Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Waggon- und Maschinenfabrikant
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 131881574 | OGND | VIAF: 67611571
Namensvarianten
  • Ringhoffer, Freiherren von

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Zitierweise

Ringhoffer, Freiherren von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd131881574.html [24.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Jakob (1673–1732) war Schmied in Müllendorf (Westungarn, heute Burgenland). Sein Enkel Franz (1744–1827) übersiedelte 1769 nach Prag, wo er 1771 eine Kupferschmiede einrichtete und v. a. Braupfannen herstellte. Seinen gesellschaftlichen Aufstieg bezeugt die Übernahme öffentlicher Funktionen: 1791 wurde er Vorsteher der Prager Kupferschmiedezunft, 1803 Mitglied des Stadtverordnetenkollegiums, später Stadtrat. Sein Sohn Josef (1785–1847) übernahm das väterliche Unternehmen und erweiterte es mit einem Kupferhammerwerk in Kamenitz (Böhmen). Er wurde damit zum bedeutenden Erzeuger von Betriebseinrichtungen für Zuckerfabriken und Spirituosenbrennereien (1832 Hof-Kupferschmiedemeister) und erhielt 1843 die „Fabriksbefugnis“ zur Erzeugung aller Kupfer- und sonstigen Metallwaren. Josefs Sohn Franz (1817–73, Frhr. 1873, ⚭ Josephine Schallowetz, 1822–96, Gutsbes.-T), erhielt am Prager Polytechnikum eine höhere Ausbildung, trat dann in das Unternehmen des Vaters ein und erwarb die Güter Kamenitz, Stiřin, Popowitz, Lojowitz und Pischely (Böhmen). Seit 1852 ließ er in Smichow bei Prag eine Waggonfabrik mit einer Eisengießerei erbauen, wo zuerst Güterwaggons, dann Tender und auch Personenwaggons hergestellt und eine Trägernieterei und ein Sägehaus angeschlossen wurden. Seit 1861 war Franz Bürgermeister von Smichow, 1861-65 und 1872/73 vertrat er den Großgrundbesitz im böhm. Landtag (Franz-Joseph-Orden 1861, Orden d. Eisernen Krone, 1873). Sein Bruder Emanuel (1823–1903, Rr. 1900) war 1864-82 Professor für Hochbau am Polytechnischen Institut in Prag (1871/72 Rektor, Orden d. Eisernen Krone, 1881).

    Unter der Leitung der drei Söhne von Franz wurden die Ringhoffer-Werke trotz der allgemeinen Wirtschaftskrise seit 1873 zur größten Waggonfabrik der Habsburgermonarchie ausgebaut. Das Erzeugungsprogramm wurde dem neuen Bedarf angepaßt: Straßenbahnwagen für Prag, Bierwagen mit Eiskühlung, Speisewagen für die Schlafwagengesellschaft in Brüssel wurden ebenso gebaut wie acht künstlerisch ausgestattete Waggons für den Hofzug Ks. Franz Josephs. 1906 gründeten die Ringhoffer-Werke gemeinsam mit der Böhm.-Mähr. Maschinenfabrik eine Gesellschaft für die Automobilbau, aus der später die Automobilwerke „Praga“ hervorgingen. Franz Seraph Josef (1844–1909), der älteste der Brüder, war verheiratet mit Franziska Freiin Klein v. Wisenberg (1853–1940). Er schlug nach dem Studium am Prager Polytechnikum und an der Genieakademie in Klosterbruck zunächst die Militärlaufbahn ein (k. u. k. Hptm.), war 1876-82 Abgeordneter im böhm. Landtag und seit 1892 Mitglied des Herrenhauses (Franz-Joseph-Orden, 1890, Dr. techn. h. c, Dt. TH Prag). Emanuel (1848–1923, ⚭ Friederike Freiin Klein v. Wisenberg, 1855–1936), war 1878-82 ebenfalls Abgeordneter im böhm. Landtag und 1912-18 Herrenhausmitglied (Orden d. Eisernen Krone, 1898, Rr.kreuz d. Franz-Joseph-Ordens, 1907). Viktor (1854–1922) war verheiratet mit Marie Freiin Klein v. Wisenberg (1858–1921), die Schwester der drei Brüder, Emmy, mit dem mähr. Landtagsabgeordneten Franz Frhr. v. Wisenberg (1851–1930). Die zwei Söhne Franz Seraph Josefs traten nach dessen Tod als Gesellschafter in das Unternehmen ein und strukturierten es neu. Franz (1874–1940), der an der Dt. TH Prag studiert hatte, war Präsident des Verwaltungsrats der „Ringhoffer-Tatra-Werke AG“. Hans (1885–1946), der an der Dt. Univ. Prag Rechtswissenschaften studiert hatte, war seit 1909 Gesellschafter der Firma, seit 1923 Generaldirektor des neustrukturierten Ringhoffer-Konzerns (Dr.-Ing. E. h., Gouverneur d. tschechoslowak. Nat.bank). 1911 wurde die Firma in eine AG umgewandelt, die Landgüter mit ihrer Agrarindustrie, insbesondere die Großbrauerei Groß-Popowitz, blieben weiter im Familienbesitz. 1923 bildeten die „Ringhoffer-Werke“ eine Interessengemeinschaft mit der „Nesselsdorfer Waggonbau AG“, die schon seit 1897 Automobile herstellte. Mit der Marke „Tatra“ wurden Autos von hoher Qualität hergestellt. Die folgende Generation der Familie wurde aus der Tschechoslowakei vertrieben.

  • Literatur

    W. F. Exner, Btrr. z. Gesch. d. Gewerbe u. Erfindungen Österr.s, 1873, S. 12;
    Die Großind. Österr.s, Bd. 3, 1898, S. 105 ff., Bd. 1, 1908, S. 100 f.;
    Neue Freie Presse v. 26.7.1909;
    Ill. Österr.-Ung. Ehrenbuch, Alm. d. Mitgll. d. Ksl.-Österr. Franz Joseph-Ordens, 1909, S. 145;
    J. Slokar, Gesch. d. österr. Ind. u. ihrer Förderung unter Ks. Franz I, 1914, S. 615 f.;
    F. Hantschel, Biogrr. dt. Industr. aus Böhmen, o. J., S. 63 f.;
    Der Ringhoffer-Konzern in Wort u. Bild 1871-1927, Sonderbeil. d. „Prager Presse“ v. 25.12.1927;
    G. Stourzh, Die Mitgll. auf Lebensdauer im österr. Herrenhause 1861-1918, in: MIÖG 73, 1965, S. 83 ff.;
    R. Granichstaedten-Czerva, J. Mentschl u. G. Otruba, Altösterr. Unternehmer, 1969, S. 97;
    GHdA Freiherrl. Häuser B V, 1970, S. 298-302;
    ebd., Freiherrl. Häuser XVI, 1992, S. 447-54 (P);
    ebd., Adelige Häuser B XX, 1993, S. 364 f. (P);
    G. Otruba u. R. Kropf, Bergbau u, Ind. in d. Epoche d. Frühindustrialisierung (1820–1848), in: Bohemia 12, 1971, S. 115;
    J. Geršlová, Podnikatelské osobnosti 19. a privní poloviny 20. století u. Evropě, 1994, S. 17 ff.;
    J. Jetschgo, Skoda, Gablonz, Budweiser & Co., 2001, S. 46, 195 f., 198, 204;
    ÖBL;
    Biogr. Lex. Böhmen;
    Gotha. Tb. Frhrl. Häuser, 1877, S. 699 f.;
    Adelslex. XI, 2000, S. 428 f. |

  • Quellen

    Qu Österr. StA, Allg. Verw.archiv (Adelsakt Franz Frhr. v. R. 1873, Emanuel Rr. v. R. 1900).

  • Autor/in

    Josef Mentschl
  • Zitierweise

    Mentschl, Josef, "Ringhoffer, Freiherren von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 633-634 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd131881574.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA