Dates of Life
1892 – 1976
Place of birth
München
Place of death
Gstaad (Kanton Bern)
Occupation
Kunsthändler ; Kunstsammler
Religious Denomination
-
Authority Data
GND: 119197960 | OGND | VIAF: 74657817
Alternate Names
  • Thannhauser, Justin Kurt
  • Thannhauser, Justin
  • Thannhauser, Justin Kurt
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Relations

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Citation

Thannhauser, Justin, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119197960.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Heinrich (s. 1);
    1) Käthe Levi (1894–1960), emigrierte mit T. über d. Schweiz, Frankr., Spanien u. Portugal in d. USA, 2) Hilde Breitwisch (1919–91), übersiedelte 1971 mit T. n. Bern, gründete e. bis 2005 bestehende Stiftung;
    K aus 1) u. a. Heinz (1918–44 in Sizilien), Kunsthist., Funker in d. US-Air Force, Michel (1920–52 Freitod);
    Vt Siegfried Rosengart (s. Gen. 1).

  • Biographical Presentation

    T. arbeitete seit 1909 in der Galerie seines Vaters mit; er studierte einige Semester in München, Berlin und Florenz Geschichte, Philosophie und Psychologie. 1911 ging er nach Paris, wo er Kontakte zu wichtigen Künstlern und Kunsthändlern wie Wilhelm Uhde (1874–1947) und Daniel-Henry Kahnweiler (1884–1979) knüpfte. Zurück in München, präsentierte er 1913 die (zusammen mit Kahnweiler organisierte) bis dahin weltweit größte Ausstellung mit Werken Picassos (76 Gemälde, 30 Arbeiten auf Papier), die dessen singuläre Stellung in der zeitgenössischen Kunst aufzeigte und von Picasso selbst als Ausgangspunkt seines Weltruhms bezeichnet wurde; aus dieser Zusammenarbeit entstand die lebenslange Freundschaft der beiden T. mit Picasso. Als während des 1. Weltkriegs die Kontakte zur Pariser Kunstszene abbrachen, setzten sie sich weiterhin für franz. Kunst ein, auch wenn sie zunehmend dt. Künstler (Leibl-Kreis, Spitzweg, Münchner Malerei) ausstellten. T. wurde 1914 als Soldat eingezogen, erlitt eine Kriegsverletzung und kehrte 1916 nach München zurück. 1919 gründeten Vater und Sohn mit Blick auf den zunehmend wichtiger werdenden Kunstmarkt in der Schweiz und den Vereinigten Staaten eine Filiale in Luzern, die von T. und seinem Vetter Siegfried Rosengart geleitet wurde. Wegen Heinrichs Erkrankung übernahm T. seit 1921 weitgehend die Geschäftsleitung. 1927 eröffnete er eine weitere Galerie in Berlin; deren enormer Erfolg und das zunehmend konservative Klima in München veranlaßten ihn, das Münchner Stammhaus im Sept. 1928 zu schließen und die Luzerner Filiale Rosengart zu überlassen; die Teilhaberschaft mit Rosengart wurde erst 1937 aufgelöst. Nachdem er seinen Vater zur Übersiedlung in die Schweiz bewogen hatte, verließ T. Deutschland 1937. Seine Sammlung klassischer dt. Kunst mußte er zur Zahlung der Reichsfluchtsteuer zurücklassen, Bibliothek und Archiv nahm er mit. Bis 1939 betrieb er in Paris einen Kunsthandel und begann bald darauf, Teile seiner Sammlung in die USA und nach Südamerika weiterzuschicken. Den Ausbruch des 2. Weltkriegs erlebten T. und seine erste Frau in der Schweiz, von wo aus sie nicht mehr nach Paris zurückkehrten. Ihr Besitz in München und Berlin wurde von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. 1940 emigrierte das Ehepaar über das unbesetzte Frankreich, Spanien und Portugal in die USA, wo T. – dank der in Übersee befindlichen Werke – rasch erneut im Kunsthandel tätig wurde. Seine guten Kontakte zu den dort lebenden Europäern und die allgemein zunehmende Wertschätzung klassischer Moderne halfen ihm, auch hier – von seinem Privathaus aus – bald wieder einen florierenden Kunsthandel aufzubauen. Nachdem der für die Nachfolge vorgesehene Sohn Heinz 1944 in Sizilien gefallen war und der jüngere, schwer traumatisierte Sohn Michel 1952 in New York Selbstmord begangen hatte, wandelte T. seine Kunstsammlung in die „Thannhauser Foundation“ um, die er 1965 dem Guggenheim Museum in New York überließ. Mit seiner zweiten Frau übersiedelte er 1971 nach Bern. 1965 eröffnete das Guggenheim Museum einen eigenen Flügel für die von T. gestiftete Sammlung, zunächst als Leihgabe, bis sie nach seinem Tod in das Eigentum des Museums überging. Das Berner Kunstmuseum zeigte 1978 eine Gedächtnisausstellung für ihn und erhielt, wie auch das Guggenheim Museum, von der Witwe weitere Schenkungen. Diese betraute mit der Verwertung der restlichen Sammlung eine eigens zu diesem Zweck gegründete Stiftung, die nach Erfüllung ihrer Aufgabe 2005 aufgelöst wurde.

  • Literature

    L J. Glaesemer u. B. Studer (Hg.), Slg. J. T., Ausst. kat. Kunstmus. Bern 1978 (P);
    S. v. Möller, Kunsthandel u. Kunstexport, in: F. Prinz u. M. Krauss (Hg.), München – Musenstadt mit Hinterhöfen, 1988, S. 248–52;
    Von Matisse bis Picasso, Hommage an|S. Rosengart, 1988;
    K.-H. Meißner, Der Handel mit Kunst in München, in: R. Walser u. B. Wittenbrink (Hg.), Ohne Auftrag, Zur Gesch. d. Kunsthandels, Bd. 1, 1989, S. 12–103, bes. S. 44–57;
    M.-A. v. Lüttichau, Die Moderne Galerie H. T. vor d. Ersten Weltkrieg u. der Blaue Reiter, ebd., S. 117–29 (P);
    ders., Die moderne Galerie H. T. in München, in: H. Junge (Hg.), Avantgarde u. Publikum, Zur Rezeption avantgardist. Kunst in Dtld. 1905–1933, 1992, S. 299–306;
    V. E. Barnett, Guggenheim Mus. – T. Collection, 1992;
    Ch. Geelhaar, Picasso – Wegbereiter u. Förderer seines Aufstiegs, 1993;
    A. Pophanken u. F. Billeter, Die Moderne u. ihre Sammler, 2001;
    G. Herzog, T., Händler, Sammler, Stifter, in: Sediment, Mitt. z. Gesch. d. Kunsthandels, H. 11, 2006 (P);
    M. Drutt, A Showcase for Modern Art, The T. Collection of the Guggenheim Mus., in: The Guggenheim Collection, Ausst.kat. Bonn 2006, S. 66–93 (P);
    E. Bilski, Die „Moderne Galerie“ v. H. T., Ausst.kat. Jüd. Mus. München 2008 (P);
    dies., H. T. as a Patron of Art and Culture in Munich, in: Sammeln, Stiften, Fördern, Jüd. Mäzene in d. dt. Ges., bearb. v. A. Baresel u. P. Müller, 2008, S. 251–63;
    BHdE I;
    Biogr. Gedenkbuch Münchner Juden; – Nachlaß: Zentralarchiv d. internat. Kunsthandels (ZADIK) Köln.

  • Portraits

    P Photogrr. im ZADIK, Abb. in: Bilski, Die „Moderne Galerie“ (s. L), S. 30, 35 u. 38

  • Author

    Eva Chrambach
  • Citation

    Chrambach, Eva, "Thannhauser, Justin" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 80-81 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119197960.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA