lit.-Lex.³).

  • Biographical Presentation

    Nach dem Besuch einer Privatschule 1837–40 und des Gymnasiums in Kassel 1840–49 studierte S. seit 1849 Rechtswissenschaften in Marburg, 1850 in Heidelberg und seit 1852 wieder in Marburg, wo er das Staatsexamen ablegte. Nach dem Referendariat in Kassel 1852–60 wurde er hier 1860 Stadtgerichtsassessor, 1862 Obergerichtsassessor, 1867 Kreisrichter und 1869 Kreisgerichtsrat am ehemaligen Appellationsgericht Kassel. 1872 wurde er zum Kammergerichtsrat nach Berlin berufen, 1873 zum Geh. Justizrat und Vortragenden Rat im Justizministerium ernannt. Seit 1875 Mitglied der Justizprüfungskommission, wurde er 1886 deren Präsident. 1891 Kronsyndikus und Mitglied des Herrenhauses und 1896 Wirklicher Geh. Rat, schied er 1898 aus dem Ministerialdienst aus und beendete 1905 auch die Mitwirkung in der Justizprüfungskommission.

    Wie kaum ein anderer Jurist seiner Zeit verband S. nachhaltiges Engagement für die Rechtspraxis und ausgeprägte wissenschaftliche Interessen: Einem 1861 veröffentlichten Handbuch des kurhess. Zivilprozeßrechts folgte 1865 eine Abhandlung zum pandektistischen Sachenrecht. Als Referent im Justizministerium begleitete S. mehrere Entwürfe der preuß. Kulturkampfgesetze und des preuß. Vormundschaftsrechts. Er war maßgeblich an der Erstellung der Vorlage des 1875 erlassenen Personenstandsgesetzes (und damit an der reichsweiten Einführung der Zivilehe) beteiligt und förderte dessen Umsetzung in die Praxis durch sein Werk „Dt. Eheschließungsrecht als Anleitung für die Standesbeamten“ (1875/76, ³1904 mit Otto Stölzel). Großen Einfluß auf die Praxis der Juristenausbildung in Preußen erlangte S. mit der „Schulung für die zivilistische Praxis“ (Bd. 1, 1894, 111936, bearb. v. F. Steuber, Bd. 2, 1897, ⁵1914), die teilweise auf seine Vorlesungstätigkeit 1893/94 und 1896/97 als o. Honorarprofessor für Zivilrecht und Rechtsgeschichte (seit 1887) in Berlin zurückging. Hier wie in seinem weiteren Lehrbuch „Über Proberelationen, eine Mittheilung aus der Justizprüfungskommission“ (1888, ⁶1936 u. d. T. Über d. prakt. Arb. in d. zweiten jur. Staatsprüfung, bearb. v. W. Schwister) verdichtete sich S.s weithin positiv aufgenommenes Bestreben, dogmatische Theorie und fallbezogene Praxis bereits in der Ausbildung zusammenzuführen.

    S. war stets an rechtshistorischen Fragestellungen interessiert. Seine quellengestützte Studie über die Einflüsse des röm. Rechts auf die frühneuzeitliche dt. Gerichtsbarkeit trug ihm den Preis der Rubenow-Stiftung der Univ. Greifswald ein. Seit etwa 1880 wandte sich S. der preuß. Rechtsgeschichte zu. Dabei dominierte neben der intensiven Verwertung archivalischer Materialien zwar v. a. die biographische Perspektive, wie in seinem bis heute grundlegenden Werk über Carl Gottlieb Svarez (1885). Doch die monumentale Analyse von „Brandenburg-Preußens Rechtsverwaltung und Rechtsverfassung“|(2 Bde., 1888, Nachdr. 1989, hg. v. J. Regge), die von den hochmittelalterlichen Anfängen bis in S.s Gegenwart reichte, war zugleich auch eine „Strukturgeschichte des brandenburg.-preuß. Staates“ (Neugebauer). S. erlangte große Anerkennung für dieses Werk, das er 1888/89 in einer 1889 publizierten Vorlesung der Öffentlichkeit vorstellte (Fünfzehn Vorträge aus d. Brandenburg.-Preuß. Rechts- u. Staatsgesch., 1889, Nachdr. 1998). Jedoch mißlang sein Versuch, 1888 die „Einrichtung einer rechtshistorischen Commission für Preußen“ durch das Kultusministerium zu erreichen. Seine großen Werke über „Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung“ (Bd. 1, Der Brandenburger Schöppenstuhl, 1901, Bd. 2, Billigkeits- u. Rechtspflege d. Rezeptionszeit in Jülich-Berg, Bayern, Sachsen u. Brandenburg, 1910) sowie über „Geding und Appellation, Hof, Hofgericht und Räte, Abschied und Urteil“ (1911) wurden allerdings kritisch bewertet. Nicht zuletzt deswegen wurde S. von der zeitgenössischen Rechtshistorie den „rechtsgeschichtlich unterrichtenden und mitarbeitenden Praktikern“ (Stutz) zugerechnet, sein Einfluß im Bereich der preuß. Justizbürokratie und Juristenausbildung war ungleich stärker ausgeprägt.

  • Awards

    A Dr. iur. h. c. (Marburg 1872);
    Dr. phil. h. c. (Breslau);
    preuß. Roter Adlerorden 1. Kl. mit Krone;
    Rr. d. Kronenordens 1. Kl. mit Brillanten;
    Komturkreuz d. Hohenzollernschen Hausordens;
    Mitgl. d. Jur. Ges. Berlin u. als deren Vertr. Mitgl. d. Savigny-Stiftung 1897–1919;
    Ehrenmitgl. d. Gesch.vereine Kassel, Breslau u. Berlin sowie d. Ges. f. Kirchenrechtswiss., Göttingen.

  • Works

    Weitere W Hdb. d. kurhess. Zivil- u. Zivilprozeßrechts, 1861;
    Die Lehre v. d. operis novi nunciatio u. d. interdictum quod vi aut clam, 1865;
    Die Entwicklung d. gel. Richtertums in d. dt. Territorien mit vorzugsweiser Berücksichtigung d. Verhältnisse im Gebiet d. ehem. Kft. Hessen, 1872;
    Urkundl. Material aus d. Brandenburger Schöppenstuhlsakten, hg. mit E. Deichmann u. V. Friese, Bd. 1–4, 1901;
    Die Verhh. über Schillers Berufung nach Berlin, geschichtl. u. rechtl. unters., 1905;
    Ger.buch d. Stadt Cassel aus 1505 u. 1606, in: Festgabe z. 60. Geb.tage d. Herrn geh. JR Prof. Dr. Rießer, 1913, S. 250–305, auch separat publ. 1913;
    Ein Karolinger Königshof in 1000j. Wandlung, zugl. e. Btr. z. Gesch. d. Hagestolzenrechts, 1919;
    Nachlaß:
    Hess. StA Marburg, enth. auch d. unveröff. Lebenserinnerungen, Korr. u. e. W-Verz.;
    StA Preuß. Kulturbes, I. HA, Rep. 84a, Nr. 4993 (z. Entstehung d. Buches über Svarez), Nachlaß Althoff (Korr. z. Projekt e. rechtshist. Komm.).

  • Literature

    Ch. Grahl, „Das Leben kein Traum“, Aus d. Lebenserinnerungen d. Jur. u. Gesch.forschers A. S., in: O. Behrends u. R. Dreier (Hg.), Gerechtigkeit u. Gesch., 1996, S. 133–42;
    J. Regge, Einl., in: A. S., Brandenburg-Preußens Rechtsverw. u. Rechtsvfg., dargest. im Wirken seiner Landesfürsten u. Justizbeamten, Nachdr. 1989, S. V–XII;
    W. Neugebauer, Die Anfänge strukturgeschichtl. Erforsch. d. preuß. Historie, in: ders. u. R. Pröve (Hg.), Agrar. Vfg. u. pol. Struktur, 1998, S. 383–429;
    U. Stutz, Germanist. Chronik, in: ZSRG G 40, 1919, S. 393–400;
    Stintzing-Landsberg;
    Dt. Zeitgenossenlex.;
    Wi. 1914;
    DBJ II, Tl.;
    HRG.

  • Portraits

    Foto, 1888;
    Foto v. R. Dürkoop, o. J. (beide Wiss. Slgg. d. Humboldt-Univ.zu Berlin, Porträtslg. Berliner Hochschullehrer).

  • Author

    Andreas Thier
  • Citation

    Thier, Andreas, "Stölzel, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 392-393 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117265349.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA