Lebensdaten
1516 – 1584
Geburtsort
Leipzig
Sterbeort
Graz
Beruf/Funktion
Jurist ; Romanist ; Rat Kaiser Ferdinands I. ; Kanzler des innerösterreichischen Regiments
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119863812 | OGND | VIAF: 100217689
Namensvarianten
  • Walther von Walthersweil, Bernhard
  • Walther, Bernhard
  • Walther von Walthersweil, Bernhard
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Zitierweise

Walther, Bernhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119863812.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hieronymus (1475–1549, 2] Katharina Preutigam), Bürger in L., S d. Jobst (1435–1510), Stadtschreiber in Lindau/ Bodensee, Rat v. Ehzg. Sigismund v. Österr. u. Tirol sowie Ks. Maximilian I. (?) (s. Gen. 1), u. d. Barbara Pfister;
    M Rosina, T d. Kunz (Konrad) Preußer, Bürger u. Ratsherr in L.;
    B Hieronymus (1500–60), ksl. Rat, Hptm. in Joachimsthal (Böhmen), Georg (1520–82), Erhard gen. Longinus (1525–68), Herr in Neu-Collberg u. Oberthal, ebfl. Rat in Salzburg;
    Ur-Gvv Jobst (Jos) (um 1390–1450), in Memmingen;
    1) Anna Terschin, 2) Barbara Seherin v. Sohntal, 1 T aus 1) Anna ( Wolfgang Schranz, 1530–94, Hofvizekanzler v. Ehzg. Karl II. v. Steiermark), 2 S aus 2) Bernhard (1555–1624), ksl. Oberstkämmerer, Stephan (* 1550);
    N Hieronymus (1557–1610), ksl. Kämmerer, Longin (1560–1624), Hofkriegsrat.

  • Biographie

    W. wurde nach Studien in Leipzig (bis 1534) sowie in Bologna (1537 / 38) und Pavia (1541 Dr. iur.) zum Wintersemester 1540 / 41 auf ein Ordinariat für Institutionen des Justinian an die Univ. Wien berufen. Hier war er neben seiner Professur 1542–44 Prokurator der Sächs. Nation und 1546–50 landesfürstlicher Superintendent der Universität. Ks. Ferdinand I. berief W. 1547 als Rat in das Regiment der für die Verwaltung der niederösterr. Länder zuständigen Behörde, die außer Österreich unter bzw. ob der Enns auch die innerösterr. Länder Steiermark, Kärnten und Krain umfaßte, und an deren Spitze W. 1556 als Kanzler stand. Nach Teilung der Länderverbindung 1564 war er bis zu seinem Tod Kanzler des neuen innerösterr. Regiments in Graz.

    In die Zeit seines Wirkens in Wien fallen W.s Veröffentlichungen über Studien zu Gegenständen der Artistenfakultät: „Praecepta Rhetorices“ (1542 u. 1545) sowie „De Dialectica“ (1546), jeweils auf Grundlage von Quellen „ex iure“ bearbeitet, worin sich Einflüsse des Humanismus manifestieren, besonders von Andreas Alciato (1492–1550), bei dem W. Vorlesungen gehört hatte. Weitere, in Wien mit einem „Miscellaneorum Libellus“ (1546 samt Erg. 1548 / 49) begonnene, romanistische Studien führte er 1572 in Graz fort und ergänzte sie 1574.

    Über seine Zeit hinaus bekannt wurde W. v. a. als Verfasser von 15 Traktaten (aufgezeichnet 1552–58) über österr. Gewohnheitsrecht (Landsbrauch), worüber er Kenntnisse in der Praxis am Regiment erwarb. Von einzelnen Abhandlungen über Materien des Erb- bzw. Prozeßrechts abgesehen, befaßten sich die Traktate vorwiegend mit Fragen obrigkeitlichen Handelns im Bereich der Grundherrschaft im Vergleich mit dem röm. Recht, das im Rechtsleben bei Lücken oder Widersprüchen in den heimischen Quellen subsidiär als Gemeines Recht anzuwenden war. In seinen Zielsetzungen folgte W. damit den in Niederösterreich im 16. Jh. einsetzenden Vorarbeiten zur Normierung des Landesrechts in Gesetzbüchern (Landrechtsbücher, Landesordnungen), in die seine Traktate z. T. wörtlich übernommen wurden. Ferner beeinflußten sie Anfang des 17. Jh. die Versuche zur Aufzeichnung des oberösterr. Landesrechts in einer Landtafel und waren überdies in der Steiermark handschriftlich verbreitet. Im Rechtsleben fanden sie wegen ihrer gesetzesgleichen Diktion bis zum Beginn der Kodifikationsarbeiten im 18. Jh. eine Anwendung wie geltendes Recht. 1718 wurden sie unter dem lat. Titel „Aurei juris tractatus“ gedruckt.

    Ende des 17. Jh. wurde W. als „Primarius“ (Beckmann) der österr. Rechtsgelehrten tituliert. Seine „Goldenen Traktate“ zählen bis heute zu den wichtigsten Quellen der österr. Privatrechtsgeschichte. W. gilt deswegen auch als „Vater der österreichischen Jurisprudenz“ (Luschin).

  • Werke

    |u. a. Miscellaneorum ad ius pertinentium, 2 Bde., Venedig 1572, Köln 1573 u. 1596;
    Miscellaneorum ad ius pertinentium, 4 Bde., Graz 1574;
    Aureus juris austriaci tractatus continens observationes selectas […], als Anhang in: J. B. Suttinger, Consuetudines austriacae, ad stylum excelsi regiminis infra Anasum olim accomodatae, Nürnberg 1718, ed. in: M. Rintelen (Hg.), B. W.s privatrechtl. Traktate aus d. 16. Jh., 1937.

  • Literatur

    L N. Beckmann, Idea juris statutarii et consuetudinarii styriaci et austriaci cum jure romano collati, 1688 (Verz. d. Autoren);
    A. Luschin v. Ebengreuth, Österr. Reichsgesch., 1896, S. 365;
    I. Pfaff, B. W. v. Walthersweil als Romanist d. 16. Jh., in: Ksl. Ak. d. Wiss. in Wien, phil.-hist. Kl., SB 186 / 3, 1918, S. 5–38;
    M. Rintelen, Einl. zu: ders. (Hg.), B. W.s privatrechtl. Traktate aus d. 16. Jh., 1937, S. 1–60;
    ders., B. W., Heimat u. Ahnen, in: FS Adolf Zycha, 1941, S. 313–35;
    ders., Landsbrauch u. gemeines Recht im Privatrecht d. altösterr. Länder, in: FS Artur Steinwenter, 1958, S. 78–99, bes. 84 ff.;
    G. Wesener u. G. Wesenberg, Neuere dt. Privatrechtsgesch. im Rahmen d. europ. Rechtsentwicklung, ⁴1985, S. 113 f.;
    G. Wesener, in: W. Brauneder (Hg.), Juristen in Österr. 1200–1980, 1987, S. 39–42 u. 369 f. (L) u. 370 f. (W-Verz.);
    ders., Einflüsse u. Geltung d. röm.-gemeinen Rechts in d. altösterr. Ländern in d. Neuzeit (16. bis 18. Jh.), 1989, S. 19 f., 22 f. u. 40 f.;
    ders., Humanist. Jurisprudenz in Österr., in: FS Hermann Baltl, 1998, S. 369–87, bes. S. 379 ff.;
    W. Brauneder, Die staatsrechtl. Bedeutung österr. Juristenschrr. d. 16. Jh., in: ders. (Hg.), Studien I: Entwicklung d. Öff. Rechts, 1994, S. 40 ff.;
    ders., in: HRG;
    G. Hamza, Die Entwicklung d. Privatrechts auf röm.rechtl. Grundlage unter bes. Berücksichtigung d. Rechtsentwicklung in Dtld., d. Schweiz u. Ungarn, 2002, S. 52 ff.;
    Ch. Neschwara, Landständ. Einfluß auf d. Gesetzgebung in d. Frühneuzeit, Am Bsp. d. Landesordnungsprojekts f. Österr. unter d. Enns v. 1650, in: H. Gehringer u. a. (Hg.), Landesordnungen u. Gute Policey in Bayern u. Österr., 2008, S. 169–210, bes. S. 175;
    Zedler 53, S. 829.

  • Autor/in

    Christian Neschwara
  • Zitierweise

    Neschwara, Christian, "Walther, Bernhard" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 370-371 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119863812.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA