Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Aargauer Familie
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 139199969 | OGND | VIAF: 100496113
Namensvarianten
  • Ringier

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Zitierweise

Ringier, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139199969.html [24.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Der Küfer Hans aus Nîmes (Frankreich) soll sich 1527 in Zofingen eingebürgert haben. Gegen Ende des 16. Jh. erscheinen bereits drei seiner Söhne als Zofinger Ratsherren, Michael (1521–1605) wurde gar Schultheiß. Die zahlreiche Nachkommenschaft der R. betätigte sich in Zofingen mehrheitlich als Handwerker (v. a. Messerschmiede, Metzger, Gießer u. Gerber), gelegentlich auch als Wirte, Samuel (1778–1830, s. L) und Viktor Abraham (1802–80, s. L) als Apotheker. Wiederholt sind R. im städtischen Rat anzutreffen; mit Samuel (1706–86) wurde ein zweiter von ihnen Schultheiß, und 1841-68 stellte das Geschlecht mit Rudolf Friedrich (1805–86) als Stadtammann das dritte Mal das Stadtoberhaupt.

    In dritter Generation nach der Einbürgerung wurde Moriz (1557–1615) Pfarrer und Dekan in Zofingen. 19 seiner direkten Nachkommen bekleideten über neun Generationen hinweg Pfarrerstellen, sein Sohn Johann Heinrich (1635–86, s. ADB 30) und sein Enkel Johann Georg (1681–1742) jene in Madiswil (Kt. Bern), während sein weiterer Enkel Heinrich|(1668-1745, s. ADB 29 u. 33) 1715 Professor an der Berner Akademie wurde und theol. Schriften publizierte. Insgesamt zählte das Geschlecht R. bis ins 19. Jh. ca. 30 prot. Geistliche, die fast ausschließlich im bern. Herrschaftsgebiet wirkten.

    Mit den Zofinger Ratsherren Beat (1712–78) und Niklaus (1734–66), Sohn des Schultheißen Samuel, betätigten sich erste Glieder der Familie als Fabrikanten in der nach dem Verlagssystem organisierten protoindustriellen Tuchweberei, die in Zofingen Mitte des 18. Jh. eine Blüte erlebte. Weitere Kaufleute folgten ihnen Ende des 18. und bis Mitte des 19. Jh. nach, wenn auch nicht in direkter Deszendenz. Der Architekt Niklaus Emanuel (1744–1815) schuf 1792-95 mit dem spätbarocken Rathaus seiner Heimatstadt einen Repräsentationsbau.

    Im 19. Jh. gelang es Mitgliedern der Familie, als Politiker den lokalen Rahmen aufzubrechen. Der Notar und Stadtschreiber Johann Rudolf (1744–1813) vertrat 1798 in Bern die Interessen seiner Stadt. Anschließend präsidierte er die provisorische Nationalversammlung des neuen Kantons Aargau und wurde helvet. Oberrichter. Seit 1803 hatte er den Vorsitz im aargau. Appellationsgericht inne und war Mitglied des aargau. Großen Rats. Der Zofinger Stadtrat Samuel (1767–1826) entwarf 1803 im Auftrag der Regierung das Wappen des Kt. Aargau. Karl Ludwig (1808–75), Bruder des Pfarrers Friedrich Hieronymus (1810–79, s. Bern. Biogr. IV, 1902, S. 81-90), war 1837-75 aargau. Staatsschreiber, Karl Arnold (1845–1923, s. Kosch, Biogr. Staatshdb.) 1880-1919 aargau. Regierungsrat und wiederholt Landammann. Im nationalen Rahmen tätig waren Johann Rudolf (1797–1879), 1851-54 und 1856-66 als Nationalrat, Gottlieb (1837–1929, s. Kosch, Biogr. Staatshdb.), 1866-77 als Ständerat (1875 Präs.) und 1881-1909 als Bundeskanzler der Schweizer. Eidgenossenschaft.

    Johann Rudolf (1803–74) begründete 1833 die Buchdruckerei R. in Zofingen, die unter ihm und seinem Sohn Franz Emil (1837–98) noch kleingewerblichen Charakter hatte. Erst unter Franz Emils Sohn Paul (1876–1960) wurde das Unternehmen zum industriellen Druckbetrieb. Pauls Leistung bestand einerseits in der Einführung und Weiterentwicklung des Rotations-Kupfertiefdrucks, andererseits in der Ausrichtung auf ein breites, nationales Publikum und in der Vergrößerung seiner Palette an Zeitungs- und Zeitschriftentiteln, darunter die seit 1911 erscheinende „Schweizer Illustrierte Zeitung“. Die Firma „Ringier & Co.“ beschäftigte 1936 in Zofingen 700 und 1956 bereits 1700 Personen. Der bedeutendste verlegerische Schritt der Nachkriegszeit war die Lancierung der Boulevardzeitung „Blick“ 1959, die seit 1966 die auflagenstärkste Tageszeitung der Schweiz ist. Seit Mitte der 1970er Jahre sind die Redaktionen der Ringier-Titel in Zürich ansässig, während das Druckzentrum in Zofingen verblieb. Hans (* 1906) als Vertreter der vierten und seine Söhne Christoph (* 1941; bis im Untern.) und Michael (* 1949, s. SZ v. 7.5.1994) aus der fünften Verlegergeneration bauten das Unternehmen weiter aus, so in den 1990er Jahren durch den Aufbau von Verlagsobjekten in Osteuropa. Mit einem Umsatz von 650 Mio. Euro (2000) und 5000 Beschäftigten, davon 3200 im Inland, gehört „Ringier“ zu den größten Medienunternehmen der Schweiz.

  • Literatur

    C. Schauenberg-Ott, Die Stammregister d. gegenwärtigen u. in diesem Jh. ausgestorbenen bürgerl. Geschlechter d. Stadt Zofingen (…), 1884;
    F. Schoder, Die Ortsbürger v. Zofingen, 1962;
    Ch. Lüthi u. a., Zofingen im 19. u. 20. Jh., 1999;
    HBLS;
    Aargau. Biogr. Lex. (P);
    Schweizer Lex.;
    zu Samuel u. Viktor Abraham:
    F. Ledermann (Hg.), Schweizer Apotheker-Biogr.

  • Autor/in

    Andreas Steigmeier
  • Zitierweise

    Steigmeier, Andreas, "Ringier" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 634-635 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139199969.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA